Kommentar«
Auf der Homepage der Stadtverwaltung gibt es jetzt einen „Chatbot“, der mit sogenannter „Künstlicher Intelligenz“ (KI) Fragen beantwortet. Entwickelt von der Firma Tivio aus Korb.
Und: Diese KI lügt.
Ein solcherart neues Technik-Spielzeug hat – wie jeden Mann – auch den „Schoblatt“-Admin sofort begeistert und er stellte den Roboter auch gleich mit einer Frage auf die Probe.
Das Erstbeste, was ihm einfiel: „Wie stark hat sich der Bau der neuen Bücherei verteuert?“
Prompt antwortete der Bot: von 11,4 Millionen Euro auf 13,3 Millionen Euro.
„Moment mal!“ rief ich.
Ganz am Anfang hieß es doch, dass der Bau nicht mehr als 5 Millionen Euro teuer werden dürfe!
Dies warf der Admin dem Roboter an den nicht vorhandenen Kopf.
Woraufhin dieser behauptete: „Ich denke nach“ (gerade so, als ob er denken könnte, und sich nicht nur bereits Gedachtes zusammenkratzt).
Dann verkündete er: „Sie haben recht“, und führte ursprüngliche Kosten von 6,7 Millionen Euro an, die nun aber plötzlich nur noch auf 8,5 Millionen Euro gestiegen seien.
Also erhoben wir Einspruch.
Daraufhin schmeichelte er: „Sie haben vollkommen recht“, und bedankte sich „für den Hinweis“.
Fazit:
Wenn wir es nicht bereits selbst gewusst hätten, wären wir der Falschinformation dieses Automaten vollkommen ausgeliefert gewesen.
Es ist absolut erschreckend, dass man die tatsächlichen Zahlen erst auf beharrliches Nachfragen herausbekommt. Wer das nicht tut, sondern blind der ersten Antwort der KI vertraut, ist der Betrogene.
Oder anders gesagt: Wer nicht selbst klug nachfragt, dem nützt auch diese vorgebliche Intelligenz nichts.
Ich beantrage daher, die KI schleunigst umzubenennen in „künstliche Schwindelligenz“.
Kleiner Nachtrag:
Laut Pressemitteilung aus dem Rathaus habe man diesem Roboter den Namen „Schorni“ gegeben. Angeblich sei die Bürgerschaft um Vorschläge gebeten worden. Ich allerdings nicht.
Außerdem steht dort, dass man „zurückmelden“ könne, falls man „mit einer Antwort nicht zufrieden“ sei, denn „auf diese Weise lernt ‚Schorni‘ kontinuierlich“.
Von wegen!
Wir haben ihn nämlich anschließend noch einmal frisch nach der Kostensteigerung des Büchereibaus gefragt.
Und erhielten als Antwort: „Der garantierte Maximalpreis für den Neubau wurde bei Vertragsunterzeichnung im Jahr 2022 mit 8,5 Millionen Euro festgelegt“, und die Kosten lägen nun bei 13,3 Millionen Euro.
Also: nix dazugelernt!
Oder aber dieser „digitale Assistent“ ist dement, denn er hat ja die 6,7 Millionen von vorhin dreist unterschlagen, oder aber schon wieder vergessen.
Wir fragten daher nach: „Warum hast Du mir die Zahl von 6,7 Millionen vorenthalten?“
Und – typisch Politiker – antwortete er: „Vielen Dank für Ihre Rückfrage! Das war ein Fehler meinerseits, und ich entschuldige mich dafür.“
Zusätzlich noch: „Ich werde in Zukunft darauf achten, alle relevanten Informationen aus den Dokumenten umfassend darzustellen. Danke, dass Sie mich darauf hingewiesen haben!“
Frage an die Allgemeinheit: Brauchen wir so einen Bot?
Frage an den Bot: „Was kostet die Einrichtung eines Chatbots?“
Antwort: „Dazu gibt es keine Zahlen.“ Jedoch habe ein vergleichbares Projekt in Tübingen 1 Euro pro EinwohnerIn gekostet, was demnach in Schorndorf auf rund 40.000 Euro käme.
Nachtrag II:
Auf der Seite des Chatbots steht oben ein kleiner Warnhinweis: „Antworten sind KI generiert und können Fehler enthalten.“