„Hört sich gut an“

Ge­denk­tag
Das Motto des heu­ti­gen „Tags ge­gen Lärm“ lau­tet: „Hört sich gut an.“ Des­halb sei hier ein Zi­tat des fran­zö­si­schen Phi­lo­so­phen Blaise Pas­cal an­ge­führt: „Al­les Un­glück der Men­schen ent­steht durch ihre Un­fä­hig­keit, in Ruhe in ei­nem Raum zu ver­wei­len.“

Eine sol­che „Stille mit uns ganz al­lein“ ist nach An­sicht der ame­ri­ka­ni­schen Psy­cho­lo­gin Dr. Anne Wil­son Schaef ein grund­le­gend mensch­li­ches Be­dürf­nis, kein Lu­xus, son­dern ab­so­lute Not­wen­dig­keit. Gleich­wohl werde sie zu sel­ten prak­ti­ziert, denn: „Wann hast du das letzte Mal ver­sucht, ganz al­lein still in ei­nem Raum zu sit­zen – ohne Fern­se­her, ohne Ra­dio, ohne Te­le­fon?“

Man müsse, meint sie, da­für gar keine be­son­dere Tech­nik an­wen­den. Es rei­che, ein­fach da­zu­sit­zen, und in die­sem Al­lein­sein zu­sam­men mit der Stille ab­zu­war­ten, was sie uns mit­tei­len wolle. Na­tür­lich kön­nen wir sie nur dann hö­ren, wenn wir das Ge­dan­ken­ka­rus­sell im Kopf aus­blen­den. Sie emp­fiehlt: „Pro­biere es mal aus, dei­nem Be­dürf­nis für eine sol­che Zeit der Stille nach­zu­ge­ben – selbst wenn du meinst, dass du sie gar nicht brauchst.“

Kriegspropaganda überwinden

Ge­denk­tag
Heute ist „In­ter­na­tio­na­ler Tag der Part­ner­städte“. Der letzte Sonn­tag im April wurde 1963 erst­mals für diese Form prak­ti­zier­ter Völ­ker­ver­stän­di­gung aus­ge­ru­fen. Ihr Ziel ist die Aus­söh­nung und der Frie­den zwi­schen Men­schen, die sich einst im Krieg ge­gen­über­stan­den. In Schorn­dorf be­steht bei­spiels­weise die Part­ner­schaft mit dem fran­zö­si­schen Tulle seit 1969. Auf diese Weise ha­ben die Men­schen bei­der Städte er­folg­reich die Pa­ro­len aus dem Krieg über­wun­den und statt­des­sen freund­schaft­li­che Bande über Gren­zen hin­weg ge­knüpft. Frie­den und Völ­ker­ver­stän­di­gung er­schei­nen in­zwi­schen ganz nor­mal. Dies ist ein Er­folg, den man nicht ge­ring schät­zen sollte. Im­mer­hin wur­den un­sere fran­zö­si­schen Nach­barn frü­her per Kriegs­pro­pa­ganda als „Erz­feind“ be­zeich­net.

Wie das da­mals war, kann man im „Schorn­dor­fer An­zei­ger vom 6. De­zem­ber 1918 nach­le­sen: Der 1. Welt­krieg war be­en­det, und in Schorn­dorf häng­ten die Men­schen vol­ler Freude an al­len Häu­sern Fah­nen aus den Fens­tern. Die Zei­tung schreibt dazu: „Un­glaub­lich aber wahr ist es, daß an ei­nem hie­si­gen Haus un­ter den De­ko­ra­ti­ons­fähn­chen sich auch ein blau-weiß-ro­tes (fran­zö­si­sche Tri­ko­lore) be­fun­den hat.“ Auf of­fen­bar sehr ent­rüs­tete Kri­tik hin wurde es dann wie­der ent­fernt.

„Kriegs­pro­pa­ganda über­win­den“ wei­ter­le­sen

Führung „Grabsteine erzählen von Frauen“

An­kün­di­gung
Hätte Irene Beiss­wan­ger den Na­men ih­rer Schwä­ge­rin nicht auf dem Ge­denk­stein am Fa­mi­li­en­grab im Al­ten Fried­hof ein­gra­vie­ren las­sen, wüss­ten wir heute nicht, dass die erste Rich­te­rin Würt­tem­bergs aus Schorn­dorf stammt: Dr. Ilse Beiss­wan­ger. Sie war eine Nach­fah­rin des Lö­wen­braue­rei-Be­sit­zers.

Antje Schaal von der Frau­en­ge­schichts­werk­statt hat ihre Ge­schichte er­forscht. Stadt­rä­tin Kirs­ten Katz wird diese bei ih­rer Füh­rung „Grab­steine er­zäh­len von Frauen“ ebenso wei­ter­ge­ben, wie wei­tere in­ter­es­sante Fak­ten über Schorn­dor­fe­rin­nen, die in der Ge­schichts­schrei­bung sonst ver­ges­sen wor­den wä­ren.

Ihre Füh­rung auf dem Al­ten Fried­hof am kom­men­den Sonn­tag, 24. April, be­ginnt um 11 Uhr und kos­tet 6 Euro. Treff­punkt ist der Haupt­ein­gang an der Burg­straße. Eine An­mel­dung über die Stadt­info ist er­wünscht, aber nicht zwin­gend. Kurz­ent­schlos­sene kön­nen auch ohne kom­men. Für alle gilt: „Bitte Geld pas­send mit­brin­gen“.

Wie Denkmalschutz betrieben wird

An­sicht Meie­rei mit ge­plan­tem An­bau (Ent­wurf: a+b freie ar­chi­tek­ten)

Ge­denk­tag
Heute vor 40 Jah­ren wurde der 18. April zum In­ter­na­tio­na­len Denk­mal­tag er­klärt. Nur ein Jahr spä­ter, näm­lich 1983, ließ der da­ma­lige OB Hanke die Schorn­dor­fer Alt­stadt als Ge­samt­an­lage un­ter Denk­mal­schutz stel­len. Ihr Er­schei­nungs­bild, das durch (nach-)​mittelalterliche Bau­sub­stanz in­ner­halb der frü­he­ren Stadt­mauer ge­prägt ist, wurde da­mals per Ver­ord­nung als schüt­zens­wert er­klärt, ins­be­son­dere die gie­bel­stän­di­gen Fach­werk­häu­ser. Das Meierei­ge­bäude am Ar­chiv­platz, in dem die neue Stadt­bü­che­rei ent­ste­hen soll, war be­reits 1928 ins Lan­des­ver­zeich­nis würt­tem­ber­gi­scher Bau­denk­male ein­ge­tra­gen wor­den.

Warum der dort ge­plante An­bau aus Be­ton durch­aus mit ei­nem sol­chen Denk­mal­schutz ver­ein­bar sei, er­klärte vor vier Jah­ren To­bias Panke, zu­stän­di­ger Ge­biets­re­fe­rent für Schorn­dorf, auf An­frage so: Denk­mal­pflege be­deute „im All­ge­mei­nen“ nicht, „Neu­bau­ten zu ver­hin­dern, Re­kon­struk­tio­nen zu be­für­wor­ten oder Blend­ar­chi­tek­tur zu för­dern“. Son­dern: Die Auf­gabe des Denk­mal­amts sei, „Be­ein­träch­ti­gun­gen des Denk­mals ab­zu­weh­ren und ge­gen­über an­de­ren öf­fent­li­chen In­ter­es­sen ab­zu­wä­gen“.

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Die acht Aufrechten

Kom­men­tar
Man muss kein Ma­the-As sein, um sich aus­zu­rech­nen, dass an­ge­sichts ex­plo­die­ren­der Ma­te­ri­al­kos­ten der Bü­che­rei-Neu­bau fi­nan­zi­ell ge­se­hen ein Fass ohne Bo­den wer­den wird. In der Ge­mein­de­rats­sit­zung, in der die­ser mehr­heit­lich be­schlos­sen wurde, sagte Rechts­an­walt Dr. Frank Mei­nin­ger, dass, falls die Bau­stoff­preise in un­er­war­tet ho­hem Aus­maße stei­gen, „ein Ge­schäfts­part­ner ir­gend­wann nicht mehr an den Ver­trag ge­bun­den“ sei. Wor­auf­hin Bür­ger­meis­ter Eng­lert un­um­wun­den zu­gab: Im schlimms­ten Fall müsse man die Mehr­kos­ten „aus ei­ge­nen Mit­teln fi­nan­zie­ren“. Diese „ei­ge­nen“ Mit­tel sind nicht seine. Es sind die Steu­ern der Bür­ger­schaft, die er im Haus­halt der Stadt nur zu ver­wal­ten hat.

Im OB-Wahl­kampf vo­ri­ges Jahr hatte sich der Kan­di­dat Rei­ners ein­deu­tig für die neue Stadt­bü­che­rei aus­ge­spro­chen – und un­ter­lag Bernd Hornikel. Die­ser hatte noch im No­vem­ber ex­pli­zit er­klärt: „Es ist nicht die Zeit für Pres­ti­ge­pro­jekte“. In der Sit­zung am Don­ners­tag hin­ge­gen sagte er nun, „gu­ten Ge­wis­sens“ für die Bau­maß­nah­men stim­men zu kön­nen. Dar­über wird der eine oder die an­dere ent­täuscht sein, sich mög­li­cher­weise gar getäuscht füh­len. Nun kann man dar­über strei­ten, was als „Pres­ti­ge­pro­jekt“ gilt und was nicht. Doch hat der neue OB in die­ser Sit­zung selbst das Wort „Leucht­turm­pro­jekt“ aus­ge­spro­chen.

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Was Pflanzen uns schenken

Ge­denk­tag
“Halte ein­mal kurz inne und stell Dir eine Welt ohne Pflan­zen vor …”, sagt Ma­rion Owen. Ge­nau! Aus die­sem Grund hat sie am 13. April vor 24 Jah­ren den „In­ter­na­tio­na­len Tag zur Wert­schät­zung der Pflanze“ ins Le­ben ge­ru­fen. Sie ist Gärt­ne­rin und lebt in Alaska.

In ih­rem Blog zi­tiert die Um­welt­ak­ti­vis­tin un­ter an­de­rem den Arzt Deepak Chopra: „Sich in der Na­tur auf­hal­ten, gibt uns ei­nen Ein­blick in die har­mo­ni­schen Wech­sel­be­zie­hun­gen al­ler Ele­mente und Kräfte des Le­bens und ver­mit­telt uns ein Ge­fühl der Ei­nig­keit mit al­lem, was lebt.“ Man sollte sich auch im­mer mal wie­der be­wusst ma­chen, dass un­sere ge­samte Er­näh­rung auf Pflan­zen ba­siert – selbst über das Fleisch von Tie­ren, die letzt­end­lich dar­auf an­ge­wie­sen sind.

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Emotionsreiches Ja zum Bücherei-Neubau

Mit 20 zu 8 Stim­men (bei zwei Ent­hal­tun­gen) be­schloss der Ge­mein­de­rat am Don­ners­tag den Bau ei­ner neuen Bü­cherei am Ar­chiv­platz zum „ga­ran­tier­ten Ma­xi­mal­preis“ von 8, 5 Mil­lio­nen Euro. Rund 50 Zu­schaue­rIn­nen, un­ter de­nen sich die ge­samte Be­leg­schaft der Bü­che­rei be­fand, ver­folg­ten die De­batte und be­klatsch­ten das Ab­stim­mungs­er­geb­nis. Bü­che­rei­lei­te­rin Ma­ri­anne Sei­del hatte ihr Kon­zept für den Be­trieb ei­ner kul­tu­rel­len Be­geg­nungs­stätte in den neuen Räu­men in der­art leuch­ten­den Far­ben dar­ge­stellt, dass der ganze Saal wie eu­pho­ri­siert war.

„Schade, dass Sie heute nicht län­ger ge­re­det ha­ben“, be­dau­erte des­halb Ul­rich Kost, der Grü­nen-Frak­ti­ons­vor­sit­zende, und seine ehe­ma­lige Frak­ti­ons­kol­le­gin An­drea Sie­ber er­klärte, sie habe ‚sich vor­ge­nom­men, „vol­ler In­brunst ganz hoch zu stre­cken“ wenn sie die Hand zur Ab­stim­mung he­ben soll. Auch Bernd Hornikel, der neue OB, hatte sich über­zeu­gen las­sen: „Das ist die Bü­che­rei, die Schorn­dorf braucht“, denn die der­zei­tige sei „ei­ner Stadt wie Schorn­dorf nicht wür­dig“. Im Wahl­kampf habe er sich zu dem Thema noch „zu­rück­ge­hal­ten“, doch „heute kann ich mit gu­tem Ge­wis­sen mein Ja dazu sa­gen“, meinte er, und ap­pel­lierte an den Ge­mein­de­rat: „Stim­men Sie für diese Stadt­bü­che­rei“.

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Gruppendruck im Gemeinderat

Wer sich fragt, wie es zu gra­vie­ren­den Fehl­ent­schei­dun­gen im Ge­mein­de­rat kom­men kann, muss sich vor Au­gen hal­ten, dass dort auch nur Men­schen sit­zen. Und: Dass die­ses Gre­mium auch nur eine Gruppe wie jede an­dere ist, in der un­be­wusste Grup­pen­zwänge herr­schen. Hinzu kommt ein Phä­no­men, das So­zi­al­psy­cho­lo­gen als „Hid­den Pro­files“ be­zeich­nen, weil we­sent­li­che Ar­gu­mente schlicht nicht aus­ge­tauscht wer­den.

Ge­gen den sehr am­bi­tio­nier­ten Bau ei­ner Stadt­halle vor über 40 Jah­ren in Schorn­dorf gab es im da­ma­li­gen Ge­mein­de­rat nur eine ein­zige Ge­gen­stimme: die von Stadt­rat Hel­mut Schwarz. In Krei­sen der SPD, so wurde in spä­te­ren In­ter­views an­ge­ge­ben, sei man auch eher skep­tisch dazu ein­ge­stellt ge­we­sen. Al­ler­dings schlug sich dies of­fen­sicht­lich nicht in de­ren Ab­stim­mungs­ver­hal­ten nie­der.

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So stirbt ein Prestigeprojekt

Vor 40 Jahre war der Traum von ei­ner 50-Mil­lio­nen-Mark teu­ren Stadt­halle in Schorn­dorf end­gül­tig ge­platzt. Das ganze Pro­jekt scheint von An­fang an ver­korkst ge­we­sen zu sein, wie drei Gym­na­si­as­ten bei ih­rer Re­kon­struk­tion der Vor­gänge auf­ge­zeigt ha­ben. In Band 26 der Schorn­dor­fer Hei­mat­blät­ter ha­ben sie ihre Re­cher­che aus­führ­lich dar­ge­legt.

Von den Hö­hen­flü­gen des da­ma­li­gen Ober­bür­ger­meis­ters Ru­dolf Bay­ler samt sei­nem 50-köp­fi­gen Ge­mein­de­rat blieb nur die be­reits aus­ge­bag­gerte Bau­grube üb­rig, die schließ­lich voll Grund­was­ser lief. So schaffte sie es als „Lago bla­ma­bile“ so­gar in die Bild-Zei­tung. Dort mo­kierte man sich über den „teu­ers­ten See Deutsch­lands“, weil bis da­hin be­reits 5,3 Mil­lio­nen Mark an Steu­er­gel­dern ver­pul­vert wor­den wa­ren.

Die Au­toren Do­mi­nik Da­vid, Mar­cel Schind­ler und Mar­tin Abt schluss­fol­gern in ih­rer Ar­beit, dass der Stadt­hal­len­skan­dal ein Lehr­stück sei: „Schorn­dorf selbst lernte aus die­sem Skan­dal und wird in Zu­kunft ge­nauer auf­pas­sen, wenn Groß­pro­jekte ge­plant wer­den.“

„So stirbt ein Pres­ti­ge­pro­jekt“ wei­ter­le­sen
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