Kurzglosse
Wir Journalistinnen haben es nicht gern, wenn wir eine Glosse mit feiner Pointe abschließen – und dann kommt jemand, und setzt noch eins drauf. In diesem Fall ist es die Landesregierung in Kiel.
Konkret geht es um Abgeordnete und Corona.
Ich hatte den Umstand, dass hiesige Stadträte vom Fiebertest vor einer Sitzung befreit sind, in meiner Glosse vom 2. Oktober mit deren politischer Immunität „erklärt“.
Die Kieler Regierung übertrifft das jetzt noch, wie im Tagesspiegel zu lesen ist: Sie hat einzelne Berliner Bezirke zu Corona-Risikogebieten erklärt, und alle, die von dort kommen, zur Quarantäne verpflichtet – alle, außer Abgeordnete.
Bevor man denen nun unterstellt, dass sie dem Volk Regeln auferlegen, an die sich selbst nicht halten, hilft ein Blick in die Realität:
So ein Volkvertreter kommt ja nicht zu Fuß zur Bundestagssitzung sondern im Auto. In einem geschlossenen. Darin ist er geschützt. Er kann sich also gar nicht mit Corona-Viren anstecken.
So ein Abgeordneter hat überhaupt gar keinen Kontakt zu uns Normalsterblichen. Deshalb spricht er über uns gern als „die Menschen da draußen im Lande“.
George Orwell formulierte dieses Phänomen bereits 1945 in seinem dystopischen Roman „Farm der Tiere“ mit dem Slogan: „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher.“
Ich würde sagen: Sie sind einfach nicht von dieser Welt.
Jessica Tatti spricht auf dem Marktplatz
Ankündigung
“Mir ist klar geworden, dass Politik Lebenswirklichkeit schafft. Deshalb will ich mich dafür einsetzen, dass soziale Gerechtigkeit spürbar im Leben der Menschen ankommt“, erklärt Jessica Tatti, Mitglied des Bundestags (MdB) für „Die Linke“.
Am Freitag, 16. Oktober, spricht sie in Schorndorf ab 18 Uhr auf dem Oberen Marktplatz. Die Sozialarbeiterin mit italienischen Wurzeln ist fachpolitische Sprecherin zum Thema „Arbeit 4.0“ und gehört der überparteilichen Kommission „Künstliche Intelligenz“ an. Bei der Bundestagswahl 2017 kandidierte sie im Wahlkreis Reutlingen. Über die Landesliste ihrer Partei, wo sie auf Platz 5 gesetzt war, wurde sie Abgeordnete und gab ihren Sitz im Reutlinger Gemeinderat auf.
„Corona – Krise der Frauen“ im Frauenforum
Ankündigung
Das Frauenforum Schorndorf lädt am Mittwoch, 14. Oktober, zu einem Netzwerktreffen ins „Zentrum für internationale Begegnung“ (ZIB), ehemals Schlachthausgaststätte. Hauptthema des Abends: „Corona – Krise der Frauen“.
„Gerade Frauen betrifft die Pandemie-Lage besonders“, erklärt Forumssprecherin Andrea Sieber. Das Treffen will daher die Möglichkeit bieten, sich über diese neuartigen Probleme untereinander auszutauschen, nicht zuletzt auch mit hilfreichen Tipps und Strategien.
Andere Fragen sollen dadurch freilich nicht unterdrückt werden. Herzlich willkommen sind alle Frauen und alle Frauenthemen. Es wird um Anmeldung vorab gebeten unter (E‑Mail öffnen).
Beginn ist um 19.30 Uhr.
Literatur-Nobelpreis für Louise Glück
Die amerikanische Lyrikerin Louise Glück (77) bekommt den diesjährigen Nobelpreis für Literatur. Hier ein Auszug aus ihrem Gedicht:
„Persephone the Wanderer“:
She does know the earth
is run by mothers, this much
is certain. She also knows
she is not what is called
a girl any longer. Regarding
incarceration, she believes
she has been a prisoner since she has been a daughter. […]
Scholars tell us
that there is no point in knowing what you want
when the forces contending over you
could kill you. […]
Der Nobelpreis 2020 für Chemie geht an die Französin Emmanuelle Charpentier (seit 2018 Leiterin der Max-Planck-Forschungsstelle für Infektionsbiologie in Berlin) und die US-amerikanischen Biochemikerin Jennifer Doudn, mit der sie die von ihr entdeckte Gen-Schere weiterentwickelte.
Vor den beiden bekamen erst fünf Frauen diesen Preis für Chemie. Die bekannteste darunter ist Marie Curie sowie deren Tochter Irène, die ihn 1911 bzw. 1935 erhielten. Marie Curie hatte sich durch ihre Forschung über „Strahlungsphänomene“ bereits im Jahr 1903 den Nobelpreis in Physik erworben.
Solidarität statt Profite in der Pflege
„Für die Pflege auf die Straße“ lautete das Motto der Kundgebung vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und Ver.di, zu der heute rund 50 Menschen auf dem Oberen Marktplatz erschienen.
„Nach Ausbruch der Pandemie wurde schnell klar, wie unvorbereitet das Gesundheitssystem war“, sagte dort Sabine Diener, Betriebsrätin der Rems-Murr-Kliniken. Obwohl die Regierung dies bereits seit 2012 gewusst habe, „wurde das Gesundheitssystem seither privatisiert und ausgeschlachtet“. Die Folge: Es habe nicht genug Schutzkleidung gegeben: „Wir wurden in diesen Krieg geschickt ohne ausreichende Waffen. Wir haben uns wie Kanonenfutter gefühlt.“
„Solidarität statt Profite in der Pflege“ weiterlesenRosine Abel
Gedenktag
Heute vor 211 Jahren starb Rosine Abel.
Sie war die Tochter des Schorndorfer Stadtschreibers Schmid und heiratete 1786 (mit 21 Jahren) Jakob Friedrich Abel, der als Lehrer von Friedrich Schiller bekannt ist.
Luise Rosine Wilhelmine Schmid wurde am 2. Juni 1765 in Schorndorf geboren. Als Tochter des Amts- und Stadtschreibers hatte sie Zugang zu „männlicher“ Bildung, d. h. neben Latein und Französisch auch zu Naturwissenschaften. Sie nahm am Unterricht ihrer Brüder teil und erhielt zusammen mit Karoline Paulus bei deren Cousin (und späteren Ehemann) H.E.G. Paulus Privatunterricht. Dieser beschrieb sie als „nach sittlicher Bildung strebend“.
„Rosine Abel“ weiterlesenInfo-Veranstaltung „Klima-Entscheid Schorndorf“
Ankündigung
Da sie es als „verzagt und völlig unzureichend“ ansieht, wie die Politik den Klimawandel abwehren will, hat sich in Schorndorf eine Gruppe gebildet, die das nun selbst in die Hand nimmt. Zwölf Personen haben sich nach dem Konzept von GermanZero.org zusammengeschlossen, um „für unsere Kinder und Enkel eine lebenswerte Zukunft zu gestalten“.
Ziel ist, die Stadtverwaltung per Bürgerentscheid zu mehr Einsatz für dieses Thema zu motivieren. Ein „Klimastadtplan“ soll aufzeigen, welche Maßnahmen vor Ort notwendig sind, damit der CO2-Ausstoß genügend reduziert wird.
Am Freitag, 9. Oktober, wird dieser Plan in der VHS im großen Saal vor- und zur Diskussion gestellt. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr.
Zudem hält am Freitag, 16. Oktober, die Biologin Dr. Maiken Winter einen Vortrag zu diesem Thema in der Künkelinhalle. Er beginnt um 19 Uhr. Anschließend soll auch dort eine Diskussion über das hiesige Projekt erfolgen.
Eingeladen sind alle, die sich informieren wollen oder aktiv einbringen möchten, wie etwa bei der Umsetzung (z.B. durch das Sammeln von Unterschriften) und durch finanzielle Unterstützung.
(Mehr Info dazu: hier)
Dr. Ilse Beisswanger
Gedenktag
Heute vor 35 Jahren starb Dr. Ilse Beisswanger. Sie war die erste Richterin in Württemberg und stammte aus der Familie der hiesigen Löwenbrauerei.
Ihre Mutter Auguste, geb. Riehle, wurde in der Stadt „d‘ Schultesse“ genannt, weil sie den Schultheiß von Geradstetten, Heinrich Gottlob Beisswanger, geheiratet hatte. Vielleicht auch deshalb, weil ihr Mann sich im Jahr 1903 um das Amt des Stadtschultheiß hier in Schorndorf beworben hatte. Er bekam auch die Mehrheit der Stimmen, war aber der örtlichen Obrigkeit nicht genehm, so dass diese so lange wählen ließ, bis er schließlich seinem Mitbewerber Raible unterlag.
Möglicherweise war diese Erfahrung des Vaters der Grund für seine Tochter Ilse, Rechtswissenschaft zu studieren.
Kein blindes Vertrauen
Kommentar
Kaum zu glauben, aber tatsächlich wahr: Der Gemeinderat sollte am Donnerstag feststellen, dass bei Sabine Berger ein „wichtiger Grund“ für ihr vorzeitiges Ausscheiden als Stadträtin vorliegt, ohne den Sachverhalt überhaupt zu kennen.
Es ist unfassbar: Das Gremium sollte etwas beurteilen, das es gar nicht beurteilen kann. Es sollte blind der Vorgabe des Oberbürgermeisters folgen. Demokratie sieht anders aus.