Frida Perlen – Pazifistin aus Ludwigsburg

Ge­denk­tag«
„Nichts ist ver­kehr­ter als der Ge­danke, daß die Frauen durch den Krieg ge­schützt wer­den.“ So schrieb Frida Per­len kurz nach Aus­bruch des 1. Welt­kriegs.

Heute vor 155 Jah­ren, am 4. April 1870, kam sie in Lud­wigs­burg als zweit­jüngs­tes von zwölf Kin­dern zur Welt; ihr Va­ter, Carl Kauff­mann, war Fa­bri­kant. Er starb, als sie 13 Jahre alt war. Mit 19 Jah­ren hei­ra­tet sie den aus Ess­lin­gen stam­men­den, zehn Jahre äl­te­ren Eu­gen Per­len und be­kam zwei Söhne.

Zu­sam­men mit Mat­hilde Planck und durch Un­ter­stüt­zung der Frie­dens­no­bel­preis­trä­ge­rin Ber­tha von Sutt­ner grün­dete Frida Per­len am 24. Mai 1914 in­ner­halb der „Deut­schen Frie­dens­ge­sell­schaft“ ei­nen Frau­en­bund. Zu ei­ner Zeit, da Men­schen, die nicht in die all­ge­meine Kriegs­be­geis­te­rung ein­stimm­ten, als „Va­ter­lands­ver­rä­ter“ gal­ten. Von der Po­li­zei wur­den sie be­spit­zelt, ihre Briefe zen­siert, Te­le­fo­nate über­wacht.

Un­be­irr­bar schrieb Frida Per­len den­noch am 1. No­vem­ber 1914 in der Zeit­schrift „Frau­en­be­stre­bun­gen“: „Wir, die wir nicht feige und klein sind, denn es ge­hört heute wahr­lich mehr Mut dazu, sich ge­gen die all­ge­meine Stim­mung zu rich­ten und sei­nem Ge­wis­sen zu fol­gen, wir ru­fen ‚Friede und aber­mals Friede‘.“

Am 30. Juli 1914 hatte sie noch zu­sam­men mit Mat­hilde Planck ein Te­le­gram an den deut­schen Kai­ser ge­schickt und ihn im Na­men von Mil­lio­nen deut­scher Müt­ter ge­be­ten, den Frie­den zu er­hal­ten. Vor­bild wa­ren ihr da­bei die Suf­fra­get­ten in Lon­don, die zwei Tage zu­vor in ei­nem of­fe­nen Brief den bri­ti­schen Au­ßen­mi­nis­ter samt Bot­schaf­tern be­nach­bar­ter Län­der auf­ge­ru­fen hat­ten, „die schreck­li­che Ka­ta­stro­phe ohne Par­al­lele ab­zu­wen­den“.

Nur un­ter er­schwer­ten Be­din­gun­gen konnte Frida Per­len im April 1915 mit wei­te­ren 27 deut­schen Mit­strei­te­rin­nen am In­ter­na­tio­na­len Frau­en­frie­dens­kon­gress in Den Haag teil­neh­men. Ins­ge­samt tra­fen dort über 1000 Frauen aus zwölf Län­dern zu­sam­men. Aus Deutsch­land konn­ten 28 Frauen teil­neh­men. Sie er­ar­bei­te­ten Vor­schläge für das Zu­stan­de­kom­men ei­nes Frie­dens­schlus­ses und die Ver­mei­dung künf­ti­ger Kriege.

Zwar wur­den diese von den kriegs­füh­ren­den Re­gie­run­gen igno­riert, doch der ame­ri­ka­ni­sche Prä­si­dent Wil­son griff schließ­lich 1918 in sei­nem 14-Punkte-Pro­gramm für ei­nen Ver­hand­lungs­frie­den den Vor­schlag ei­ner dau­er­haf­ten in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tion samt in­ter­na­tio­na­len Schieds­ge­richt zur fried­li­chen Bei­le­gung von Kon­flik­ten auf.

1924 er­fuhr Frida Per­len durch die Schwei­zer Pa­zi­fis­tin und Che­mi­ke­rin Ger­trud Wo­ker von der Ent­wick­lung che­mi­scher Waf­fen. In ei­ner Flug­schrift mit dem Ti­tel „Der Kampf der Frauen ge­gen die Hölle von Gift und Feuer“ klärte sie über die Wir­kung die­ser Mas­sen­ver­nich­tungs­mit­tel auf.

Die Schrift er­schien 1927, Her­aus­ge­ber war die Lan­des­gruppe Würt­tem­berg der  In­ter­na­tio­na­len Frau­en­liga für Frie­den und Frei­heit (IFFF) in Stutt­gart.

Zu­dem in­iti­ierte Frida Per­len eine Un­ter­schrif­ten­ak­tion ge­gen che­mi­sche Ver­nich­tungs­waf­fen für die in­ter­na­tio­nale Ab­rüs­tungs­kon­fe­renz des Völ­ker­bunds 1932 in Genf. Da­für hatte sie Ro­bert Bosch und Al­bert Ein­stein als Erst­un­ter­zeich­ner ge­won­nen. In al­len Mit­glieds­län­dern der IFFF ka­men auf diese Weise ins­ge­samt 6 Mil­lio­nen Un­ter­schrif­ten zu­sam­men.

Der deut­sche Zweig der IFFF wurde 1933 als eine der ers­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen von den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten ver­bo­ten. Frida Per­len starb am 22. De­zem­ber 1933 in Freu­den­stadt.

In ei­nem Nach­ruf hieß es: „Durch die Wärme und Kraft ih­res Her­zens wusste sie, de­ren Äu­ße­res ihr nicht ge­rade zu Hilfe kam, im­mer wie­der Ver­samm­lun­gen, zu de­nen sie sprach, wie ein­zelne Men­schen zu ge­win­nen, ja hin­zu­rei­ßen, auch fran­zö­si­sche Ver­samm­lun­gen, trotz ih­res sehr man­gel­haf­ten Fran­zö­sisch.“

Frida Per­len, de­ren jün­ge­rer Sohn Al­fred im Krieg starb, der äl­tere, Hans, ver­wun­det heim­kehrte, hatte ei­nen Traum: Dass alle Müt­ter der Welt zu Mil­lio­nen auf die Straße ge­hen und der Kriegs­trei­be­rei ei­nen Rie­gel vor­schie­ben.

Die­sen Frauen rief sie zu: „Lasst den Hass, den die krieg­füh­ren­den Män­ner der Na­tio­nen jetzt ge­gen ein­an­der füh­len, nicht über­sprin­gen in Eure Her­zen und die­je­ni­gen Eu­rer Kin­der, son­dern ver­mit­telt, wo Ihr könnt.“

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