Nur noch 44 Prozent der Menschen vertrauen ihrem Bürgermeister. Dies ist der schlechteste Wert, den das Meinungsforschungsinstitut Forsa in seiner alljährlichen Umfrage jemals ermittelt hat. Auch das Vertrauen in den Gemeinderat sank um 9 Prozentpunkte, und zwar auf 43 Prozent. Ähnliches gilt für die Stadtverwaltung.
Für Forsa-Chef Manfred Güllner ist dies laut „Kommunal-Magazin“ in doppelter Hinsicht bemerkenswert, weil „in der Vergangenheit das Vertrauen in die Spitzen des Staates in Krisenzeiten immer stieg“. Üblicherweise war in den zurückliegenden Jahren stets rund die Hälfte der Bewohnerschaft mit ihrem Bürgermeister zufrieden. Im Jahr 2020 stieg dieser Wert auf 58 Prozent, bevor er bereits 2021 wieder leicht auf 55 Prozent sank. Und jetzt also nur noch 44 Prozent.
Den letzten Platz bezüglich Vertrauen in die Politik belegen von je her die Parteien. Ihnen, die laut Grundgesetz „bei der politischen Willensbildung des Volkes mitwirken“, vertraute vor einem Jahr knapp ein Viertel dieses Volkes, nämlich 24 Prozent, inzwischen lediglich 17 Prozent, sprich: nur noch eine von sechs Personen.
Den stärksten Einbruch verzeichnet aktuell die Institution „Kanzler“. Das Vertrauen in diesen sank um 24 Prozentpunkte auf den historischen Tiefstwert von 33 Prozent. Das heißt: Nur noch ein Drittel der Bevölkerung sieht ihre Anliegen bei ihm in guten Händen.
Als Grund nennt die „Neue Zürcher Zeitung“: „Jedes «Unterhaken», jedes «You never walk alone» ist vor diesem Hintergrund der Ausdruck eines paternalistischen Staates, der sich mit seinen Entlastungs- und Unterstützungspaketen Zustimmung erkaufen will, aber Misstrauen erntet. Immer mehr Deutsche erkennen die Absicht.“
Hinzu kommt die Besetzung von hohen Ämtern durch unzureichend qualifizierte Personen, wie aktuell in Thüringen, wo „eine Sachbearbeiterin ohne juristisches Studium zur Justizministerin nominiert und ein Schauspieler zum Energieminister“ wird. Da sei es kein Wunder, wenn der Bürger die Politik nicht mehr ernst nehme.