Sucht nach Anerkennung

Kom­men­tar«
„Woran liegt es, dass wir heute so an­ge­strengt um An­er­ken­nung kämp­fen?“, fragt die Phi­lo­so­phin Svenja Flaß­pöh­ler und mut­maßt: „Fin­det die­ser Kampf seine Ur­sa­che wo­mög­lich auch und ins­be­son­dere in der Ar­beit selbst, da diese, als ent­frem­dete, uns nicht das ei­gene Sein spie­gelt?“

Auf kom­mu­na­ler Ebene wird An­er­ken­nung je­des Jahr in Form von Ver­dienst­me­dail­len aus­ge­ge­ben. Ein­fa­che Bür­ge­rIn­nen wer­den für ihr be­son­ders löb­li­ches En­ga­ge­ment im Eh­ren­amt, Mit­glie­der des Ge­mein­de­rats rein quan­ti­ta­tiv, nach der An­zahl der Jahre, die sie in die­sem Gre­mium ver­bracht ha­ben, aus­ge­zeich­net.

Man­che Bür­ger ver­ewi­gen ih­ren Na­men mit Hilfe ei­nes ent­spre­chen­den Geld­be­trags an öf­fent­li­chen Bau­ten, wie Hal­len­bad, Sport­halle, Bü­che­rei. An­dere wer­den von der Ver­wal­tung für Stra­ßen­na­men aus­ge­wählt – zu 98 Pro­zent sind es Män­ner. Der An­trag der Grü­nen von 2019, auch ver­diente Frauen hier stär­ker öf­fent­lich zu ma­chen, ist noch nicht um­ge­setzt wor­den.

An­er­ken­nung lässt sich auch mit Steu­er­gel­dern kau­fen, und zwar in Form von Pres­ti­ge­bau­ten. De­nen, die das Geld da­für er­wirt­schaf­ten, wird dann er­klärt, die Stadt werde so­mit „at­trak­tiv“ für Be­su­che­rin­nen oder künf­tige Mit­bür­ger (auch als „Wett­be­werbs­vor­teil“ be­zeich­net) – neid­lose Be­wun­de­rung aus Nach­bar­städ­ten in­be­grif­fen.

Die Chance dar­auf wird er­höht durch Aus­zeich­nun­gen wie Ar­chi­tek­tur­preise oder bei­spiels­weise den Ti­tel „Stadt­bü­che­rei des Jah­res“. Gern ver­pflich­tet man da­her Ar­chi­tek­ten, die be­reits sol­che vor­wei­sen kön­nen.

Der Stadt­hal­len­bau vor 40 Jah­ren war ein sol­ches Prunk­stück, das glück­li­cher­weise ge­stoppt wurde und da­her nur 5 Mil­lio­nen Mark ver­schlang statt der ge­plan­ten 50 Mil­lio­nen.

In un­ser 2008 er­öff­ne­tes Hal­len­bad wird flei­ßig in­ves­tiert, und trotz gu­ter Fre­quenz müs­sen all­jähr­lich 3 Mil­lio­nen Euro an Steu­er­gel­dern zu­ge­schos­sen wer­den.

Der Schock über die Zu­satz­kos­ten für die neue Bü­che­rei, die mit 5 Mil­lio­nen ge­plant war, und in­zwi­schen drei­mal so teuer wer­den wird, ist noch nicht ganz ver­daut, da kom­men die Kom­mu­nal­ver­tre­ter be­reits mit dem nächs­ten Pro­jekt um die Ecke: ein neues Feu­er­wehr­haus für wahn­wit­zige 18 Mil­lio­nen Euro. In­klu­sive Ar­chi­tek­ten-Wett­be­werb.

Be­grün­dung: Die im­mer grö­ßer ge­wor­de­nen Ein­satz-Fahr­zeuge pas­sen nur noch ge­rade mal so in das Ge­bäude aus dem Jahr 1962 rein. Nun könnte man ja mei­nen, dass eine aus­rei­chend di­men­sio­nierte neue Ga­rage – zu ei­ner für die Stadt­kasse ver­träg­li­chen Summe – da be­reits Ab­hilfe schaf­fen würde. Aber darum geht es wohl nicht.

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