Kommentar
Für unsere Interviews vor der Landtagswahl haben wir alle Kandidatinnen des Wahlkreises angeschrieben. Von Kathrin Breitenbücher (SPD) kam keine Antwort, und Petra Häffner (Grüne) teilte mit, dass sie nicht im „Schorndorfer Online-Blatt“ erscheinen möchte. Auf Nachfrage ließ sie durch ihre persönliche Referentin Friederike Köstlin erklären: „Was sie an Ihrem online-Forum nicht schätzt und womit sie nicht in Verbindung gebracht werden will, ist die offenkundige Nähe zur Querdenker-Bewegung.“
Wer es gewohnt ist, dass in Zeitungsartikeln über die Querdenken-Bewegung abwertende Kommentare einfließen, hält Beiträge im „Schoblatt“, in denen solche fehlen, vielleicht schon für parteiisch. Obwohl diese tatsächlich den Regeln objektiver Berichterstattung entsprechen. Es ist die Lesegewohnheit, die einem da einen Streich spielt und die eigene Wahrnehmung in Schieflage bringt.
Und wer meint, dass die Beobachtung einer Gruppierung durch den Verfassungsschutz ein sicheres Indiz für deren Demokratiefeindlichkeit ist, scheint nicht zu wissen, dass diese Institution keine losgelöste göttliche Instanz ist, sondern unter der Aufsicht von Abgeordneten steht und möglicherweise auf Anweisung der Politik handelt.
Wenn ich die Polizei bitten würde, das Haus einer Abgeordneten zu beobachten, weil ich dort Umtriebe vermute, wenn ich diesen Einsatz dann fotografieren und als „Beweis“ dafür verwenden würde, dass dort was faul ist, wäre dies nichts weiter als eine Art sich selbst bewahrheitender Prophezeiung.
In der Weimarer Republik wurden missliebige Abgeordnete per Strafanzeige in Untersuchungshaft gebracht und so von einer Abstimmung ferngehalten. Für ehrliche DemokratInnen ziemen sich solch unwürdige Tricks nicht.