Im Hinblick auf die bevorstehende Gemeinderatswahl fragten wir im Mai die dort antretenden sechs Listen unter anderem, wo sie beim städtischen Haushalt sparen wollen. Die CDU will die Stabsstelle Klimaschutz personell reduzieren, da andere Kreisstädte unserer Größe ja auch mit zwei statt fünf Personen auskämen.
Die SPD möchte „auch unangenehme Themen in Betracht ziehen“, wie etwa die Parkgebühren anheben, während die FDP/FW-Fraktion eher „zahlungskräftige Gewerbesteuerzahler nach Schorndorf locken“ will. Hingegen erklärte die AfD: „Schorndorf hat kein Einnahmen‑, sondern ein Ausgabenproblem“, vor allem mit kostspielige „Leuchtturmprojekten“.
Die erstmals angetretene „Bürgerstimme Schorndorf“ schlug vor, „die SchoWo auf 3 Tage zu verkürzen“ sowie den Eigenbetrieb „Citymanagement“ gänzlich aufzulösen, da es „nicht zu den Pflichtaufgaben“ gehöre, die Bevölkerung „mit Events zu bespaßen“.
Dem neu erstellten Klimaschutzkonzept verweigerten in der Gemeinderatssitzung die Fraktionen von AfD und CDU, wie auch der liberale Fraktionsvorsitzende Gerald Junginger ihre Zustimmung. Letzterer wollte der Verwaltung keinen „Freifahrtschein“ ausstellen für die Umsetzung des Konzepts. Er fürchtet nämlich dadurch eine zusätzliche horrende Verschuldung, zumal die Verwaltung sich bei der Angabe der dafür nötigen Kosten bisher noch „bedeckt“ halte.
Die CDU trug ihren Teil zu mehr Transparenz im Rathaus bei, als sie erklärte, dass sie ihren Antrag auf Verlängerung der Freibad-Öffnungszeiten im Ältestenrat gestellt habe – einem Gremium, das nicht-öffentlich tagt, und über dessen Treffen kein Protokoll angefertigt wird.
Der Juni war geprägt von der bevorstehenden Kommunalwahl. Grund für einen Rückblick darauf, was seit dem vorherigen Urnengang geschehen war und wie damalige Wahlversprechen umgesetzt wurden („Was sie wollten – was sie taten“).
Im Kommentar „Standfestigkeit“ zeigten wir auf, dass Gemeinderatsmitglieder stets Gefahr laufen, mehr die Perspektive der Verwaltung einzunehmen anstatt die der Bürger, von denen sie entsandt wurden.
Für die Behebung der Schäden nach der Überschwemmung Anfang Juni forderte OB Hornikel per Brief vom Bundeskanzler umgehende finanzielle Hilfe und drohte, dass ansonsten „dem Vertrauen in unserer demokratischen Gesellschaft immens“ geschadet würde. Später beklagte er, dass die Landesregierung ihn bei der Finanzhilfe unter Druck setze mit einem „Liefert die Anträge ab, aber zackig!“, weil er nur 4 Wochen Zeit für deren Bearbeitung habe.
Nach der Gemeinderatswahl am 9. Juni, bei der die „Bürgerstimme Schorndorf“ erstmals einen Sitz errang, blickten wir auf den Wahlkampf zurück, der ganz im Zeichen der Brezel gestanden hatte.
Am 2. Juli wurde der Klima-Ausschuss, der erst im April 2022 eingerichtet worden war, wieder aufgelöst. In der gleichen Sitzung wurde die Ausweisung des „Niederfelds“ in Haubersbronn zum Gewerbegebiet mehrheitlich beschlossen, auch wenn dadurch die negativen Auswirkungen auf das Klima als „erheblich“ eingestuft worden waren, was die Gretchenfrage nahelegte: „Wie hältst du’s mit dem Klimaschutz?“
Weil dieses künftige Gewerbegebiet nahe der Wieslauf gelegen ist, unkte jemand, dass die Gebäude dort als Pfahlbauten errichtet werden müssten, um dem nächsten Hochwasser standzuhalten.
Wegen der – auf 35 Millionen Euro bezifferten – Schäden durch die Überschwemmung an städtischem Eigentum verkündete Englert, er habe alle anstehenden Investitionen gestoppt. Konkrete Angaben darüber, welche das betrifft, gab es nicht.
Der alte Gemeinderat wurde in seiner letzten Sitzung mit der Hiobsbotschaft konfrontiert, dass am Meierei-Gebäude der Holzschwamm zu einer Verteuerung der Kosten samt Verzögerung der Fertigstellung führe.
Verwundert fragte sich die halbe Stadt, wie diese Schäden, die durch den Epoxidharz-Einsatz am Fachwerk entstehen, nicht vorher bekannt wurden. Zumal diese Gefahr schon längst von anderen Gebäuden her bekannt war und Bürgermeister Englert betont hatte: „Wir haben über kein Gebäude einen besseren Zustandsbericht.“ Und er habe immer „mit offenen Karten gespielt“.
Der August war dominiert vom Thema Bücherei-Neubau und dem Pilzbefall dort. Lars Haise (AfD) hatte vorgeschlagen, dieses Gebäude als Denkmal „für eine kapitale Fehlentscheidung“ der Kommunalpolitik einfach so stehen zu lassen, wie es grad ist.
Weil Bürgermeister Englert beim Beschluss dieses Bauprojekts betont hatte, dass der Gemeinderat der „Herr des Verfahrens“ sei und er selbst nur als Demokrat deren Vorgaben ausführe, stellte sich nun die Frage, wie verlässlich die Angaben der Verwaltung sind, aufgrund derer das Gremium seine Beschlüsse fasst.
Bevor der Gemeinderat die Zusatzkosten schließlich abnickte, schlugen wir mögliche alternative Nutzungen für den Beton-Neubau vor, wie zum Beispiel: als Bunker, als Probenraum für junge Bands oder als Fahrradparkhaus.
Für das bestehende Fachwerkgebäude kam der „Schoblatt“-Admin auf die Idee, dort ein „Holzschwamm-Museum“ einzurichten. Schön war die Vorstellung, wie Kinder im Begleitprogramm der Schau dort Schmuckanhänger aus Epoxidharz basteln.
(Fortsetzung folgt)