Kommentar«
Bei den Schorndorfer Bäderbetrieben scheinen die Uhren anders zu gehen als im Rest der Welt. Während Gewerbetreibende allenthalben über hohe Heizkosten stöhnen, wird der „Energiekostenzuschlag“ auf die Eintrittsgelder im Hallenbad – erst vorigen September eingeführt – bereits wieder abgeschafft.
Und wenn anderswo wegen des Klimawandels ein Anstieg der Temperaturen befürchtet wird, mithin: früher beginnende und heißere Sommer, werden bei uns die Freibad-Öffnungszeiten reduziert und der Start der Saison ab 2024 um zwei Wochen nach hinten verschoben; statt wie bisher Anfang Mai dann erst Mitte Mai.
Die Stadtverwaltung hat offenbar unbegrenztes Vertrauen in die Fähigkeiten ihrer „Stabsstelle Klimaschutz“, die Erderwärmung – zumindest in Schorndorf – bis dahin gestoppt zu haben. Anders lässt sich nicht erklären, dass man auf der Suche nach Kosteneinsparungen ausgerechnet hier ansetzt. Überhaupt ist dieses Einsparungskonzept für Schorndorfs Bäder, das dem Gemeinderat jetzt vorgelegt wurde, recht lustig zu lesen.
Auf 70 Seiten werden uns da bunte Bildchen präsentiert, z. B. eine Solar-Anlage, damit wir auch wissen, wie so was aussieht, ergänzt durch Diagramme und Schaubilder mit vielen Pfeilen. Außerdem Tabellen mit kryptischen Angaben, wie beispielsweise das Stichwort „Ideen“, das „Mehrerlöse“ von 10.000 Euro im Jahr erzielen solle, während beim Stichwort „Attraktivität und Aktionen“ statt einer konkreten Summe nur „Abschätzung erfolgt noch“ steht.
Es gibt freilich auch vereinzelte Informationen, etwa bezüglich des Hallenbads: „Wasserverbrauch wurde kontinuierlich reduziert von 50.000 m³ auf 36.000 m³ p.a.“. Huch! Da erschrickt man ja. Fast 30% weniger Wasser? Das muss doch auffallen. Sind die Becken im Hallenbad nicht mehr randvoll? Oder wird das Wasser seltener erneuert?
Was die Bevölkerung am meisten betrübt, ist, dass das Zeigeleisee-Freibad künftig erst um 12 Uhr, statt wie bisher 9 Uhr, öffnen soll, und abends schon um 19 Uhr, statt seither 20 Uhr schließt. Der Grund, wie gesagt: Personalkosten-Einsparung. Über deren Höhe gehen die Angaben freilich auseinander. In obigem Konzept ist von 30.000 Euro die Rede, in der Vorlage für den Gemeinderat stehen 100.000 Euro. Es geistert auch noch eine Variante von 50.000 Euro auf dem Papier herum…
Also, wenn man schon Personalkosten sparen will, sollte man sich auch mal überlegen, warum es überhaupt einen Bademeister im Freibad braucht. Ja, natürlich: damit keiner ertrinkt. Das weiß ja jeder. Allerdings steht auch nicht an jedem Kinderspielplatz ein Sanitäter rum, damit er bei Unfällen gleich einschreiten kann. Und früher ging es auch ohne. Da saß laut Lise Braun am Eingang zum Altlachefreibad „eine alte Frau mit ihrem Strickstrumpf, die für die Ordnung verantwortlich war und auch die Zehnerle kassierte“.
Wenn man also schon Personalkosten sparen will, sollte man ohne Denkverbote wirklich alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Dazu gehört auch, zu fragen, ob die Stadtwerke wirklich zwei Geschäftsführer brauchen, und dort vielleicht mal ebenfalls das Einsparpotenzial zu überprüfen.
Theoretisch könnte man sogar den Zaun rund um das Ziegeleifreibad einfach ganz abschaffen. Nach dem Motto „Zurück zur Natur“. Dann behandeln wir das Gewässer eben wie jeden Stausee in der Umgebung, die ja auch nicht alle eingezäunt sind.
Selbstverständlich müsste man in diesem Fall noch ein Schild aufstellen „Baden auf eigene Gefahr“, damit die Verwaltung „versicherungstechnisch“ keine Probleme bekommt. Und vielleicht gibt es bei längerem Betrachten noch mehr Möglichkeiten, als einfach nur den Zugang zum Freibad zu beschneiden.
Eher abzuraten wäre hingegen davon, außerhalb der Öffnungszeiten einfach über den Zaun zu klettern, wie wir es früher gemacht haben. Denn dann sähe sich die Stadtverwaltung sicherlich bemüßigt, einen Wachdienst zu beauftragen – und der kostet Geld.