Friedensverhandlungen in Frauenhand

Ge­denk­tag«
Über 1.500 Frauen aus 12 Na­tio­nen tra­fen sich heute vor 110 Jah­ren in Den Haag, um das Ende des Ers­ten Welt­kriegs zu for­dern, der im Au­gust 1915 be­gon­nen hatte. Be­reits bei der Vor­be­spre­chung im Fe­bruar 1915 wa­ren vier deut­sche Frauen da­bei: ne­ben Anita Aug­spurg, Lida Gustava Heymann und Emmy von Schlum­ber­ger auch Frida Per­len aus Stutt­gart.

Nach­dem deut­sches Mi­li­tär Bel­gien über­fal­len hatte, er­klär­ten, wie Heymann be­rich­tet, die vier bel­gi­schen Ab­ge­sand­ten zu­nächst, es gehe „über ihre Kräfte, mit deut­schen Frauen in ei­nem Raum zu wei­len“.

Als die deut­schen Frauen je­doch deut­lich mach­ten, dass auch sie selbst die­sen An­griff „auf das schärfste ver­ur­teil­ten“, sei bei den Bel­gie­rin­nen „je­des Ge­fühl von Bit­ter­keit ge­gen uns ver­schwun­den“, so dass frau „mit war­mem Hän­de­druck“ die Ka­me­rad­schaft be­sie­gelte.

Ziel der Kon­fe­renz war, ein Ende des Krie­ges her­bei­zu­füh­ren, durch ei­nen ent­schie­de­nen Pro­test ge­gen diese „Men­schen­schläch­te­rei“, ex­pli­zit „ge­gen die ent­setz­li­chen Ver­ge­wal­ti­gun­gen von Frauen, wel­ches die Be­gleit­erschei­nun­gen ei­nes je­den Krie­ges sind“.

Über­dies for­der­ten die De­le­gier­ten die Er­zie­hung der Kin­der „auf das Ideal auf­bau­en­den Frie­dens ge­rich­tet wird“, um künf­tige Kriege zu ver­hin­dern. Sie for­der­ten die „Or­ga­ni­sa­tion ei­ner Ver­ei­ni­gung der Na­tio­nen auf der Grund­lage auf­bau­en­den Frie­dens“.

Und sie for­der­ten das Wahl­recht für Frauen, da diese von po­li­ti­schen Äm­tern bis­lang aus­ge­schlos­sen wa­ren, ih­nen die Mit­spra­che ver­wehrt wor­den war. Denn sie woll­ten, dass das Wohl­erge­hen der Be­völ­ke­rung nicht mehr ein­zig in den Hän­den von Män­nern liegt.

Als die Frauen an­schlie­ßend die Re­so­lu­tion den kriegs­füh­ren­den Re­gie­run­gen über­brachte, tra­fen sie, wie Lida Gustava Heymann schreibt, über­all auf of­fene Tü­ren und Ver­ständ­nis. Den­noch wurde der Krieg von kei­nem die­ser Po­li­ti­ker be­en­det, so dass Heymann schluss­fol­gerte: „weil da­mals das Ka­pi­tal wie das Mi­li­tär das stärkste In­ter­esse an der Fort­set­zung des Krie­ges hatte“.

Wört­lich: „Was küm­mer­ten sie sich darum, ob ganze Völ­ker wei­ter hin­ge­schlach­tet wur­den, wenn ih­nen nur wei­ter­hin ma­te­ri­el­ler Ge­winn bzw. mi­li­tä­ri­scher Ruhm in Aus­sicht stan­den!“

Als größ­ter Er­folg des Kon­gresse gilt die Tat­sa­che, dass ihre Vor­schläge den Weg in das „14 Punkte Pro­gramm“ des US-Prä­si­den­ten Wood­row Wil­son fan­den, wie zum Bei­spiel die Er­rich­tung ei­nes in­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs.

Laut Lida Gustava Heymann „jauchzte ihm die Masse aus vie­len Län­dern zu und fei­erte ihn als ei­nen Er­lö­ser“ – wäh­rend man die Ur­he­be­rin­nen die­ser Ge­dan­ken zu­vor „ver­höhnt, ver­lacht“ hatte, und „ihre Un­fä­hig­keit, po­li­tisch zu den­ken, an den Pran­ger ge­stellt“ wor­den sei.

Die Teil­nahme an der Kon­fe­renz war den Frauen teil­weise von Re­gie­rungs­seite er­schwert wor­den, in­dem ih­nen Visa ver­wei­gert oder an­dere Hin­der­nisse in den Weg ge­legt wur­den. Dies ge­schah, wie Heymann schreibt, vor dem Hin­ter­grund, dass in al­len Län­dern ein Hass auf die je­wei­lig an­de­ren Völ­ker der­art ge­schürt wurde, dass jeg­li­cher An­satz zur Ver­söh­nung als Ver­rat ge­brand­markt wurde.

Die Re­so­lu­tion des Tref­fens be­ginnt da­her mit den Wor­ten: „Wir Frauen aus vie­len Län­dern, zum in­ter­na­tio­na­len Kon­gresse ver­sam­melt, er­klä­ren hier­durch über al­len Hass und Ha­der hin­aus, der jetzt die Welt er­füllt, uns in der ge­mein­sa­men Lieb zu den Idea­len der Ge­sit­tung und Kul­tur ver­bun­den zu füh­len, auch, wo un­sere Ziele aus­ein­an­der­ge­hen.“

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