Dagmar Heilsberg berichtet aus Florida

Dag­mar Heils­berg saß in den 70er-Jah­ren für die SPD im Ge­mein­de­rat von Schorn­dorf. Bis 2010 war sie Re­gio­nal­ge­schäfts­füh­re­rin der SPD Ba­den-Würt­tem­berg. Ih­ren Ru­he­stand ver­bringt sie den Win­ter über an ih­rem Zweit­wohn­sitz in Flo­rida. Hier schreibt sie, wie das Le­ben ohne Lock­down dort aus­sieht:

„Ich habe die erste Imp­fung mit Pfi­zer. Hurra! Die zweite werde ich am 7. April be­kom­men. Das ging ganz fix und wurde von der Feu­er­wehr in ei­nem Thea­ter ab­ge­wi­ckelt. Be­glei­tet von gu­ter Stim­mung und wit­zi­gen Kom­men­ta­ren. Ich kenne nur ein paar von den Al­ten, die sich noch nicht ha­ben imp­fen las­sen, weil sie auf den Impf­stoff von „John­son und John­son“ war­ten (den muss man nur ein­mal imp­fen). An­sons­ten geht das nun auch bei den un­ter 65-Jäh­ri­gen sehr schnell mit den Impf­ter­mi­nen. Auch Dro­ge­rien und ein Su­per­markt imp­fen.

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Kein Kaffee, keine Currywurst?

Kath­rin Fi­scher in ih­rem mo­bi­len Café

Kurz­mel­dung
Kath­rin Fi­schers Café-An­hän­ger und „Brut­zel-Ole“ sol­len am kom­men­den Sams­tag auf dem Markt feh­len. Die Stadt­ver­wal­tung hat ih­nen ver­bo­ten zu er­schei­nen. Be­grün­dung: Sie fürch­tet, dass sich vor ih­ren Stän­den An­samm­lun­gen bil­den. Kath­rin Fi­scher wehrt sich ge­gen diese Dis­kri­mi­nie­rung

Auch Stadt­rä­tin Kirs­ten Katz hält das Ver­bot für ver­fehlt, wie sie in ei­ner E‑Mail an den Bür­ger­meis­ter und sei­nen Ord­nungs­amts­lei­ter schreibt: „Die ge­plante Maß­nahme er­scheint will­kür­lich und nicht zu Ende ge­dacht.“ Sams­tags gin­gen die Men­schen pri­mär zum Ein­kau­fen auf den Markt. Das Ver­bot der Im­biss­stände würde ihre Zahl nicht re­du­zie­ren.

Ja, es werde so­gar das Ge­gen­teil er­reicht: Ge­rade durch das feh­lende An­ge­bot auf dem Markt­platz müss­ten die Leute ge­zwun­ge­ner­ma­ßen auf an­dere Gas­tro­no­mien aus­wei­chen. Dort ent­stün­den dann umso grö­ßere An­samm­lun­gen. Eine Ver­tei­lung auf meh­rere Stel­len hält sie für sinn­vol­ler.

Prima! Nehmen wir!

Kom­men­tar
Es klang ein­fach zu ver­lo­ckend: „Smart City“. Da sagte sich man­cher Stadt­rat: Das hat ir­gend­was mit In­tel­li­genz zu tun. Das ist gut. Kön­nen wir brau­chen. Prima! Neh­men wir! Und vor al­lem: Es wird auch noch be­zahlt. Durch För­der­gel­der. Da wär‘ man doch blöd, die­ses An­ge­bot aus­zu­schla­gen! Also ha­ben 22 Rä­tIn­nen am Don­ners­tag zu­ge­stimmt, dass Schorn­dorf sich als Mo­dell­kom­mune ei­ner „Smart City“ be­wirbt.

Es gab frei­lich man­che, die sag­ten: Was da ge­nau hin­ter die­sem Pro­jekt steht, hab ich nicht ver­stan­den. Die­je­ni­gen, die ge­wohnt sind, selbst zu den­ken und zu er­ken­nen, dass ir­gend­et­was nicht stimmt, wenn in der Vor­lage viele Worte ge­macht wer­den, aber am Ende kein Sinn raus­kommt. Man könnte es als Re­spekt­lo­sig­keit der Ver­wal­tung ge­gen­über dem Ge­mein­de­rat in­ter­pre­tie­ren: Sich nicht die Mühe ma­chen, ei­nen Sach­ver­halt so dar­zu­stel­len, dass ihn jede und je­der im Gre­mium ver­ste­hen kann.

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„Smart City“ könnte Demokratie ersetzen

Am Don­ners­tag soll der Ge­mein­de­rat dem Vor­schlag der Ver­wal­tung zu­stim­men, dass Schorn­dorf sich als Mo­dell­kom­mune für das Pro­jekt „Smart Ci­ties 2021“ be­wirbt. Die Idee der „Smart City“ kommt aus dem In­nen- und Hei­mat­mi­nis­te­rium des Bun­des. In der Charta dazu wird das Ziel be­schrie­ben, näm­lich di­gi­tale Tech­nik „in­tel­li­gent“ im öf­fent­li­chen Le­ben der Stadt ein­zu­set­zen. Dar­un­ter aber auch als „Vi­sio­nen ei­nes hy­per­ver­netz­ten Pla­ne­ten“ auf Seite 43: „Da wir ge­nau wis­sen, was Leute tun und möch­ten, gibt es we­ni­ger Be­darf an Wah­len, Mehr­heits­fin­dun­gen oder Ab­stim­mun­gen. Ver­hal­tens­be­zo­gene Da­ten kön­nen De­mo­kra­tie als das ge­sell­schaft­li­che Feed­back­sys­tem er­set­zen.“

Der Ver­ein „Di­gi­tal­cou­rage“ sieht in dem Pro­jekt Ge­fah­ren für die Selbst­be­stim­mung der Men­schen, und hat es da­her mit dem „Big-Brot­her-Award“ aus­ge­zeich­net. In sei­ner Be­grün­dung heißt es: „Der Be­griff ‚Smart City‘ ist eine schil­lernd-bunte Wun­der­tüte – er ver­spricht al­len das, was sie hö­ren wol­len: In­no­va­tion und mo­der­nes Stadt­mar­ke­ting, ef­fi­zi­ente Ver­wal­tung und Bür­ger­be­tei­li­gung, Nach­hal­tig­keit und Kli­ma­schutz, Si­cher­heit und Be­quem­lich­keit, für Au­tos grüne Welle und im­mer ei­nen freier Park­platz.“ – Tat­säch­lich ver­berge sich da­hin­ter aber die Er­rich­tung um­fas­sen­der Über­wach­ungs­strukturen.

„„Smart City“ könnte De­mo­kra­tie er­set­zen“ wei­ter­le­sen

Protest auf der Rathaustreppe

Kurz­mel­dung
In der Nacht auf Mon­tag ha­ben El­tern ih­rem Pro­test ge­gen die neu gel­tende Mas­ken­pflicht an Grund­schu­len vor dem Rat­haus Aus­druck ver­lie­hen. Die Kin­der wa­ren dort sym­bo­lisch mit ih­ren Schu­hen ver­tre­ten. Auch hat­ten sie selbst­ge­malte Bil­der ab­ge­legt. Auf klei­nen Pla­ka­ten wurde ein „So­for­ti­ges Ende der Mas­ken­pflicht für Kin­der“ ge­for­dert, ebenso: „Hände weg von un­se­ren Kin­dern“ und „Lasst die Kin­der at­men“.

„Der kleine grüne Kakapo“ – ein Herzensprojekt

Au­torin Sa­bine Layh
(Foto: M. Sig­mund)

Die ge­bür­tige Schorn­dor­fe­rin Sa­bine Layh hat ein Kin­der­buch ge­schrie­ben. Haupt­dar­stel­ler ist ein sel­te­ner Vo­gel, der Ka­kapo, der tat­säch­lich un­ter die­sem Na­men exis­tiert. „Als ich vor vier Jah­ren eine Do­ku­men­ta­tion über Neu­see­land sah, habe ich mich so­fort in die­sen pum­me­li­gen, flug­un­fä­hi­gen ‚Ver­lie­rer­ty­pen‘ ver­liebt“, er­klärt sie. „In Zei­ten über­bor­den­der Selbst­op­ti­mie­rung hat mich die­ser un­voll­kom­mene Vo­gel, der trotz­dem so treu­her­zig und ver­trau­ens­voll in die Welt blickt, sehr ge­rührt.“

Ein Kin­der­buch zu schrei­ben, war schon lange ein Traum der ge­lern­ten Gra­fi­ke­rin. Seit vie­len Jah­ren ist sie an den Schau­spiel­büh­nen in Stutt­gart für die Öf­fent­lich­keits­ar­beit ver­ant­wort­lich. Nach der In­spi­ra­tion durch den Fern­seh­be­richt nahm ihr Her­zens­pro­jekt Form an. Zu­sam­men mit Dirk Wa­an­ders ent­wi­ckelte sie die Idee. Der Haupt­teil der Schreib­ar­beit lag in ih­ren Hän­den. Her­aus­ge­kom­men ist ein „Kin­der­buch mit Witz und Poe­sie“. Die lie­be­vol­len Il­lus­tra­tio­nen stam­men von Kal­liopi Fous­kas – eben­falls eine echte Schorn­dor­fe­rin.

„„Der kleine grüne Ka­kapo“ – ein Her­zens­pro­jekt“ wei­ter­le­sen

Demokratie ist jeden Tag

Kom­men­tar
Vor­ges­tern durf­ten wir wie­der ein­mal spü­ren, dass wir „der Sou­ve­rän“ sind. Nach we­ni­gen Wo­chen, in de­nen wir von Wahl­pla­ka­ten an­ge­lä­chelt und mit schö­nen Wor­ten um­schmei­chelt wur­den, setz­ten wir ein Kreuz für die von uns fa­vo­ri­sierte Per­son oder Par­tei auf ei­nen Wahl­zet­tel. Zwei Stri­che, je­weils kaum län­ger als ei­nen Zen­ti­me­ter. Und das war’s dann. Jetzt wer­den wir fünf Jahre lang nicht mehr ge­fragt.

Bis zur nächs­ten Wahl könn­ten wir al­len­falls noch per Volks­ent­scheid zu ein­zel­nen The­men ein­grei­fen, wenn das, was un­sere Volks­ver­tre­te­rIn­nen tun, un­se­rem Vo­tum zu­wi­der­läuft. Es ist zu wün­schen, wenn diese bei je­der Ent­schei­dung daran den­ken, wo­her das Geld kommt, das sie aus­ge­ben. Dass es von un­zäh­li­gen Men­schen hart er­ar­bei­tet wurde. Wenn Ab­ge­ord­nete ihr Ge­halt selbst er­hö­hen in Zei­ten, da an­dere Men­schen um ihre Exis­tenz ban­gen, ist das, ge­linde ge­sagt, un­sen­si­bel.

„De­mo­kra­tie ist je­den Tag“ wei­ter­le­sen

Schieflage

Kom­men­tar
Für un­sere In­ter­views vor der Land­tags­wahl ha­ben wir alle Kan­di­da­tin­nen des Wahl­krei­ses an­ge­schrie­ben. Von Kath­rin Brei­ten­bü­cher (SPD) kam keine Ant­wort, und Pe­tra Häff­ner (Grüne) teilte mit, dass sie nicht im „Schorn­dor­fer On­line-Blatt“ er­schei­nen möchte. Auf Nach­frage ließ sie durch ihre per­sön­li­che Re­fe­ren­tin Frie­de­rike Köst­lin er­klä­ren: „Was sie an Ih­rem on­line-Fo­rum nicht schätzt und wo­mit sie nicht in Ver­bin­dung ge­bracht wer­den will, ist die of­fen­kun­dige Nähe zur Quer­den­ker-Be­we­gung.“

Wer es ge­wohnt ist, dass in Zei­tungs­ar­ti­keln über die Quer­den­ken-Be­we­gung ab­wer­tende Kom­men­tare ein­flie­ßen, hält Bei­träge im „Schoblatt“, in de­nen sol­che feh­len, viel­leicht schon für par­tei­isch. Ob­wohl diese tat­säch­lich den Re­geln ob­jek­ti­ver Be­richt­erstat­tung ent­spre­chen. Es ist die Le­se­ge­wohn­heit, die ei­nem da ei­nen Streich spielt und die ei­gene Wahr­neh­mung in Schief­lage bringt.

„Schief­lage“ wei­ter­le­sen

Zur Wahl: Brigitte Aldinger

In­ter­view
Wir er­le­ben ge­rade, dass Po­li­tik, wie sie seit­her be­trie­ben wird, an ihre Gren­zen stößt. Schon län­ger zeich­net sich ab, dass wir ei­nen Pa­ra­dig­men­wech­sel in der Ge­sell­schaft brau­chen: hin zu mehr Ehr­lich­keit, Ge­mein­sinn, Ver­ant­wor­tung. Dass also Po­li­tik die Men­schen in den Mit­tel­punkt stellt statt par­tei­po­li­ti­sches Kal­kül. Wir ha­ben den Kan­di­da­tin­nen für die Land­tags­wahl am 14. März sechs Fra­gen ge­stellt, um zu er­fah­ren, wie sie sich dies­be­züg­lich po­si­tio­nie­ren.
Heute: Bri­gitte Al­din­ger (die­Ba­sis):

1. Warum wird in der Po­li­tik so viel ge­lo­gen?

Ich denke, hier kommt oft zum Tra­gen, dass In­ter­es­sens­kon­flikte vor­lie­gen. Ak­tu­el­les Bei­spiel ist der CSU-Po­li­ti­ker Ge­org Nüß­lein. Die­ser Vor­fall wird si­cher­lich auch nicht der letzte seine Art sein, so­fern Lob­by­is­ten so­wie Be­ra­tungs­un­ter­neh­men die für sie pas­sen­den Ge­set­zes­vor­la­gen, Ent­schei­dun­gen usw. vor­le­gen bzw. er­stel­len, die dann nur noch von der Po­li­tik ab­ge­seg­net wer­den.

„Zur Wahl: Bri­gitte Al­din­ger“ wei­ter­le­sen
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schoblatt.de