Bei der Ernennung von Ursel Kamps zur Ehrenbürgerin am Dienstagabend schilderte Rainer Brechtken sie in seiner Laudatio als eine Frau, „die viele ermutigt hat, mitzugestalten, ja zu kämpfen.“ Im Gemeinderat habe die SPD-Stadträtin „jeweils eine klare Position“ gehabt, ohne „mit dem Kopf durch die Wand“ gehen zu wollen.
Im Gegenteil: „Sie hat die Position anderer akzeptiert und auf einen Kompromiss hingearbeitet.“ Ihr sei es, so der ehemalige Staatssekretär, nie darum gegangen, abstrakt zu diskutieren, sondern „um ganz konkrete Umsetzung“, nämlich eine, die dem Menschen diene und „den Bürger ernst nimmt“.
OB Hornikel bescheinigte der ersten Ehrenbürgerin Schorndorfs: „Menschen wie Sie bewegen unsere Stadt zum Guten, und Sie sind für uns alle ein Vorbild“. Eingangs seine Rede warnte er, dass er die Biographie der 80-Jährigen erneut darstellen werde, auch wenn der Laudator dies bereits getan hat: „Diese Wiederholungen müssen Sie jetzt aushalten.“
Die von Ursel Kamps mitorganisierte Reise nach Georgien hob Hornikel hervor, weil darin „der wichtige Gedanke der Völkerverständigung“ mit Leben gefüllt worden sei. Bevor er den Wortlaut der Verleihung der Ehrenbürgerwürde vortrug, bekannte er: „Ich mach‘ das besonders gern: Urkundentexte verlesen.“
SPD-Stadträtin Heidi Rapp stellte Ursel Kamps‘ Engagement für Frauen heraus: ihren Einsatz für das Frauenhaus, für das Frauenforum, für die Frauenbeauftragte.
„Ohne euch hätte ich gar nicht machen können, was ich gemacht habe“, entgegnete Ursel Kamps in ihrer Dankesrede. An die vielen WegbegleiterInnen im Publikum gewandt: „Ihr wart immer gleich begeistert, wenn ich eine Idee hatte.“ Und an ihren Ehepartner: „Danke, lieber Herrmann, dass du nicht verzweifelt bist, wenn ich wieder mal eine neue Idee hatte.“
Außerdem erklärte sie: „Mit meiner Mutter teile ich heute diese Ehrenbürgerschaft.“ Denn diese Frau, Rosa Kamm, hätte den Titel mindestens ebenso verdient wie sie. Im Jahr 1967 war bereits deren Mann Gottlob zum Ehrenbürger ernannt worden. Tochter Ursel stellte jetzt klar: „Ohne meine Mutter hätte mein Vater nicht leisten können, was er geleistet hat.“
Übrigens gab es für Gottlob Kamm seinerzeit keinen Festakt zur Verleihung wie jetzt für sie in der Künkelinhalle. Die Lokalzeitung NWZ vom 22. Oktober 1967 schreibt, dass der damalige OB Bayler den zu Ehrenden zuhause aufsuchte, um ihm die Urkunde zu überreichen – zu dessen 70. Geburtstag. Zusätzlich bekam er da die goldene Verdienstmedaille.
Ursel Kamps schloss mit den Worten: „Ich möchte alle Frauen in Schorndorf ermutigen, sich einzusetzen“, und vor allem: „nicht aufzugeben“. Sie wisse, dass das oft schwer vereinbar sei mit den vielen Anforderungen als Mutter, Berufstätige, Pflegende für Angehörige. Dennoch sei dies wichtig, weil „wir Frauen manchmal – selbst ich – noch nicht völlig emanzipiert sind im täglichen Leben.“
Sie rief die Anwesenden auf, ein Ehrenamt auszuüben. Jedoch mit dem klaren Hinweis: „Nicht irgendwas.“ Sondern das, was einen auch wirklich interessiert: „Es muss Spaß machen!“
Ursel Kamps ist seit Dienstag die 3. Frau, die in einer der Großen Kreisstädte des Rems-Murr-Kreises zur Ehrenbürgerin ernannt wurde. In Winnenden gab es Marie Huzel (seit 1935), in Waiblingen seit 2012 Eva Mayr-Stihl.