
Interview
Wir erleben gerade, dass Politik, wie sie seither betrieben wird, an ihre Grenzen stößt. Schon länger zeichnet sich ab, dass wir einen Paradigmenwechsel in der Gesellschaft brauchen: hin zu mehr Ehrlichkeit, Gemeinsinn, Verantwortung. Dass also Politik die Menschen in den Mittelpunkt stellt statt parteipolitisches Kalkül. Wir haben den Kandidatinnen für die Landtagswahl am 14. März sechs Fragen gestellt, um zu erfahren, wie sie sich diesbezüglich positionieren.
Heute: Brigitte Aldinger (dieBasis):
1. Warum wird in der Politik so viel gelogen?
Ich denke, hier kommt oft zum Tragen, dass Interessenskonflikte vorliegen. Aktuelles Beispiel ist der CSU-Politiker Georg Nüßlein. Dieser Vorfall wird sicherlich auch nicht der letzte seine Art sein, sofern Lobbyisten sowie Beratungsunternehmen die für sie passenden Gesetzesvorlagen, Entscheidungen usw. vorlegen bzw. erstellen, die dann nur noch von der Politik abgesegnet werden.
2. Was bringen Frauen in die Politik ein, das Männer nicht haben?
Frauen haben Ansichten beziehungsweise Erfahrungen gesammelt, die Männer eventuell nicht haben. Ich bin der Überzeugung, dass die besten Entscheidungen gemeinsam getroffen werden können, wenn sich die Geschlechter gegenseitig ergänzen.
3. Wie kann verhindert werden, dass Gewählte „abheben“, statt dem Volk zu dienen?
Aus meiner Sicht ist das nur möglich, wenn wir unsere Politik basisdemokratisch aufbauen, denn nur so ist sichergestellt, dass der Wille des Volkes auch während der Legislaturperioden umgesetzt wird. Es ist wichtig, dass die Politiker weiterhin Kontakt zu den Wählern, uns Menschen, halten, um auch deren Ansichten bzw. Lebenssituation nachempfinden zu können.
4. Wie stehen Sie zum „Recall“ (Abberufen von Politikern während der Amtszeit)?
Die Einführung des „Recall“ unterstütze ich voll. Politiker sind natürlich nicht unfehlbar, denn immerhin sind sie auch nur Menschen. Sie müssen aber verstehen, dass Ihre Entscheidungen großen Einfluss auf das Leben der Wähler, der Menschen haben. Für ihre Entscheidungen müssen Sie geradestehen, genauso wie für begangene Verfehlungen oder sogar einer Ausnutzung des eigenen Status zur Vorteilsbeschaffung. Wer nicht das tut, wofür er gewählt wurde, der sollte seinen Platz einer fähigeren Person abgeben.
5. Welchen konstruktiven Nutzen sehen Sie in der aktuellen Krise?
Ich habe gemerkt, dass sozialer Kontakt und Umgang mit meinen Mitmenschen sehr wichtig ist und dieser kann auch nicht durch Online-Kontakte ersetzt werden. Ich hoffe, die Politik versteht, dass wir Menschen keine Roboter sind, die ohne Kontakte bzw. Freunde auskommen. Ich setze mich mehr für ein soziales Miteinander ein. Zudem brauchen wir künftig Regelungen, die es unmöglich machen, unsere Demokratie unsere Grundrechte einfach einzuschränken.
6. Worüber haben sie kürzlich richtig herzhaft gelacht?
Herzhaft gelacht habe ich in der vergangenen Zeit leider nicht allzu viel, da meine Freunde sowie meine Familie diejenigen sind, die sonst mit dabei sind. Herzhaft lachen alleine? Ein Lächeln ins Gesicht zaubern bei den seltenen Kontakten, das sind wichtige Momente für mich.