Der „Brief an eine neue Stadträtin“, den wir im September den frisch Gewählten in diesem Gremium zum Beginn ihres Ehrenamts mit auf den Weg gaben, erfuhr viel positive Resonanz.
Laut Statistischem Landesamt haben Stadtverwaltung und Gemeinderat bis Ende 2023 einen Schuldenberg von über 200 Millionen Euro angehäuft. Die Pro-Kopf-Verschuldung beträgt hier annähernd 5.000 Euro, der Landesdurchschnitt liegt bei etwas über 2.000 Euro.
Neu-Stadtrat Tobias Schmid von den Grünen setzte sich gleich in der ersten Sitzung sehr kritisch mit den vorgelegten Kosten für den Weiterbau der neuen Bücherei nach Entdeckung der Holzschwamm-Schäden auseinander. Seine Anregung einer zweiten Begutachtung wurde von der Verwaltung aufgenommen, so dass er schlussendlich dem Plan zustimmte.
Weil wegen Personalmangels in der Kita „Wieslaufkäpsele“ die Eltern in existentielle Nöte gerieten, machten Väter in der Bürgerfragestunde darauf aufmerksam – mit Erfolg. Ab Februar übernimmt die AWO den Betrieb.
Personal wurde auch direkt im Rathaus gesucht, unter anderem die Nachfolge für die Leiterin des Fachbereichs „Kommunales“, Sonja Schnaberich-Lang, die zum Jahresende gekündigt hat. Außerdem brauchte der Oberbürgermeister eine neue Sekretärin. Sie solle, so die Ausschreibung „für einen guten Ausgleich zwischen den Terminen“ sorgen und entscheiden, „ob bestimmte Termine auch an die zweite Führungsebene übertragen werden“ können, da in ihren Händen „die Gesundheit unserer beiden Bürgermeister“ liege.
Der Aufruf im Oktober, Kandidatinnen für den Künkelin-Preis vorzuschlagen, gab uns Anlass zu der Überlegung, ob die „Schorndorfer Weiber“, in deren Gedenken die Auszeichnung steht, zu ihren Lebzeiten womöglich mit dieser Ehre gar nicht bedacht worden wären.
Der AfD-Fraktionsvorsitzende Lars Haise wurde als Bundestagskandidat nominiert, und eine Ausstellung in der Hahn’schen Mühle zeigte den Unterschied auf zwischen Architektenplänen, auf Grund derer der Gemeinderat die Neubebauung des Breuninger Areals beschloss, und dem, was schließlich in der Realität dort entstanden ist.
Über die Frage, wie mit der Schornbacher Kelter weiter verfahren werden soll, tagte das Gremium nichtöffentlich. In der öffentlichen Gemeinderatssitzung wurde der Personalbericht der Stadtverwaltung vorgestellt, wobei bekannt wurde, dass man sich dort etwas schwertut mit der Definition des Begriffs „Gemeinwohl“. Nachdem OB Hornikel sich selbst und Englert als „Alpha-Rüden“ bezeichnet hatte, schlugen wir vor, von Geierperlhühnern zu lernen.
Im November beschäftigte die Grundsteuer die Einwohnerschaft. Obwohl der Gesetzgeber vorgegeben hatte, dass deren Reform „ergebnisneutral“ erfolgt, schlug die hiesige Verwaltung einen Hebesatz vor, der ihr zusätzliche 1,5 Millionen Euro an Einnahmen für die klamme Stadtkasse bescheren sollte.
Gleichzeitig investierte das City-Management 30.000 Euro in eine künstliche Rutschbahn auf dem Weihnachtsmarkt, und die Stadt übernahm die Transportkosten von Solar-Straßenlampen für die ukrainische Stadt Svitlovodsk. Mit dieser war man im Mai 2023 auf Anregung der Grünen eine „Solidaritäts-Partnerschaft“ eingegangen.
Wegen der klammen Haushaltslage in Schorndorf schaute das „Schoblatt“ über den kommunalen Tellerrand hinaus und recherchierte, wie andere Gemeinden sparen.
Der Künkelinpreis ging an Karin Eckstein, und der Aufsichtsrat der Stadtwerke trennte sich von deren Geschäftsführer Daniel Beutel. Als Interimsgeschäftsführer wurde kurz darauf Dirk Wernicke präsentiert.
Im Dezember sammelte die örtliche FDP Unterschriften für ein Bürgerbegehren gegen einen „XXL-Landtag“. Dieser droht, von 120 auf 200 Abgeordnete aufgebläht zu werden und somit 200 Millionen Euro Mehrkosten aus Steuergeldern zu verschlingen. Der Vorschlag, die Zahl der Wahlkreise zu diesem Zweck zu verringern, wurde von überwältigend vielen Menschen unterstützt, erklärte Petra Erdmann-Thon.
Der Gemeinderat beschloss im zweiten Anlauf einen Kompromiss-Hebesatz zur Grundsteuer, nachdem in der Sitzung zuvor weder der Vorschlag der Verwaltung, noch der Antrag der CDU auf eine ergebnisneutrale Umsetzung die nötige Mehrheit bekommen hatten.
Nun hätte diesmal sogar die Chance bestanden, genügend Stimmen für den ehemaligen CDU-Antrag zusammenzubringen. Nur war dieser von der AfD-Fraktion aufgegriffen worden. Dass dies zu Politikerverdrossenheit führen kann, beleuchteten wir in einem Kommentar.
Zwei Wochen vor Weihnachten war die Einwohnerschaft zur Bürgerbeteiligung hinsichtlich der Stadtplanung aufgerufen worden. Dass bei diesem Termin kaum mehr als 40 Leute kamen, darunter etliche Rathausangestellte, war bei diesem Termin kaum anders zu erwarten gewesen.
Eine gute Nachricht zum Schluss: Zwar hat Sonja Schnaberich-Lang, die Fachbereichsleiterin „Kommunales“, zum Jahresende gekündigt. Keiner hat im Rathaus das Bild der stets korrekten Beamtin so verkörpert wie sie: Auf sie war immer Verlass. Sie war die kompetente Stütze des Gemeinderats in allen Verfahrensfragen. Ebenso gewissenhaft hat sie als Wahlleiterin für den reibungslosen Ablauf der vergangenen Wahlen gesorgt.
Nachdem im Februar plötzlich Neuwahlen anstehen, hat sie jetzt sogar ihre Dienstzeit verlängert bis März, um ihre Nachfolgerin bei der Bewältigung dieser großen Aufgabe nicht allein zu lassen. Das ist mal ein Beispiel für Verantwortungsbereitschaft – und Gemeinwohl-Orientierung!