Es geht nicht um Bücher

Kom­men­tar
Uns wird er­zählt, dass die neue Bü­che­rei nö­tig sei, um dem „Bil­dungs­auf­trag“ der Stadt nach­zu­kom­men. Es geht da­bei frei­lich nicht (nur) um Bü­cher. Es geht viel­mehr darum, dass man sich ei­nen Kul­tur­tem­pel hin­stel­len will. Des­sen In­itia­tor, der frü­here Ober­bür­ger­meis­ter, suchte da­her auch kein ört­li­ches Ar­chi­tek­tur­büro aus, son­dern „iden­tity ar­chi­tects“, die welt­weit ak­tiv sind, und Preise er­rin­gen für ihre zu­kunfts­wei­sen­den Ent­würfe in Shang­hai und New York. Da­mit sich Schorn­dorf in diese Auf­zäh­lung ein­rei­hen kann. Es ging nie um Bü­cher. Es ging um ei­nen „ak­ti­ven Ort ge­sell­schaft­li­cher De­bat­ten“ für „in­ter­es­sen­über­grei­fende Be­geg­nun­gen“, wie im Kon­zept dazu steht.

Da­bei ha­ben wir schon wirk­lich reich­lich Räume für Kul­tur, für Ver­an­stal­tun­gen, al­lem voran die Kün­kel­in­halle. Wie viele Stun­den am Tag, wie viele Tage in der Wo­che ste­hen diese leer? Wir ha­ben die Ma­nu­fak­tur, wir ha­ben den Jazz-Club, die Ju­gend­mu­sik­schule, das Fa­mi­li­en­zen­trum, die Karl-Wahl-Be­geg­nungs­stätte, die Ge­mein­de­säle der Kir­chen, die Mehr­zweck­hal­len, das Zen­trum für In­ter­na­tio­nale Be­geg­nung. Es will halt je­der sein ei­ge­nes Do­mi­zil ha­ben.

„Es geht nicht um Bü­cher“ wei­ter­le­sen

Hallenbad schließen?

An­kün­di­gung
In sei­nem Tech­ni­schen Aus­schuss be­rät der Ge­mein­de­rat am Diens­tag, 8. No­vem­ber, über vier Va­ri­an­ten, wie das De­fi­zit der Bä­der­be­triebe auf­ge­fan­gen wer­den soll – was de­ren teil­weise oder to­tale Schlie­ßung be­inhal­tet.

Zu­dem wer­den wei­tere Spar- und Geld­be­schaf­fungs-Ideen der Ver­wal­tung dis­ku­tiert, un­ter an­de­rem die Kehr­wo­che be­tref­fend. Die ge­samte Ein­woh­ner­schaft soll auf­ge­ru­fen wer­den, frei­wil­lig auch die Stra­ßen­kan­del vor ih­ren Häu­sern zu fe­gen. Ne­ben „ver­stärk­ten Kon­trol­len“ und „Män­gel­an­zei­gen“ ist als Mo­ti­va­ti­ons­mit­tel eine „40.000-Besen-Aktion“ ge­plant. „Soll hei­ßen: Ge­mein­sam sind wir stark. Wenn je­der nur eine kleine Stre­cke vor sei­nem Grund­stück rei­nigt, be­wirkt dies in Summe Gro­ßes“, heißt es dazu aus der Pres­se­stelle.

Die Sit­zung im Rat­haus be­ginnt um 18 Uhr und ist für alle In­ter­es­sier­ten öf­fent­lich. Das Thema „Hal­len­bad“ steht an 7. Stelle, die Kehr­wo­che an 8. Stelle der Ta­ges­ord­nung.

Mit den Toten feiern

„La Ca­trina“

An­kün­di­gung
Wie man in Me­xiko den To­ten­ge­denk­tag „Día de los muer­tos“ be­geht, ver­mit­telt die Volks­hoch­schule über­mor­gen, am Sams­tag, 5. No­vem­ber, auf denk­bar le­ben­dige Weise: Die Me­xi­ka­ne­rin Vi­vian Tuschl-Agui­lar hat in ih­rem La­den „Luna Viva“ in der Gott­lieb-Daim­ler­straße eine „Of­renda“ auf­ge­stellt. Die­ser To­ten­al­tar ist Be­stand­teil des me­xi­ka­ni­schen Um­gangs mit dem Thema Ver­gäng­lich­keit, der sich von un­se­rer Tra­di­tion zu Al­ler­see­len un­ter­schei­det: Dort geht man selbst­ver­ständ­lich da­von aus, dass die See­len der Ver­stor­be­nen an die­sem Tag zu­rück­keh­ren, wenn ih­rer in Liebe und mit Freude ge­dacht wird.

„Las­sen Sie uns bei fröh­li­cher Mu­sik die­ses far­ben-präch­tige Volks­fest zu Eh­ren der To­ten mit­fei­ern!“, steht im Pro­gramm­heft der VHS. Die Grund­züge die­ses Brauch­tums, das die UNESCO 2008 zum im­ma­te­ri­el­len Kul­tur­erbe der Mensch­heit er­klärt hat, wird ein klei­ner Do­ku­men­tar­film auf­zei­gen. Un­ter an­de­rem er­fährt man da, was es mit der be­rühm­ten Ske­lett-Fi­gur „La Ca­trina“ auf sich hat.

Eine An­mel­dung bei der VHS ist Vor­aus­set­zung zur Teil­nahme. Sie kos­tet (inkl. Ge­tränk und me­xi­ka­ni­schem Fin­ger­food) 15 Euro.

Trau, schau, wem!

Kom­men­tar
OB Hornikel bat am Don­ners­tag den Ge­mein­de­rat, die Spar­be­schlüsse aus dem Rat­haus „nach au­ßen“ zu ver­tre­ten. Da stellt er also mal kur­zer­hand die De­mo­kra­tie auf den Kopf. Die Mit­glie­der des Ge­mein­de­rats sind Volks-Ver­tre­ter, nicht Ver­wal­tungsver­tre­ter. Sie brin­gen die An­lie­gen des Vol­kes, sprich der Ein­woh­ner­schaft in die Ent­schei­dun­gen ein. Nicht um­ge­kehrt. Sie kon­trol­lie­ren, dass die Ver­wal­tung mit de­ren hart er­ar­bei­te­ten Steu­er­gel­dern ver­ant­wor­tungs­voll um­zu­ge­hen hat.

Zu ei­nem Wahl­aus­gang heißt es oft: „Der Sou­ve­rän hat so ent­schie­den.“ Meis­tens von den Kan­di­da­ten, die ge­rade nicht ge­wählt wur­den. Sie fü­gen sich da­mit dem Vo­tum des Vol­kes. Wur­den sie hin­ge­gen ge­wählt, ver­ges­sen sie nach kur­zer Zeit, wem sie ihr Amt ver­dan­ken, wem sie ver­pflich­tet sind, und wer sie be­zahlt.

Für Bür­ger­meis­ter Eng­lert sind die Ein­woh­ne­rIn­nen nur noch bloße Zah­len, wenn er sie als die „Wäh­rung“ der Stadt (Haus­halts­rede 2016, S. 3) be­zeich­net. Rein quan­ti­ta­tiv. Denn sie be­sche­ren ihm Ein­nah­men: die Ein­kom­mens­steuer. Diese wird ihm pro Kopf der Ein­woh­ner­schaft zu­ge­wie­sen. Also: je mehr, desto bes­ser. Dass diese Zah­len Men­schen mit Be­dürf­nis­sen re­prä­sen­tie­ren, droht dar­über leicht ver­ges­sen zu wer­den.

„Trau, schau, wem!“ wei­ter­le­sen
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