Kommentar«
Die CDU-Fraktion bittet um eine Richtigstellung: Es sei nicht so, wie wir geschrieben hatten, dass sie bei den Freibad-Öffnungszeiten nur abgenickt habe, was die Verwaltung vorgab. Sie hat nämlich mit einem eigenen Antrag die Rückkehr zu den alten Öffnungszeiten aktiv herbeigeführt. Den Antrag schickte sie als Beweis.
Das Problem: Dieser Antrag hat bislang das Licht der Öffentlichkeit nie gesehen. Er taucht in keinen Sitzungsunterlagen des Gemeinderats auf. Warum? Weil er im Ältestenrat besprochen wurde.
Der Ältestenrat tagt im Geheimen. Er besteht aus den Fraktionsvorsitzenden, mitunter auch ihren Stellvertreterinnen. Es wird kein Protokoll über dessen Treffen angefertigt. Ist eigentlich auch nicht nötig. Denn dieses Gremium sollte nur organisatorische Fragen zu den Sitzungen, wie etwa Termine, besprechen.
Unter dem Vorgänger unseres jetzigen Oberbürgermeisters entwickelte es sich aber immer mehr zu einem Geheimen Rat, in dem auch über inhaltliche Fragen Entscheidungen gefällt wurden. OB Hornikel hat dies nicht abgestellt, obwohl er vor der Wahl angekündigt hatte, er wolle „Verlässlichkeit, Transparenz und Kommunikation gewährleisten“.
In einer Demokratie ist das Volk der Souverän. Welche Königin würde es sich bieten lassen, dass ihre angestellten Verwaltungsleute im Geheimen irgendwelche Entscheidungen treffen? Selbst ein einfacher Bürger reagiert sehr allergisch auf solche Praktiken, hinter denen er schnell Kungelei vermutet.
In diesem Fall ist das Ganze freilich der CDU als beteiligter Fraktion jetzt selbst auf die Füße gefallen. Wir sehen: Geheimniskrämerei lohnt sich nicht. Sie richtet nur Schaden an, auf jeden Fall hinsichtlich des Vertrauens in unsere Demokratie.
Dass auch die Vorberatung zur Erhöhung der Hallenbadpreise am 23. Januar im Technischen Ausschuss ohne Öffentlichkeit stattfand, lässt vermuten, dass man im Rathaus Angst vor den Reaktionen der Bürgerschaft hat.
Wenn dieses Gefühl schon da ist, dann wäre es klug, dem auch Taten folgen zu lassen und dem Wunsch der Bevölkerung zu entsprechen. Schließlich hat der Gemeinderat diese Menschen zu repräsentieren und nicht über ihre Köpfe hinweg zu entscheiden.
Wenn solche Debatten nichtöffentlich geführt werden, verstößt der Gemeinderatsvorsitzende gegen geltendes Recht. Weil die Öffentlichkeit nur ausgeschlossen werden darf, wenn es um den Schutz von Personen- oder Wirtschaftsdaten von Unternehmen geht oder auch zum „Wohl der Stadt“.
Letzteres setzen AkteurInnen im Rathaus irrtümlicherweise gern mit ihrer eigenen Person gleich. Da ist das Demokratieverständnis bereits reichlich entgleist. Denn: Nicht die Verwaltung, nicht der Gemeinderat ist „die Stadt“, sondern die gesamte Einwohnerschaft. Und sie selbst nur deren Repräsentanten bzw. Angestellte.
Hoffnung auf Besserung macht die bevorstehende Gemeinderatswahl am 9. Juni. Hier tritt mit der „Bürgerstimme Schorndorf“ (BSS) eine Liste von Frauen und Männern an, die als überparteiliches Bündnis auftreten und mit einem unverstellten Blick „von außen“ kommen.
Sie könnten somit manchen Schlendrian, der im Rathaus eingerissen und nicht demokratiekonform ist, erkennen und auf dessen Beseitigung drängen. Zumal sie ihren Mut, für demokratische Grundregeln öffentlich einzustehen, bereits in der Praxis bewiesen haben.
Hoch anzurechnen ist es auf jeden Fall der CDU-Fraktion, dass sie ihre Beteiligung an den nichtöffentlichen Vorgängen jetzt geoutet hat. Das ist ein erster Schritt hin zu mehr Transparenz.