Plädoyer für einen Paradigmenwechsel

Kurz­mel­dung
Der Schorn­dor­fer Tra­di­ti­ons­buch­händ­ler Carl-Lo­thar Ba­cher weist auf ei­nen Vor­trag von An­dreas We­ber hin, der ges­tern im Ra­dio­pro­gramm von SWR2 zu hö­ren war. Er trägt den Ti­tel „Zu­rück zur be­seel­ten Na­tur – Plä­doyer für ei­nen Pa­ra­dig­men­wech­sel“, ist 25 Mi­nu­ten lang und in der SWR2-Me­dia­thek ab­ruf­bar, wo auch das Ma­nu­skript zum Le­sen zur Ver­fü­gung steht.

Der Bio­loge und Phi­lo­soph An­dreas We­ber war vor ei­ni­gen Jah­ren per­sön­lich in Schorn­dorf, wo er sein Buch „Al­les fühlt“ vor­stellte. In sei­nem ak­tu­el­len Vor­trag er­klärt er un­ter an­de­rem: „Die Na­tur ist nicht die see­len­lose Me­cha­nik ei­nes gro­ßen Fres­sens, son­dern ein Mo­saik von Lust und von Be­trof­fen­sein, von Sinn und schöp­fe­ri­scher Ver­wand­lung. Al­les, was lebt, hat eine In­nen­welt und kann füh­len. Wenn al­les fühlt, dann ist die Rich­tung klar, in der wir un­sere Ge­sell­schaft ra­di­kal än­dern müs­sen: Hin auf eine Ge­gen­sei­tig­keit mit al­len an­de­ren We­sen.“

Und: „Kein Wun­der, dass wir uns in der Na­tur ge­liebt füh­len und uns dort auch nach­weis­lich selbst mehr lie­ben.“ – „Wir sind le­ben­dig, und die an­de­ren sind es auch, und wir sind es nur mit­ein­an­der, und durch­ein­an­der, in der Sehn­sucht, zu blü­hen, in­dem mein Ge­gen­über blü­hen darf.“

Gefährliche Gedenktage

Kom­men­tar
Heute vor 100 Jah­ren ist So­phie Scholl ge­bo­ren. Sie war Wi­der­stands­kämp­fe­rin im Drit­ten Reich und wurde 1943 zum Tode ver­ur­teilt, weil sie ein Flug­blatt an der Münch­ner Uni­ver­si­tät ver­teilt hatte, in dem auf die üb­len Ma­chen­schaf­ten Hit­lers hin­ge­wie­sen wurde.

Heute wird al­lent­hal­ben die­ser mu­ti­gen Frau ge­dacht. Po­li­ti­ker lo­ben ihre Hal­tung, sa­gen Sätze wie „Weh­ret den An­fän­gen“ und „Eine De­mo­kra­tie braucht Men­schen wie So­phie Scholl“. Man darf sich da­durch frei­lich nicht täu­schen las­sen, dass die glei­chen Po­li­ti­ker, die sol­ches sa­gen, sehr un­ge­müt­lich wer­den kön­nen, wenn je­mand ihre ei­ge­nen Pläne durch­kreuzt. So man­che Ge­mein­de­rä­tin hat dies am ei­ge­nen Leibe er­fah­ren, wenn sie – ih­rem ei­ge­nen Ge­wis­sen ver­pflich­tet und we­gen de­mo­kra­ti­scher Prin­zi­pien – an­ders ab­ge­stimmt hat, als der Ober­bür­ger­meis­ter es sich ge­wünscht hat.

Ge­denk­tage ber­gen eine wei­tere Ge­fahr. Wenn näm­lich Lies­chen Mül­ler und Otto Nor­mal­ver­brau­cher die Ge­schichte der Hel­din von einst hö­ren, kann es pas­sie­ren, dass sie un­will­kür­lich im Geiste in de­ren Rolle schlüp­fen. So, wie sie sich in ei­nem Spiel­film mit der Hel­den­fi­gur iden­ti­fi­zie­ren, oder vom Sofa aus die Na­tio­nal­mann­schaft an­feu­ern, um spä­ter stolz zu sa­gen: „Wir sind Welt­meis­ter.“ Dass sie sich also im Geiste als Wi­der­stands­kämp­fer se­hen, vol­ler Über­zeu­gung, sie hät­ten da­mals auch so ge­han­delt. Und dann ver­ges­sen, dass das reine Phan­ta­sien sind, wäh­rend sie ak­tu­el­len Miss­stän­den ge­gen­über blind sind.

„Ge­fähr­li­che Ge­denk­tage“ wei­ter­le­sen

Reinhold Maier freigesprochen

Seine Zu­stim­mung zum Er­mäch­ti­gungs­ge­setz anno 1933 holte Rein­hold Maier, den Schorn­dor­fer, im Ja­nuar 1947 ein, als er be­reits Mi­nis­ter­prä­si­dent des Lan­des Würt­tem­berg-Ba­den war. Franz Karl Maier, sei­nes Zei­chens Ju­rist und Her­aus­ge­ber der „Stutt­gar­ter Zei­tung“, sah in Rein­hold Mai­ers Ver­hal­ten da­mals so­wohl ei­nen Wort­bruch ge­gen­über sei­nen Wäh­lern, als auch Hoch­ver­rat an der Wei­ma­rer Ver­fas­sung.

Gott­lob Kamm, der – eben­falls aus Schorn­dorf stam­mende – Ent­na­zi­fi­zie­rungs­mi­nis­ter, wer­tete Rein­hold Mai­ers Zu­stim­mung zwar auch als po­li­ti­schen Irr­tum und Feig­heit, meinte je­doch, der Jour­na­list wolle mit die­ser An­klage le­dig­lich die Auf­lage sei­nes „Käs­blätt­les“ er­hö­hen. Ne­ben Rein­hold Maier sa­ßen sechs wei­tere Män­ner im Land­tag von Würt­tem­berg-Ba­den, die eben­falls da­mals der Er­mäch­ti­gung Hit­lers zu­ge­stimmt hat­ten.

Die Kom­mu­nis­ten im Land­tag mo­nier­ten: „Da wun­dern sich Zehn­tau­sende von Men­schen über den Vor­wurf, Mit­läu­fer ge­we­sen zu sein, wäh­rend auf der an­de­ren Seite füh­rende po­li­ti­sche Funk­tio­näre ihre Zu­stim­mung zum Er­mäch­ti­gungs­ge­setz als harm­los hin­stel­len woll­ten.“

„Rein­hold Maier frei­ge­spro­chen“ wei­ter­le­sen

„Weimar ist überall“

Bür­ge­rIn­nen, die in Sorge um die Un­ab­hän­gig­keit von Rich­tern und Rechts­spre­chung in un­se­rem Land sind, ha­ben heute vor dem hie­si­gen Amts­ge­richt weiße Ro­sen ab­ge­legt. Sie be­tei­lig­ten sich da­mit an ei­ner deutsch­land­wei­ten Pro­test-Ak­tion ge­gen das Vor­ge­hen der Po­li­tik ge­gen­über ei­nem Wei­ma­rer Rich­ter.

Die­ser hatte An­fang April in ei­nem Ur­teil be­fun­den, dass das Tra­gen von Mas­ken für Kin­der als Ge­fähr­dung des Kin­des­wohls an­zu­se­hen ist. Im In­ter­net­ma­ga­zin „Tichys Ein­blick“ wird das Ur­teil als “vor­bild­li­che Recht­spre­chung” ge­lobt. Das Thü­rin­gi­sche Jus­tiz­mi­nis­te­rium ord­nete bei dem Rich­ter vor we­ni­gen Ta­gen eine Haus­durch­su­chung an. Ju­ris­ten und Ju­ris­tin­nen sind ent­setzt über die­ses Vor­ge­hen und rie­fen zu die­ser So­li­da­ri­täts­be­kun­dung auf.

Auf bei­geleg­ten klei­nen Pla­ka­ten vor dem Schorn­dor­fer Amts­ge­richt im Burg­schloss steht un­ter an­de­rem: „Wei­mar ist über­all“, „Hier ruht die Ge­wal­ten­tei­lung“, „Wir ver­nei­gen uns vor dem Mut des Fa­mi­li­en­rich­ters von Wei­mar“ oder auch: „Wer die Frei­heit auf­gibt, um Si­cher­heit zu ge­win­nen, wird am Ende bei­des ver­lie­ren.“

AfD gegen August Lämmle

Kurz­mel­dung
Die AfD-Frak­tion im Ge­mein­de­rat be­an­tragt, den Au­gust-Lämmle-Weg in Schorn­dorf um­zu­be­nen­nen, da der Na­mens­ge­ber nach neu­es­ten Er­kennt­nis­sen die NS-Ras­sen­po­li­tik im Jahr 1937 öf­fent­lich als „Dienst am Volks­tum“ be­für­wor­tet habe.

In Le­on­berg und Ru­ders­berg, wo Schu­len nach Lämmle be­nannt sind, wurde be­schlos­sen, dies zu än­dern, nach­dem der His­to­ri­ker Pe­ter Pog­untke in ei­nem Gut­ach­ten die NS-Be­las­tung Lämm­les auf­ge­zeigt hat. AfD-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der Lars Haise: „Die Ver­herr­li­chung des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus durch Au­gust Lämmle, die er nach bis­he­ri­gen Er­kennt­nis­sen ohne jede Not voll­zog, ist eine schwere Hy­po­thek, die zu ei­ner Über­prü­fung An­lass gibt.“

Zur Um­be­nen­nung des Au­gust-Lämmle-Wegs (zwi­schen Quel­len­weg und Uh­land­straße ge­le­gen) solle nach ei­nem ent­spre­chen­den Ge­mein­de­rats­be­schluss eine An­woh­ner­be­fra­gung durch­ge­führt wer­den. Die AfD-Frak­tion schlägt vor, den Weg dann „nach ei­ner deut­schen Schrift­stel­le­rin oder Dich­te­rin zu be­nen­nen“.

Firma Stihl gegen Lärm

Un­ter dem Motto „Im­mer noch zu laut!?“ fin­det mor­gen zum 24. Mal der Tag ge­gen Lärm, der in­ter­na­tio­nale „Noise Awa­re­ness Day“ statt. Sen­si­bi­li­sie­rung für Lärm und seine Wir­kun­gen sind Ziel die­ser Ak­tion, die seit 1998 von der Deut­schen Ge­sell­schaft für Akus­tik (DEGA) aus­ge­rich­tet wird.

In der mor­gi­gen On­line-Ver­an­stal­tung der DEGA ste­hen ab 13.30 Uhr Ge­räusch-Emis­sio­nen von elek­tri­schen Ge­rä­ten, die im Freien ein­ge­setzt wer­den, auf dem Pro­gramm. Un­ter an­de­rem re­fe­riert dort Tho­mas Haag von der Firma Stihl über die „Ent­wick­lung von lei­sen Pro­duk­ten für den ur­ba­nen Be­reich“. Wei­tere Bei­träge sind „Neue An­sätze, Psy­cho­akus­tik in die Be­ur­tei­lung der Be­läs­ti­gungs­wir­kung von Elek­tro­fahr­zeuge ein­zu­be­zie­hen“ oder auch der Stand zum Thema Bau­lärm, durch Re­gina Hein­ecke-Schmitt vom Säch­si­schen Um­welt­mi­nis­te­rium, mit an­schlie­ßen­der Dis­kus­sion.

Die Ver­an­stal­tung ist kos­ten­frei. Ab ca. 13.15 Uhr wird der Zu­gangs­link frei­ge­schal­tet.

„Da läuft was schief“

Gast­bei­trag von Dr. Hen­drik Treu­gut
„Da läuft was schief bei der Co­rona-Be­wäl­ti­gung“, schreibt Pri­vat­do­zent Dr. Hen­drik Treu­gut, Chef­arzt der ra­dio­lo­gi­schen Ab­tei­lung des Kli­ni­kums Schwä­bisch Gmünd, und weist auf eine „Ver­sor­gungs­lü­cke“ hin: Zwi­schen PCR-Test und Imp­fung fehle ihm das Auf­zei­gen von The­ra­pien. Was­ser­stoff­per­oxid sei eine Mög­lich­keit, hoch­do­sier­tes Vit­amin C eine an­dere von et­li­chen mehr.

Diese The­ra­pien seien „ein He­bel, mit dem die ganze ge­fürch­tete Er­eig­nis­kette ‚In­fek­tion – sta­tio­näre Be­hand­lung – künst­li­che Be­atmung – evtl. Tod‘ fast an je­der Stelle be­en­det wer­den kann“. Es müsste gleich­wohl nicht auf Imp­fun­gen ver­zich­tet wer­den: „Als man den Air­bag er­fand, hat man ja auch nicht den Ret­tungs­dienst ab­ge­schafft.“

Angst und Pa­nik vor dem Vi­rus könn­ten durch Auf­zei­gen der The­ra­pie­mög­lich­kei­ten ver­rin­gert wer­den. Ein ge­stär­tes Im­mun­sys­tem ma­che nicht nur Lock­downs über­flüs­sig, son­dern wappne auch ge­gen alle Mu­tan­ten. Er plä­diert für ei­nen Pa­ra­dig­men­wech­sel in der Me­di­zin: für ein Men­schen­bild, das über die bio­lo­gisch fass­bare Ebene hin­aus­geht. So dass man etwa zu fra­gen be­ginne, wel­cher Sinn hin­ter ei­ner Krank­heit steckt, an­statt sie nur schnellst­mög­lich eli­mi­nie­ren zu wol­len.

Sein gan­zer Bei­trag ist hier zu le­sen.

Sicher ist sicher

Kom­men­tar
Es gab Zei­ten, da galt: Wenn man nicht krank ist, ist man ge­sund. Wenn man sich nicht krank fühlt, nicht krank aus­sieht, ist man ge­sund. Heute ist das an­ders. Da muss ein Test her­an­ge­zo­gen wer­den, um das fest­zu­stel­len. Si­cher ist si­cher.

Es gibt im­mer noch Men­schen, die den­ken, alle Po­li­ti­ker sind je­der­zeit recht­schaf­fen und ha­ben nur das Wohl­erge­hen des Vol­kes im Sinn. Schließ­lich hat man als Kind ge­lernt: „Du sollst nicht lü­gen.“ Und so steht es ja auch in der Bi­bel. Die Rea­li­tät ist eine an­dere. Man er­in­nere sich etwa an Aus­sa­gen wie „Nie­mand hat die Ab­sicht, eine Mauer zu er­rich­ten!“ (Ulb­richt 1961) oder „Mund­schutz ist nicht not­wen­dig, weil der Vi­rus gar nicht über den Atem über­trag­bar ist“ (Spahn 2020).

Es ist also drin­gend ge­bo­ten, dass wir die Tech­nik nut­zen, um auch Po­li­ti­ker mit­hilfe tech­ni­scher Tests auf ih­ren geis­ti­gen Ge­sund­heits­zu­stand zu über­prü­fen. Vor­schlag: por­ta­ble Lü­gen­de­tek­to­ren – ab so­fort Pflicht für jeg­li­che Po­li­ti­ker und Po­li­ti­ke­rin­nen. Si­cher ist si­cher.

„Si­cher ist si­cher“ wei­ter­le­sen

Ein Zitat

„Jetzt haben wir ja wieder Ausgangssperre.
Als Nächstes werden sie uns sagen, dass wir um 19 Uhr im Bett liegen sollen.“

Von einer Passantin in der Fußgängerzone aufgeschnappt.
schoblatt.de