Kurzglosse
„Ein kleiner Springer sucht seine Königin.
Er ist von weißer Farbe, Alter: schwer zu schätzen. Vermutlich gehört er einer Freiluft-Schachfigurengruppe an. Er wurde im Schlosspark aufgegriffen und möchte jetzt am Ochsenberg abgeholt werden.“
Wie geht Versöhnung, Pastor Reinhardt?

Interview
Momentan erhitzen sich in Schorndorf die Gemüter über unterschiedliche Einstellungen zu den politischen Maßnahmen, die die Regierung den Menschen auferlegt. Bernd Hornikel, unser gewählter neuer OB, erklärte unlängst, er halte es diesbezüglich mit Ex-Bundespräsident Johannes Rau und dessen Motto „Versöhnen statt spalten“. Doch wie lässt sich dies in der Praxis bewerkstelligen? Wir haben die Vertreter der hiesigen Kirchen gefragt, die sich mit dem Thema Nächstenliebe und Vergebung („Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“) am besten auskennen: Wie geht Versöhnung?
Heute: Pastor Stefan Reinhardt, Evangelisch-methodistische Kirche Bezirk Mittleres Remstal
Warum tun wir uns alle so schwer, unseren „Schuldigern“ zu vergeben?
Der Notwendigkeit der Vergebung geht eine Verletzung voraus. Jemand hat den anderen durch Wort und Tat verletzt. Unsere Logik ist oft die: wenn ich vergebe, dann tue ich so, als ob nichts gewesen wäre und gebe dem anderen Recht. Deshalb fällt es schwer zu vergeben.
Neuer Wirt in der „Harmonie“
Kurzmeldung
Santino Magno übernimmt die Gaststätte des Gesangvereins „Harmonie“ in der Moserstraße. Bis Herbst 2021 hatte er das Schützenhaus in Beutelsbach als Pizzeria „Da Santino“ betrieben. Er ist gelernter Buchhalter und kam 1987 nach Deutschland, wo er seinem Bruder in dessen Pizzeria in Schwäbisch Gmünd half, und wo, wie er sagt, seine Karriere in der Gastronomie begann.
Der 57-Jährige stammt aus Kalabrien, aus Altomonte, das zu den „schönsten Orte Italiens“ gehört und – ähnlich wie Schorndorf – viel mittelalterliches Erbe in sich trägt. Im Jahr 1999 war Altomonte Gründungsmitglied der Bewegung „Cittàslow“. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensqualität in ihren Städten zu verbessern. Sie will einer „Vereinheitlichung und Amerikanisierung“ entgegenwirken, indem man sich den jeweils unverwechselbaren Charakter einer Stadt bewusstmacht, ihn als eigenen Wert erkennt und betont.
Santino Magno will auch in der „Harmonie“ vor allem italienische Küche anbieten. Der Pizzaofen ist bereits installiert. Deutsche Klassiker wie Schnitzel sollen aber auf der Speisekarte auch nicht fehlen. Wenn alles klappt, will er noch Ende März eröffnen.
Das Privileg der Frauen

Gedenktag
Zum heutigen Weltfrauentag soll Dr. Anne Wilson Schaef zu Wort kommen. Als „international anerkannte spirituelle Lehrerin, Heilerin und Älteste der indianischen Cherokee“ wird sie von ihrer deutschen Übersetzerin, der in Adelberg lebende Ilserose Vollenweider beschrieben. Vor 40 Jahren sorgte Schaef mit ihrem Buch „Weibliche Wirklichkeit“ für Aufsehen. Es ist eine scharfsichtige Analyse dessen, was es heißt, als Frau in unserer „westlichen“ Gesellschaft zu leben.
Die Antwort auf die Frage, wie wir alle auf eine bessere Art miteinander, mit uns selbst und mit unserem Planeten umgehen könnten, hat Anne Wilsons Schaef in ihrem Buch „Ein neues Paradigma leben“ geliefert, das im Vollenweider Verlag vor drei Jahren auf Deutsch erschien.
In täglichen Impulsen behandelt sie darin Themen wie Respekt, Ehrlichkeit, Präsenz, den Umgang mit der Natur sowie die Chance, etwas lernen zu dürfen, aber auch die „Verlockung, Opfer zu sein“, und dass unser Leben ein Prozess ist, weshalb wir einer Illusion erliegen, wenn wir annehmen, dass wir es kontrollieren könnten. Hier ein Textauszug:
„Das Privileg der Frauen“ weiterlesenGegen Krieg „vor der eigenen Türe kehren“

Die Organisation „Jugend gegen Krieg“ hat am gestrigen Samstag nach ihrer Kundgebung auf dem Unteren Markplatz das Büro der Landtagsabgeordneten Petra Häffner (Grüne) aufgesucht, um dort gegen „Kriegstreiber“ zu demonstrieren. „Der Hauptfeind steht im eigenen Land und heißt deutscher Imperialismus“, stand auf einem Banner, das sie trugen, und auf Plakaten: „Wer ist der drittgrößte Waffenexporteur der Welt?“ und „Wer überfiel drei Mal Jugoslawien?“
Die Gruppe hat sich nach eigenen Angaben direkt nach der Rede von Bundeskanzler Scholz (SPD) zur Ukraine-Krise am Sonntag gegründet. „Wir sagen: Wir sind in Deutschland, und unsere Aufgabe ist es, die deutsche Regierung zu kritisieren“, erklärte Lars, der Sprecher der Organisation, die aus der Gewerkschaftsbewegung im Umfeld des „Roten Büros“ in Waiblingen entstanden sei. Man fühle sich der geschichtlichen Lehre verpflichtet, „dass nie wieder Krieg von deutschem Boden ausgehen darf“.
„Gegen Krieg „vor der eigenen Türe kehren““ weiterlesenDigitale Gesichtserkennung im Amt
Was an Flughäfen dem schnelleren Einchecken, und in China zur Überwachung dient, soll in Schorndorf den Bürgerservice verbessern: eine elektronische Gesichtserkennung. Sie könne das bei manchen Ämtergängen vorgeschriebene „persönliche Erscheinen“ – unter Beachtung des Datenschutzes – ersetzen, erklärt Jörg Stritzelberger, der hier seit September 2019 Leiter der Stabsstelle „Digitalisierung“ ist. Er hatte seine Idee bei einem Wettbewerb der „Digitalakademie“ des Landes eingereicht, mit deren Hilfe sie jetzt in Schorndorf als „Prototyp, übertragbar auf andere Kommunen“, entwickelt werden soll.
14 Bewerbungen wurden insgesamt eingereicht, erklärt die Projektmanagerin von „KommHUB“, Antje Falkinger. Der „KommHUB“ ist laut Homepage eine Art Gewächshaus, in dem „Kommunen aus Baden-Württemberg Ihre innovativen Ideen-Triebe zu kleinen aber wirkungsstarken Pflänzchen entwickeln“ sollen.
Eine siebenköpfige Jury kürte die Schorndorfer Idee als Gewinner. Fördergelder fließen zwar nicht, es werde laut Stritzelberger jedoch „die komplette Entwicklung des Prototyps finanziell und personell abgedeckt“. Die Jury setzt sich zusammen aus Mitarbeitern kommunaler Landesverbände, wie auch aus „Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft“, wodurch sie „verschiedene Interessensschwerpunkte“ abbilde.
„Digitale Gesichtserkennung im Amt“ weiterlesenFrieden schaffen
Kommentar
„’s ist leider Krieg – und ich begehre, Nicht schuld daran zu sein!“, so endet Matthias Claudius‘ Gedicht, das Uwe Glund am Freitagabend bei der Friedensdemo auf dem Marktplatz vorlas. Da fragt man sich freilich spontan: Wieso sollte eigentlich ich schuld sein? Was habe ich denn mit einem Krieg in der Ukraine zu schaffen?
Zu Kriegen rufen Generäle und Politiker auf. Meistens aus Gründen, die mit dem Wohl des Volkes wenig zu tun haben. Also muss dieses davon überzeugt werden, dass ein Vernichtungskampf unvermeidlich ist. Zum Beispiel, indem Frankreich einstmals zu unserem „Erzfeind“ erklärt wurde, oder weil wir angeblich „Lebensraum im Osten“ brauchten. Anders gesagt: Jeder Krieg beginnt mit einer Lüge. Im Volk müssen Emotionen geschürt werden, damit es schließlich lauthals „Ja!“ schreit, wenn einer fragt: „Wollt ihr den totalen Krieg?“
Hier gilt es wachsam zu sein, und sich nicht für Interessen anderer instrumentalisieren zu lassen. Denn kein Mensch will von Natur aus Krieg. Krieg bringt nur Elend und Leid. Doch Wunschdenken allein hilft nicht. Man muss auch was dafür tun.
„Frieden schaffen“ weiterlesenFrieden beginnt hier
Zu einer „Mahnwache gegen Krieg“ rief gestern die Friedensinitiative Schorndorf spontan auf, nachdem die Lokalzeitung „Krieg in Europa“ getitelt hatte. 200 Menschen versammelten sich laut Veranstalter-Angaben um 18 Uhr auf dem Marktplatz. „Wir sind entsetzt, erschüttert, traurig, hilflos, ohnmächtig, zornig, wütend – und voller Angst“, erklärte die Initiatorin Doris Kommerell in einer kurzen Eingangsrede: „Es ist fast nicht auszuhalten.“
Der Wunsch, „sich mit anderen zu treffen, die ähnlich denken und fühlen“, sei Grund für die Zusammenkunft gewesen, um „die Sorgen und Ängste miteinander zu teilen, statt alleine zu sein.“ Auch, „auf die Straße zu gehen, um ein sichtbares Zeichen zu setzen gegen diesen Krieg“. Sowie: „um Solidarität auszudrücken“ mit den Menschen, die in der Ukraine direkt betroffen sind.
„Frieden beginnt hier“ weiterlesen„Der Wächter“ ist umgekippt
Kurzmeldung
Nachdem unlängst der großkopfete Daimler im Schlosspark von seinem Sockel gestürzt wurde, ist jetzt auch das Kunstwerk „Der Wächter“ in dessen unmittelbarer Nähe umgekippt. Es stammt von dem 1934 in Schorndorf geborenen Karl-Heinz Eisele.
Frieder Stöckle schrieb dazu auf der Skulpturen-Seite des Kulturforums: „Ein Wächter im Umkreis des Burgschlosses. Eine Körper-Kopf-Helmexistenz, die mit der kriegerischen historischen Realität spielt und gleichzeitig an den »Wächter in uns« appelliert: Seid auf der Hut! Seht euch vor! Bedrohungen lauern überall…“





