Die Stadtverwaltung kann ihre hohen Schulden nur noch durch die Aufnahme neuer Kredite tilgen. Ein Wirtschaftsunternehmen in der gleichen Situation würde man als bankrott bezeichnen. Daher bekannte OB Hornikel denn auch, dass sein „privater Arbeitstitel“ für seine diesjährige Haushaltsrede „Eisberg voraus!“ gelautet habe.
Gleichwohl richtete er seinen „ganz besonderen Dank“ an den für die Finanzen zuständige Bürgermeister Englert, der ihm stets „ein Freund“ war, mit Rat und Tat als „Sparringspartner“ zur Seite stand. Und der ihn und seine Verlobte im Mai standesamtlich trauen werde.
Dieser berichtete, dass die Verwaltung nicht mehr in der Lage ist, den Haushalt auszugleichen: „Unsere laufenden Aufwendungen sind im Verhältnis zu den Erträgen viel zu hoch.“ Was bedeute, „dass wir mit der Einbringung dieses Haushalts nicht mehr in der Lage sind, aus eigener Kraft unsere Tilgungen zu erwirtschaften“.
Der Schuldenstand allein im Kernhaushalt (ohne Eigenbetriebe) werde auf 115 Millionen Euro steigen – und bis zum Jahr 2029 auf 130 Millionen Euro anwachsen, zuzüglich rund 15 Millionen Euro für Zinsaufwendungen.
Die rund 37 Millionen Euro an Rücklagen, die 2023 noch bestanden, würden bis zum Jahr 2029 auf 1,2 Millionen Euro „abschmelzen“.
Bis dahin soll unter anderem für über 18 Millionen Euro ein neues Feuerwehrhaus gebaut werden, 14,6 Millionen Euro umfasst die „Stammkapitalerhöhung Bäderbetriebe“, 13,3 Millionen Euro kostet die Generalsanierung des Max-Planck-Gymnasiums. Die neue Stadtbücherei ist mit 4,5 Millionen Euro veranschlagt.
Weil jedoch nur rund 35 Millionen Euro an „investiven Einnahmen“ zur Verfügung stünden, müssten für diese Projekte rund 95 Millionen Euro an neuen Schulden aufgenommen werden.
In seiner Rede zum Haushalt 2024 hatte Englert noch gemeint: „Manchmal ist es eben wie im Lotto: Man braucht etwas Glück, um zu gewinnen.“ Dies war offenbar nicht der Fall, denn nun bekannte er, dass nur noch ein „Einnahmenwunder“ aus der katastrophalen Finanzlage helfen könne, oder eine „Vollbremsung“.
Die Schuld an der Misere verortet er, wie bereits in den Jahren zuvor, bei Landes- und Bundesregierung, die den Kommunen immer mehr Aufgaben zuteilten, ohne die dafür nötigen Mittel bereitzustellen. Hinzu komme eine um 3,5 Millionen Euro höhere Kreisumlage.
Sein schwacher Trost: Auch keine einzige aller anderen 30 Kommunen im Rems-Murr-Kreis würde „schwarzen Zahlen“ schreiben.
Bernd Hornikels Lösungsansatz lautete: „Ich sage es ganz klar, wir müssen uns vom Anspruch einer allumfassenden staatlichen Fürsorge verabschieden“.
So, wie er bereits im Herbst in der Bürgerfragestunde einem verzweifelten Vater eine Abfuhr bezüglich verlässlicher Kinderbetreuung erteilt hatte: „Wenn etwas nicht geht, kann es auch nicht verlangt werden.“