„Jetzt haben wir ja wieder Ausgangssperre.
Von einer Passantin in der Fußgängerzone aufgeschnappt.
Als Nächstes werden sie uns sagen, dass wir um 19 Uhr im Bett liegen sollen.“
Reinhold Maiers Erklärung 1933
Aus aktuellem Anlass sei heute an Reinhold Maier erinnert, den aus Schorndorf stammenden ersten Ministerpräsidenten von Württemberg-Baden. Seit 1918 war er Mitglied der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei DDP, ab 1932 Abgeordneter im Reichstag. Dort stimmte er am 23. März 1933 für das Ermächtigungsgesetz der Regierung. Hier seine Erklärung dazu im Wortlaut:
„Das deutsche Volk hat am 5. März eine absolute Mehrheit der Rechten in den Reichstag gewählt und damit seinen Willen bekundet, die Führung seines Staates der gegenwärtigen Regierung anzuvertrauen. Wir hoffen und wünschen, dass das deutsche Volk unter der jetzigen Leitung seinen seit vierzehn Jahren zäh und opfervoll geführten Kampf um Freiheit und Wiedererstarken der deutschen Nation erfolgreich zu Ende bringen möge.
Wir fühlen uns in den großen nationalen Zielen durchaus mit der Auffassung verbunden, wie sie heute vom Herrn Reichskanzler hier vorgetragen wurden. Wir leugnen auch keineswegs, dass Notzeiten besondere Maßnahmen erfordern, und haben deswegen wiederholt Ermächtigungsgesetzen und Notverordnungen zugestimmt.
„Reinhold Maiers Erklärung 1933“ weiterlesenThusnelde Dieterich

Gedenktag
Heute vor 133 Jahren kam Thusnelde Dieterich zur Welt. Sie war Schorndorfs erste Sozialarbeiterin, damals noch „Fürsorgerin“ genannt. Im Jahr 1919 wurde sie vom hiesigen „Bezirkswohltätigkeitsverein“ als eine der ersten drei Frauen in dieser Funktion in ganz Württemberg engagiert, ab 1921 stand sie dann als Beamtin in staatlichen Diensten.
Auf ihre sehr tatkräftige Initiative hin wurde im Jahr 1924 neben dem Krankenhaus ein Solbad für Kinder eingerichtet. Die Tbc-Kranken zu einer solchen Kur zu schicken, war zu teuer geworden. Die Ziegelei lieferte Ziegel, eine Möbelfirma Liegestühle, die Spinnerei in Unterurbach Stoff für Matratzen und „Fräulein Lis Arnold“ Tische und Stühle aus ihrer Eisenmöbelfabrik. Aus Dürrheim wurde Badesalz in Säcken geliefert.
Die Halle war nach Süden hin offen und bot Platz für 30 Liegestühle. In zwei Räumen standen Holzbadewannen, die durch eine Leitung vom Krankenhaus her gefüllt wurden. Die Kinder erhielten morgens ein Frühstück, nach dem Bad mussten sie liegen, danach wurde Gymnastik betrieben und ihnen noch etwas vorgelesen. Nach dem Essen war zwei Stunden Mittagsruhe, nachmittags folgten Spiele und Spaziergänge, bevor die Kinder zum Übernachten wieder nach Hause gingen.
„Thusnelde Dieterich“ weiterlesenKein Lerneffekt
Kommentar
Das Verbot der Imbissstände auf dem Markt am Samstag wird von Stadtrat Lars Haise (AfD) scharf kritisiert: „Die betroffenen Standbetreiber sind völlig zu Recht empört über die Willkür, die die Rathausspitze hier an den Tag legt.“ Er führt in seiner Pressemitteilung an, dass die Inzidenz kurz vor Weihnachten bei 221 lag, während sie jetzt bei 147 liege.
Damals habe es keine solchen Einschränkungen gegeben. Die Maßnahme der Rathausspitze sei „evidenzbasiert und mit gesundem Menschenverstand nicht zu erklären“. Haise beantragt daher, dass die Stadtverwaltung den Betroffenen „eine unbürokratisch Entschädigung“ auszahlt, und zwar in Höhe des Gewinns aus der Vorwoche.
Moment mal! Wieso sollen denn eigentlich wir Steuerzahlen schon wieder ausbügeln, was sich die politisch Verantwortlichen im Rathaus geleistet haben?
Da sollte doch wohl das Verursacherprinzip gelten. Der, der Mist gebaut hat, muss dafür einstehen, auch finanziell. Wenn nicht, ist der nächste Fall schon vorprogrammiert. So wie bei einem Fabrikantensöhnchen, dem der Papa jedes Mal aus der Patsche hilft, indem er sein Scheckbuch zückt. Da lernt der Bengel ja nie, für sein Tun Verantwortung zu übernehmen.
April! April!
Kurzmeldung
Unsere gestrige Ankündigung, dass Brigitte Aldinger für den Posten der Oberbürgermeisterin kandidiert, war ein Aprilscherz. Ihre Kandidaturabsicht war von uns frei erfunden. Sie selbst wusste nichts von ihrem „Glück“. Wir haben sie für diese Meldung instrumentalisiert, um die Kommunalpolitik und ihre Akteure ein bisschen auf die Schippe zu nehmen. Brigitte Aldinger hat sich über deren – natürlich ebenso frei erfundene – Stellungnahmen amüsiert und fand sie gelungen, zumal sie der Ansicht ist, dass der Humor zurzeit viel zu kurz komme.
Brigitte Aldinger kandidiert bei OB-Wahl
Kurzmeldung
Brigitte Aldinger wirft für die Oberbürgermeisterwahl 2022 ihren Hut in den Ring. Sie habe vor der Landtagswahl an ihrem Info-Stand für „die Basis“ vielfach gehört, dass die Leute sich eine Veränderung in der Politik wünschen, und dachte sich: „Warum damit nicht hier in meiner Heimatstadt anfangen?“ Hier kenne sie sich aus. Zudem ist sie Profi, hat sie doch an der Verwaltungsfachhochschule studiert, spezialisiert auf Finanzwesen.
Hermann Beutel meint dazu: „Die Brigitte ist eine Frau mit Herz und Verstand. Sie hat ja für den Gemeinderat auf unserer Liste kandidiert. Natürlich können wir sie nicht offiziell unterstützen, wenn sie jetzt einer anderen Partei angehört, aber wir begrüßen diesen Schritt.“ Werner Neher hingegen befand: „Ich sehe in ihrer Kandidatur keinen Sinn. Wenn wir erst ‚Smart City‘-Modellkommune sind, kommt sowieso Künstliche Intelligenz ins Rathaus.“
Und Gerhard Nickel erklärte: „Das kann sie gern tun. Wir können ja, wenn uns das Wahlergebnis nicht gefällt, immer noch den ‚Roten Knopf‘ drücken.“ Aus SPD-Kreisen war zu hören: „Unser OB ist super. Es gibt gar keinen Besseren für Schorndorf!“ Wohingegen dieser souverän reagierte: „Ich habe Sportwissenschaften studiert. Und wenn ich etwas kann, dann sind es Wettkämpfe.“
s.a. „April! April!“ vom 2. April
Dagmar Heilsberg berichtet aus Florida

Dagmar Heilsberg saß in den 70er-Jahren für die SPD im Gemeinderat von Schorndorf. Bis 2010 war sie Regionalgeschäftsführerin der SPD Baden-Württemberg. Ihren Ruhestand verbringt sie den Winter über an ihrem Zweitwohnsitz in Florida. Hier schreibt sie, wie das Leben ohne Lockdown dort aussieht:
„Ich habe die erste Impfung mit Pfizer. Hurra! Die zweite werde ich am 7. April bekommen. Das ging ganz fix und wurde von der Feuerwehr in einem Theater abgewickelt. Begleitet von guter Stimmung und witzigen Kommentaren. Ich kenne nur ein paar von den Alten, die sich noch nicht haben impfen lassen, weil sie auf den Impfstoff von „Johnson und Johnson“ warten (den muss man nur einmal impfen). Ansonsten geht das nun auch bei den unter 65-Jährigen sehr schnell mit den Impfterminen. Auch Drogerien und ein Supermarkt impfen.
„Dagmar Heilsberg berichtet aus Florida“ weiterlesenKein Kaffee, keine Currywurst?

Kurzmeldung
Kathrin Fischers Café-Anhänger und „Brutzel-Ole“ sollen am kommenden Samstag auf dem Markt fehlen. Die Stadtverwaltung hat ihnen verboten zu erscheinen. Begründung: Sie fürchtet, dass sich vor ihren Ständen Ansammlungen bilden. Kathrin Fischer wehrt sich gegen diese Diskriminierung
Auch Stadträtin Kirsten Katz hält das Verbot für verfehlt, wie sie in einer E‑Mail an den Bürgermeister und seinen Ordnungsamtsleiter schreibt: „Die geplante Maßnahme erscheint willkürlich und nicht zu Ende gedacht.“ Samstags gingen die Menschen primär zum Einkaufen auf den Markt. Das Verbot der Imbissstände würde ihre Zahl nicht reduzieren.
Ja, es werde sogar das Gegenteil erreicht: Gerade durch das fehlende Angebot auf dem Marktplatz müssten die Leute gezwungenermaßen auf andere Gastronomien ausweichen. Dort entstünden dann umso größere Ansammlungen. Eine Verteilung auf mehrere Stellen hält sie für sinnvoller.
Prima! Nehmen wir!
Kommentar
Es klang einfach zu verlockend: „Smart City“. Da sagte sich mancher Stadtrat: Das hat irgendwas mit Intelligenz zu tun. Das ist gut. Können wir brauchen. Prima! Nehmen wir! Und vor allem: Es wird auch noch bezahlt. Durch Fördergelder. Da wär‘ man doch blöd, dieses Angebot auszuschlagen! Also haben 22 RätInnen am Donnerstag zugestimmt, dass Schorndorf sich als Modellkommune einer „Smart City“ bewirbt.
Es gab freilich manche, die sagten: Was da genau hinter diesem Projekt steht, hab ich nicht verstanden. Diejenigen, die gewohnt sind, selbst zu denken und zu erkennen, dass irgendetwas nicht stimmt, wenn in der Vorlage viele Worte gemacht werden, aber am Ende kein Sinn rauskommt. Man könnte es als Respektlosigkeit der Verwaltung gegenüber dem Gemeinderat interpretieren: Sich nicht die Mühe machen, einen Sachverhalt so darzustellen, dass ihn jede und jeder im Gremium verstehen kann.
„Prima! Nehmen wir!“ weiterlesen