In Schorndorf gibt es keinen Extremismus in Parteien. So lautet der „vorläufige Befund“, den der Politikwissenschaftler Rolf Frankenberger am Freitagabend bei der „Demokratiekonferenz“ vorstellte. Er forscht an der Uni Tübingen zu „politischer Kultur und Lebenswelten“ sowie „extrem rechten Ideologien und deren Veralltäglichung“.
Er erklärte den rund 40 TeilnehmerInnen im hiesigen Rathaus, dass auch hinsichtlich der demokratischen Teilhabe die Lage in Schorndorf „eigentlich gut“ und „noch halbwegs intakt“ sei, denn „da ist noch Dialog“. Dies hätten zumindest die 13 Personen mit „Einblick“, die sein Team interviewt habe, so geäußert.
Diese Expertinnen waren ihm von der „Partnerschaft für Demokratie Schorndorf – Urbach“ (PfD) vorgeschlagen worden, die diese Studie mit der Fragestellung „Wie steht es um den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Schorndorf und Urbach?“ in Auftrag gegeben hatte.
Kritik zu Frankenbergers Studie kam von Beate Mayer, die es als „sehr suspekt“ empfand, dass nur 13 Personen für die Studie befragt wurden. Erst recht, da diese vom Auftraggeber benannt wurden.
Ihrer Sitznachbarin monierte zudem fehlende Daten und Fakten in dem Bericht. Ihr wurde nachgereicht, dass zusätzlich „Zeitungsartikel, Abschlussberichte und Unterlagen der Stadt“ als Grundlage der Studie dienten. Dass diese nach den Sommerferien begonnen wurde, laut Vertrag bis Jahresende fertig sein müsse und 8.000 Euro kostet.
Linda Ruch vom Kreisjugendring erklärte ergänzend, dass das Bundesfamilienministerium, von dem aus die Fördergelder aus dem Topf „Demokratie leben“ verwaltet werden, als Vorbedingung für deren Ausschüttung eine solche „Analyse nach wissenschaftlichen Standards“ verlange.
An Projekten, für die die „Partnerschaft für Demokratie Schorndorf-Urbach“ bereits solche Fördergelder weitergeleitet hat, nannte Ruch die interkulturelle Woche, einen Video-Dreh und ein „Powercamp“ für junge Mädchen.
In seiner Funktion als Geschäftsführer am „Institut für Rechtsextremismus-Forschung“ (IRex) erklärte Frankenberger, dass es bezüglich einer „Gefährdungswahrnehmung“ in Schorndorf „vergleichsweise ruhig“ sei. Und auch Urbach sei „unscheinbar im positiven Sinne“. Da gebe es „keine Auffälligkeiten“.
Daher erläuterte er das Thema „Demokratie“ mehr von der allgemeinen Warte aus. Etwa, wie das mit der Teilhabe aussieht: „Ältere, weiße, höhergebildete Männer reden generell mehr“.
Und: „Wo die AfD aktiv ist, wird die Antifa aktiv. Wo die AfD ruhig ist, ist auch die Antifa ruhiger.“
Eine Konferenzteilnehmerin vermisste in der Studie die Frage: „Wo ist Vertrauen in die Demokratie verlorengegangen?“ Sie nannte beispielsweise dazu die Bereiche „Energiewende, Flüchtlingsthema, und dass Schorndorf ist pleite ist“.
Zudem auch: „Corona – ein Thema, das totgeschwiegen wird.“ Was jedoch behandelt gehört, nachdem „Zusammenhalt“ im Titel der Untersuchung steht, und dieser vor vier Jahren „sehr gelitten“ habe.
Sie forderte: „Darüber muss man reden, wenn man so eine Studie macht.“ Eine Antwort darauf erhielt sie nicht.
Klaus Mannschreck kritisierte ebenfalls die Studie: „Das klingt so schön: Wir haben uns alle lieb und es sieht ja alles so gut aus.“ Er wollte konkret wissen: „Wo sind die Probleme?“
Frankenbergs Mitarbeiter Tim Fröhlich nannte ihm daraufhin zwei Punkte: „Erstens: Im Gemeinderat wird gestritten“, und zweitens seien die „Partizipationshürden“ bei der „Partnerschaft für Demokratie“ zu hoch. Beispielsweise fehle auf deren Homepage ein Link zum Formular für Antragssteller.
Oranna Keller-Mannschreck, die Gründerin der Ortsgruppe „Omas gegen Rechts“, fand in der Studie „Schorndorf schon ganz gut beschrieben“. Allerdings gibt es ihrer Meinung nach „so viele Themen“, und man könne „nicht alles machen“.
Sie bekannte: „Da fühle ich mich flügellahm“, und fragte: „Was haben Sie dafür an Hilfe?“
Ihr empfahl Rolf Frankenberger „ganz konkret“, unterschiedliche Gruppen zusammenzubringen, „also drei alte Menschen und drei junge Menschen“, mithin ein „pluraleres Feld“.
Als Beate Mayer gegen Schluss noch eine „klitzekleine Frage“ stellen wollte, monierte der städtische Diskussionsleiter Christian Bergmann: „Sie waren jetzt schon zwei Mal dran“, und forderte stattdessen die anderen auf, sich zu Wort zu melden.
Diesen Gefallen tat ihm der CDU-Fraktionsvorsitzende, Stadtrat Hermann Beutel, mit einem Statement, so dass dann auch Frankenbergers These in der Praxis bestätigt wurde: Älteren Männern wird in unserer Demokratie bevorzugt Gehör geschenkt.

