Am Rande bemerkt

Kurzglosse
Was kön­nen wir uns doch glück­lich prei­sen, in un­se­rem Ober­bür­ger­meis­ter ei­nen so tap­fe­ren Kämp­fer ge­gen die Pan­de­mie zu ha­ben:
Zwar konnte er die De­mons­tra­tion der Quer­den­ker am Frei­tag auf dem Markt­platz nicht ver­hin­dern.
Zwar konnte er nicht ver­hin­dern, dass sie dort be­haup­ten, die In­fek­ti­ons­zah­len seien nur Test­ergeb­nisse, keine Kran­ken, keine To­ten, und nur durch Mas­sen­test er­zielt, be­haf­tet mit ho­her Feh­ler­quote.
Zwar konnte er nicht ver­hin­dern, dass sich dort über 500 Men­schen ver­sam­melt ha­ben.
Er konnte das nicht ver­hin­dern, weil die Ver­samm­lungs- und Mei­nungs­frei­heit im Grund­ge­setz ga­ran­tiert sind.

Aber er sorgte kurz­ent­schlos­sen für ei­nen Aus­gleich.
Er ließ die his­to­ri­sche Füh­rung auf dem Al­ten Fried­hof mit Stadt­rä­tin Kirs­ten Katz ab­sa­gen.
Die sollte am Sonn­tag statt­fin­den.
Noch vor In­kraft­tre­ten der neuen Schutz­ver­ord­nung.
Dort wä­ren wahr­schein­lich nicht mehr als 12 Teil­neh­me­rIn­nen im Freien zu­sam­men­ge­kom­men.
Nicht ge­rade viel im Ver­gleich zu der Kund­ge­bung.
Doch was zählt, ist die löb­li­che Ab­sicht.

Auch der Ober­bür­ger­meis­ter bringt Op­fer mit die­sem Er­lass.
Denn er nimmt den „Bil­dungs­auf­trag“ der Stadt, wie er stets in Be­zug auf den Neu­bau der Stadt­bü­che­rei be­tont, sehr ernst.
Und nun lässt er eine Füh­rung, in wel­cher Stadt­ge­schichte ver­mit­telt wird, aus­fal­len. Ge­schichte von Frauen. Von star­ken Frauen. Also: sein fa­vo­ri­sier­tes Thema. Und ver­mit­telt von sei­ner – ver­mut­lich – Lieb­lings­stadt­rä­tin, da sie be­kannt­lich im­mer kri­tisch nach­hakt.

Was für ein Kämp­fer ge­gen die Pan­de­mie!

Sophie Scholls Neffe liest in Schorndorf

An­kün­di­gung
Ju­lian Ai­cher wird am Frei­tag, 30. Ok­to­ber, aus dem Buch „Die sanfte Ge­walt“ le­sen, in dem Er­in­ne­run­gen an seine Mut­ter Inge Ai­cher-Scholl zu­sam­men­ge­tra­gen wur­den. Diese war zeit ih­res Le­bens, wie schon zu­vor ihre Ge­schwis­ter So­phie und Hans, po­li­tisch en­ga­giert. In den 1960-er Jah­ren or­ga­ni­sierte sie Os­ter­mär­sche in Ulm und nahm in den 80-er Jah­ren an Sitz­streiks in Mut­lan­gen teil.
Seine Mut­ter habe sich da­bei auf das „Weiße-Rose“-Flugblatt be­zo­gen, in dem es heißt: „Zer­reißt den Man­tel der Gleich­gül­tig­keit, den Ihr um Euer Herz ge­legt“, sagt ihr Sohn Ju­lian Ai­cher und sieht sich die­ser Tra­di­tion eben­falls ver­pflich­tet.
Die Le­sung fin­det in der Gast­stätte „Platz­hirsch“ statt und be­ginnt um 20 Uhr.

„So­phie Scholls Neffe liest in Schorn­dorf“ wei­ter­le­sen

Frauenführung auf dem Friedhof

Grab­stelle von
Ruth Vog­ten­ber­ger

An­kün­di­gung
Am Sonn­tag, 1. No­vem­ber, dem Tag Al­ler­hei­li­gen, bie­tet Stadt­rä­tin und ‑füh­re­rin Kirs­ten Katz auf dem Al­ten Fried­hof ei­nen spe­zi­el­len his­to­ri­schen Rund­gang an: „Grab­steine er­zäh­len von Frauen“.

Ma­rie Schmid ist eine, von de­nen sie be­rich­ten wird: Die Stif­te­rin des Pfarr­töch­ter­heims (heute Ma­ri­en­stift) hat nach dem Tod ih­rer Toch­ter 1882 nicht nur ein gro­ßes Fens­ter im Chor der Stadt­kir­che ge­spen­det, son­dern auch ei­nen auf­fal­lend gro­ßen Grab­stein für die Ver­stor­bene in Auf­trag ge­ge­ben.
Be­tont schlicht sind hin­ge­gen die Grä­ber der Fa­mi­lie Veil in un­mit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft dazu. Der Grund: Die Fa­mi­lie ge­hörte der Herrn­hu­ter Brü­der­ge­meine an, die auf diese Weise zum Aus­druck bringt, dass alle Men­schen im Tode gleich sind.
Und nur we­nige wis­sen, wer Ruth Vog­ten­ber­ger ist, die un­ter­halb der Ka­pelle ihre letzte Ruhe fand. Sie hatte nach dem Ers­ten Welt­krieg an den Ver­sailler Frie­dens­ge­sprä­chen teil­ge­nom­men.

Die Füh­rung be­ginnt um 11 Uhr am Haupt­ein­gang.
Um die co­ro­nabe­ding­ten Ver­ord­nun­gen ein­zu­hal­ten, emp­fiehlt die Stadt-Info, vorab eine Teil­neh­mer­karte zum Preis von 5 Euro zu er­wer­ben. Wer sich spon­tan zur Teil­nahme ent­schei­det, sollte ent­spre­chend frü­her für die Be­zah­lung und Auf­nahme der Kon­takt­da­ten er­schei­nen.

Eile mit Weile

Kom­men­tar
Mar­cus Bort habe sich bei sei­ner Be­wer­bung im Juli „ex­zel­lent prä­sen­tiert“, ver­kün­dete der Ober­bür­ger­meis­ter, nach­dem kurz zu­vor der Auf­sichts­rat der Stadt­werke ihn zu de­ren neuem kauf­män­ni­schen Ge­schäfts­füh­rer er­nannt hatte.
Auf­fäl­lig ist: In der da­ma­li­gen Pres­se­mit­tei­lung stand nichts da­von, dass der Auf­sichts­rat diese Be­ru­fung ein­stim­mig ab­seg­nete. An­ders als jetzt bei Borts Ab­be­ru­fung.

Dies lässt ver­mu­ten, dass ein­zelne Per­so­nen des Auf­sichts­rats schon da­mals mög­li­cher­weise den Ein­druck hat­ten, der aus­er­ko­rene Mann sei viel­leicht doch nicht der Rich­tige für un­sere Stadt­werke.

Nun ar­beite man mit Hoch­druck daran, „die Stelle mög­lichst schnell wie­der be­set­zen zu kön­nen“, be­tont der Ober­bür­ger­meis­ter in sei­ner Funk­tion als Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der.
Es wäre zu wün­schen, dass er jetzt nicht über­has­tet han­delt, son­dern viel­leicht doch mehr auf jene Per­so­nen hört, die im Juli schon mit ih­rem Vor­be­halt rich­tig la­gen.

Stadtwerke-Geschäftsführer wieder weg

Kurz­mel­dung
Vor we­ni­gen Wo­chen erst hatte der Auf­sichts­rat Mar­cus Bort zum kauf­män­ni­schen Ge­schäfts­füh­rer der Stadt­werke er­wählt. Am 1. Sep­tem­ber trat er seine Stelle an. Ges­tern nun hat ihn der Auf­sichts­rat be­reits wie­der „ab­be­ru­fen“, und zwar ein­stim­mig, wie es in ei­ner Pres­se­mit­tei­lung der Stadt heißt.
Als Grund wird ge­nannt, es hät­ten sich „un­ter­schied­li­che An­sich­ten zur Un­ter­neh­mens­kul­tur der Stadt­werke Schorn­dorf GmbH her­aus­kris­tal­li­siert“.
Der Ober­bür­ger­meis­ter, gleich­zei­tig Vor­sit­zen­der des Auf­sichts­rats, er­klärt, man habe sich da­für ent­schie­den, „früh­zei­tig und ent­schlos­sen zu han­deln“. Auch würde man „mit al­len Kräf­ten daran ar­bei­ten, die Stelle mög­lichst schnell wie­der be­set­zen zu kön­nen“.
In­te­rims-Ge­schäfts­füh­rer Bodo Ska­letz, der nach dem Aus­schei­den von Ge­schäfts­füh­rer An­dreas Se­ufer An­fang Fe­bruar 2020 seit An­fang März an der Spitze der Stadt­werke steht, habe sei­nen Ver­trag bis Jah­res­ende ver­län­gert und fun­giere nun of­fi­zi­ell als Spre­cher der Ge­schäfts­füh­rung.

Als Ende Juli der Ver­trag mit Bort (ne­ben Chris­toph Baier als tech­ni­schem Ge­schäfts­füh­rer) un­ter­schrie­ben war, ver­kün­dete der Ober­bür­ger­meis­ter: „Beide Kan­di­da­ten ha­ben sich im Be­wer­bungs­ver­fah­ren ex­zel­lent prä­sen­tiert. Mein Dank gilt dem re­nom­mier­ten Per­so­nal­be­ra­tungs­un­ter­neh­men Labbé & Cie. aus Nürn­berg, das uns in die­sem auf­wän­di­gen Pro­zess pro­fes­sio­nell be­glei­tet hat.“
Die Zu­sam­men­ar­beit mit dem Auf­sichts­rat sei in die­sem Ver­fah­ren „von ei­nem ho­hen ge­gen­sei­ti­gen Ver­trauen ge­prägt“ ge­we­sen. Und man habe da­mit „ge­mein­sam ei­nen wich­ti­gen Schritt in die Zu­kunft des Un­ter­neh­mens ge­macht“.

dazu: Kom­men­tar „Eile mit Weile“

Eine Bürgerbeteiligung für 60.000 Euro

An­kün­di­gung
Die Rat­haus­ver­wal­tung möchte die Bür­ger­schaft ent­schei­den las­sen, ob der Un­tere Markt­platz au­to­frei sein soll. Sie emp­fiehlt dem Ge­mein­de­rat da­her, er möge in sei­ner Sit­zung am Don­ners­tag, 22. Ok­to­ber, der Durch­füh­rung ei­ner sol­chen Bür­ger­be­tei­li­gung zu­stim­men (Punkt 4 der Ta­ges­ord­nung). Die­ses Ver­fah­ren werde 60.000 Euro kos­ten.

Als vor ei­nem Jahr Stadt­rat An­dreas Schnei­der (Grüne) vor­schlug, die Stadt­bü­che­rei am Ar­chiv­platz nicht ohne Bür­ger­be­fra­gung zu bauen, da sie in der Bür­ger­schaft sehr um­strit­ten sei, ant­wor­tete der Ober­bür­ger­meis­ter, dass dies ein „ganz auf­wen­di­ges Ver­fah­ren“ wäre. Er hielt Schnei­der vor, des­sen Vor­schlag „ist ein sehr teu­rer An­trag“, zu­mal da­bei „even­tu­ell das glei­che Er­geb­nis wie jetzt“ her­aus­käme.
Noch im ver­gan­ge­nen Som­mer stand der Ober­bür­ger­meis­ter der Idee ei­ner Bür­ger­be­tei­li­gung für den Un­te­ren Markt­platz noch skep­tisch ge­gen­über mit dem Ar­gu­ment „Wenn wir die Bür­ger ge­fragt hät­ten, ob wir eine Gar­ten­schau wol­len, hät­ten wir keine.“

Die Ge­mein­de­rats­sit­zung fin­det in der Kün­kel­in­halle statt und be­ginnt um 19 Uhr.

Dementes Mütterchen?

Kom­men­tar
„Was ist bei un­se­ren Stadt­wer­ken los?“ hat Stadt­rä­tin Kirs­ten Katz ih­ren Bei­trag in der gest­ri­gen Aus­gabe von „Schorn­dorf ak­tu­ell“, dem städ­ti­schen Mit­tei­lungs­blatt, über­schrie­ben (Seite 2 un­ten). Als Auf­sichts­rä­tin der Stadt­werke un­ter­liegt sie ei­nem Schwei­ge­ge­bot, darf noch nicht ein­mal ih­rer ei­ge­nen Frak­tion sa­gen, was sie im Auf­sichts­rat er­fährt.
Al­ler­dings weist sie auf den Be­richt der Ab­tei­lung „Re­vi­sion“ hin, de­ren Lei­te­rin Ma­ri­etta Weil un­längst in öf­fent­li­cher Ge­mein­de­rats­sit­zung dar­legte, was sie beim Prü­fen der Bü­cher des Bä­der­be­triebs an Er­staun­li­chem auf­ge­deckt hat. Im Pro­to­koll die­ser Sit­zung be­kommt man ei­nen ers­ten Ein­druck da­von, wenn sie zum Bei­spiel er­klärt, dass zwi­schen Stadt­wer­ken und Bä­der­be­trieb „nicht im­mer ver­ur­sa­cher­ge­recht ver­bucht werde“.

„De­men­tes Müt­ter­chen?“ wei­ter­le­sen

Am Rande bemerkt

Kurzglosse
Wir Jour­na­lis­tin­nen ha­ben es nicht gern, wenn wir eine Glosse mit fei­ner Pointe ab­schlie­ßen – und dann kommt je­mand, und setzt noch eins drauf. In die­sem Fall ist es die Lan­des­re­gie­rung in Kiel.
Kon­kret geht es um Ab­ge­ord­nete und Co­rona.
Ich hatte den Um­stand, dass hie­sige Stadt­räte vom Fie­ber­test vor ei­ner Sit­zung be­freit sind, in mei­ner Glosse vom 2. Ok­to­ber mit de­ren po­li­ti­scher Im­mu­ni­tät „er­klärt“.
Die Kie­ler Re­gie­rung über­trifft das jetzt noch, wie im Ta­ges­spie­gel zu le­sen ist: Sie hat ein­zelne Ber­li­ner Be­zirke zu Co­rona-Ri­si­ko­ge­bie­ten er­klärt, und alle, die von dort kom­men, zur Qua­ran­täne ver­pflich­tet – alle, au­ßer Ab­ge­ord­nete.
Be­vor man de­nen nun un­ter­stellt, dass sie dem Volk Re­geln auf­er­le­gen, an die sich selbst nicht hal­ten, hilft ein Blick in die Rea­li­tät:
So ein Volk­ver­tre­ter kommt ja nicht zu Fuß zur Bun­des­tags­sit­zung son­dern im Auto. In ei­nem ge­schlos­se­nen. Darin ist er ge­schützt. Er kann sich also gar nicht mit Co­rona-Vi­ren an­ste­cken.
So ein Ab­ge­ord­ne­ter hat über­haupt gar kei­nen Kon­takt zu uns Nor­mal­sterb­li­chen. Des­halb spricht er über uns gern als „die Men­schen da drau­ßen im Lande“.
Ge­orge Or­well for­mu­lierte die­ses Phä­no­men be­reits 1945 in sei­nem dys­to­pi­schen Ro­man „Farm der Tiere“ mit dem Slo­gan: „Alle Tiere sind gleich, aber man­che sind glei­cher.“
Ich würde sa­gen: Sie sind ein­fach nicht von die­ser Welt.

Jessica Tatti spricht auf dem Marktplatz

An­kün­di­gung
“Mir ist klar ge­wor­den, dass Po­li­tik Le­bens­wirk­lich­keit schafft. Des­halb will ich mich da­für ein­set­zen, dass so­ziale Ge­rech­tig­keit spür­bar im Le­ben der Men­schen an­kommt“, er­klärt Jes­sica Tatti, Mit­glied des Bun­des­tags (MdB) für „Die Linke“.
Am Frei­tag, 16. Ok­to­ber, spricht sie in Schorn­dorf ab 18 Uhr auf dem Obe­ren Markt­platz. Die So­zi­al­ar­bei­te­rin mit ita­lie­ni­schen Wur­zeln ist fach­po­li­ti­sche Spre­che­rin zum Thema „Ar­beit 4.0“ und ge­hört der über­par­tei­li­chen Kom­mis­sion „Künst­li­che In­tel­li­genz“ an. Bei der Bun­des­tags­wahl 2017 kan­di­dierte sie im Wahl­kreis Reut­lin­gen. Über die Lan­des­liste ih­rer Par­tei, wo sie auf Platz 5 ge­setzt war, wurde sie Ab­ge­ord­nete und gab ih­ren Sitz im Reut­lin­ger Ge­mein­de­rat auf.

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