Luther auch streichen?

Le­ser­brief
Die Dis­kus­sion über Herrn Lämmle finde ich in­ter­es­sant. Auch, dass in Stei­nen­berg der Schul­name ge­än­dert wurde. Sollte man nicht dann auch alle Mar­tin-Lu­ther-Stra­ßen und ‑Ge­bäude um­be­nen­nen? Schließ­lich hatte Lu­ther an­ti­se­mi­ti­sche An­sich­ten ge­gen­über Ju­den und „spe­zi­elle“ An­sich­ten ge­gen­über Be­hin­der­ten. 

Soll­ten wir dann nicht kor­rekt sein und alle Na­men strei­chen? Wer ist/​war vol­ler Liebe? Nie­mand. Was wäre, wenn je­der Mensch alle Ge­dan­ken und al­les was er mal tat/​nicht tat of­fen­le­gen würde? Nichts Gu­tes würde da­bei her­aus kom­men. Bei nie­mand. 

Kei­ner ist aus sich her­aus ge­recht. Des­halb brau­chen wir alle die Ret­tung durch Gott. Egal, wie toll wir äu­ßer­lich er­schei­nen. Steht es uns zu, an­dere Men­schen zu rich­ten so wie es uns ge­rade ge­schicht­lich rein­passt? Wenn wir ge­recht sein wol­len, dann dürfte es nur noch Stra­ßen­na­men ge­ben, die nach Blu­men und Tie­ren be­nannt wer­den soll­ten. Dann müsste je­der Name ver­schwin­den.

Kath­rin Fi­scher, Schorn­dorf

Ketzerische Gedanken

Le­ser­brief
Un­ter obi­gem Ti­tel hat Mi­chael Go­mol­zig, Schul­lei­ter im Ru­he­stand und für die CDU Mit­glied des Kreis­tags, nach­fol­gen­den Le­ser­brief ver­fasst und an seine Lo­kal­zei­tung ge­schickt.
Diese lehnte ei­nen Ab­druck ab mit der Be­grün­dung: Seine Aus­sage, die po­li­tisch Ver­ant­wort­li­chen näh­men die Ver­let­zung der Grund­rechte durch Co­rona-Maß­nah­men bil­li­gend in Kauf, ent­sprä­che nicht der Wahr­heit: „Das scheint wohl eher Ihre Mei­nung zu sein, in­so­fern ent­spricht die­ser Brief nicht un­se­ren Le­ser­brief­re­geln.“

Go­mol­zig ist ent­setzt, dass die pure Äu­ße­rung (s)einer Mei­nung, also die Mei­nungs­frei­heit, nicht mehr mit den Re­geln für Le­ser­briefe dort kon­form sein soll. Ihm schwant Un­heil für Deutsch­land, und er fürch­tet um die De­mo­kra­tie.

Hier der Wort­laut des Le­ser­briefs:
„Die po­li­tisch Ver­ant­wort­li­chen pro­kla­mie­ren zu Co­ro­na­zei­ten stän­dig, dass Ge­sund­heit über al­les gehe und die Ret­tung von Men­schen­le­ben jede Maß­nahme recht­fer­tige – in­klu­sive Ver­let­zun­gen von Grund­rech­ten.
Nun ha­ben wir 2020 fast 33.000 To­des­fälle we­gen oder im Zu­sam­men­hang mit Co­rona zu ver­zeich­nen, was un­ge­fähr 3% al­ler in Deutsch­land Ver­stor­be­nen aus­macht.

„Ket­ze­ri­sche Ge­dan­ken“ wei­ter­le­sen
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