Neujahrsgruß«
Oberste Bürgerpflicht ist derzeit für alle SchorndorferInnen die Beteiligung am Stadtplanungskonzept. Die Online-Befragung ist noch bis 19. Januar möglich.
Um mir später nicht nachsagen zu lassen, ich hätte etwas verändern können, aber nutzte die Chance, die man mir gab, nicht rief ich beherzt im Netz den Fragebogen auf.
Mit Herzblut beantwortete ich die Frage nach meinem Lieblingsort in Schorndorf. Kam dann etwas ins Grübeln darüber, welche Orte ich als „verbesserungswürdig“ ansehe. Ratlos wurde ich schließlich, als es um die „Attraktivität der Stadteingänge“ ging. Ich dachte: Sie SIND halt. Sind einfach da. Sind der Weg zum Stadtkern.
Ich wusste gar nicht, dass man so einen Weg unter dem Aspekt der Attraktivität sehen kann. Wie ich mich ja auch noch nie gefragt habe, ob die B 29 zwischen Schorndorf und Winterbach attraktiver ist als das nachfolgende Stück.
In einen inneren Zwiespalt kam ich, als ich die Maßnahmen zum Klimaschutz in der Kernstadt beurteilen sollte. „Begrünung, Schatten, Wasser etc.“ stand da. Ja. Bäume bräuchten wir mehr, aber keine neuen Brunnen. Denn die, die wir bereits haben, fließen schon ohnehin nie alle und immer.
Was kreuze ich also nun an, wenn ich das eine will, das andere nicht? Logo: Ich wähle die Antwort „mittel“. Die hat zwar keinerlei inhaltliche Aussagekraft, aber das ist das Problem derer, die die Umfrage entworfen haben.
Die Schaffung von Plätzen mit „Aufenthaltsqualität“ soll ich ebenso beurteilen wie die Vorschläge „Sportveranstaltungen stärken“, „Neubürger integrieren“ oder „Vereine lebendig halten“. Ich dachte bisher, dass es die Mitglieder der Vereine sind, die dafür sorgen.
Und was soll ich ankreuzen, wenn es um die Öffnungszeiten des hiesigen Angebots von „Post, Bank, Reisebüro etc.“ geht? Schon wieder alles in einem Topf. Also wieder „mittel“ angekreuzt.
Grinsen musste ich dann aber bei Antwort-Auswahl auf die Frage, wie häufig ich den Wochenmarkt nutze. Da hab ich aus Jux „täglich“ angekreuzt. Wie auch bei „Handwerksbetrieben“, konkret „Bäcker, Metzger, Friseur“.
Und schon folgte eine weitere Kombi-Pack-Frage: Den „Lebensmittelhandel ausbauen und stärken“ stand da. Also: Ausbauen heißt ja eigentlich vergrößern oder mehr Geschäfte ansiedeln. Stärken heißt vor allem, genügend Parkplätze zur Verfügung zu stellen für diese Einkäufer.
Unter möglichen „Entwicklungszielen“ staunte ich über den Punkt „Öffnungszeiten ausweiten/anpassen“. Ich dachte immer, dass dies die Einzelhändler selbst entscheiden. Erst recht war mir ein Rätsel, wie man „Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleitungen in der Innenstadt räumlich bündeln“ möchte. Da habe ich dann einfach eine Angabe verweigert.
Bei „Handwerksbetriebe erhalten“ klickte ich „sehr wichtig“ an. Doch was ist zu verstehen unter „Gewerbeflächen verfügbar halten“? Meinen die damit die Leerstände im Stadtkern? Ich dachte, man will sie füllen.
Als ich schließlich zur Frage kam „Welche Anregungen haben Sie für das Stadtentwicklungskonzept in Schorndorf?“ hatte ich glatt vergessen, was ich vorher noch im Kopf gehabt hatte. Zu sehr hatte ich mir bei den seitherigen Fragen mein Hirn zermartert.
Natürlich ist es wichtig, dass man für die Zukunft plant. Damit wir nicht blindlings nur von einem aktuellen Thema zum nächsten stolpern. So arbeiten zwar im Rathaus ja auch fünf Personen in der „Stabsstelle Klimaschutz“: entwerfen Konzepte und bieten Info-Veranstaltungen an.
Gleichzeitig ist ein Fenster in der Fuchshof-Schulturnhalle seit Wochen (!) defekt und lässt sich nicht mehr schließen. So wird dort permanent im wahrsten Sinne des Wortes zum Fenster raus geheizt.
Da wünscht man sich doch tatsächlich etwas weniger „Schreibtischtäter“ in Sachen Klimaschutz und mehr von denen, die draußen regelmäßig nach dem Rechten sehen und Missstände zügig beseitigen.
Früher gab es mal solche Supermänner. Man nannte sie „Hausmeister“. Vielleicht werden sie ja eines Tages wieder neu erfunden.
Nehmen wir also das, was im neuen Jahr sonst noch so auf uns kommen wird, mit Humor!