
Gedenktag
Heute vor 30 Jahren starb Selma Maier.
Die Schwester von Reinhold Maier (Baden-Württembergs erstem Ministerpräsidenten) war eine der ersten sieben Frauen, die in Württemberg ein Pharmazie-Studium absolvierten.
1892 in Schorndorf als viertes von fünf Kindern des Bauunternehmers und Stadtbaumeisters Gottlieb Maier geboren, machte Selma Maier 1914 zusammen mit ihrer Schwester Emma (geb. 1896) das Abitur an der Oberrealschule Esslingen. Sie war mathematisch außerordentlich begabt und wollte Architektur studieren. Aus wirtschaftlichen Gründen entschloss sie sich dann aber zu einer Apothekerausbildung. Auf vier Jahre Lehr- und Gehilfenzeit folgte ein 4‑semestriges Studium.
Nur eine dicke „1“ – erzählt die Nichte Ruth Blank – stand auf der Postkarte, die Selma Maier, ihre vier Jahre jüngere Schwester Emma („Male“) und Walter Liebendörfer, der spätere Ehemann von „Male“, nach bestandenem Apothekerexamen 1920 aus Tübingen nach Hause sandten.
Selma Maier war überzeugte Homöopathin. In den 20er Jahren baute sie die homöopathischen Abteilungen in der Stuttgarter Hof-Apotheke und in der Kreuser’schen Apotheke aus. Der frühe Tod des Schwagers Walter und die Erkrankung ihrer Schwester Emma an einer Trigeminusneuralgie führten sie 1937 nach Ravensburg. Nach Emmas Tod 1942 leitete sie die Liebendörfer‘sche Löwen Apotheke bis der Neffe Wolfgang diese nach seiner Approbation übernahm.
60-jährig erkämpfte sie sich die Zulassung einer zweiten Apotheke im Zentrum von Leutkirch. 1964 verkaufte sie Haus und Apotheke an Inge Liebendörfer. Die Apotheke wird heute in der dritten Frauengeneration betrieben.
Bis zu ihrem Tod 1990 lebte „Fräulein Maier“ zurückgezogen und bescheiden zusammen mit ihrer langjährigen Haushälterin und Apothekengehilfin in ihrem Reihenhaus in Ravensburg. Sie widmete sich der Meditation und beschäftigte sich mit den Schriften Rudolf Steiners.
Auf dem Alten Friedhof in Schorndorf, unweit der von Stadtbaumeister Gottlieb Maier 1879 erbauten Friedhofskapelle, liegt das Familiengrab der Familie Maier. Selma Maier hat das symbolträchtige Grabmal entworfen. Auf der Rückseite der Säule steht der Rosenkreuzer-Spruch: „Ex deo nascimur – in Christo morimur – per spiritum sanctum reviviscimus“ („aus Gott werden wir geboren – in Christus sterben wir – durch den heiligen Geist werden wir wiedergeboren“).
(Quelle: „Lauter Schorndorfer Weiber – Stadtrundgang der Frauengeschichts-Werkstatt Schorndorf“, kostenfrei erhältlich bei der Stadt-Info)