Glosse«
Bürgermeister Englert jubelt. Er lacht über das ganze Gesicht, wie auf der Titelseite des Amtsblatts „Schorndorf aktuell“ von voriger Woche zu sehen ist.
Nein, er jubelt nicht etwa, weil das von ihm so brennend ersehnte „Einnahmenwunder“, das den städtischen Haushalt retten soll, endlich eingetreten ist.
Der Grund ist ein anderer. Der Grund ist eine Trophäe, und zwar der „Staatsanzeiger Award“. Den hat nämlich Philipp Stolz, seines Zeichens Stabsstellenleiter für Digitalisierung im hiesigen Rathaus, errungen.
Der „Staatsanzeiger“, das ehemalige Verlautbarungsblatt der Landesregierung (inzwischen selbständiges Unternehmen), vergab diese Trophäe heuer unter fast 140 eingereichten Projekten aus kommunalen Verwaltungen.
Schorndorf errang sie in der Kategorie „Digitalisierung und zeitgemäße Verwaltung“, und zwar für die Einführung von künstlicher Intelligenz bei der Arbeit im Rathaus, etwa durch den Einsatz von „ChatGPT“.
Erst unlängst hat Philipp Stolz, der sich selbst „Chief Digital Officer“ nennt, wenn er Interviews oder ein Seminar gibt, die Auszeichnung „Ehrenbehörde“ erhalten. Und auch unsere Pressestelle hat sich mit einem Beitrag an obigem Wettbewerb beteiligt.
Bei aller Freude müssen wir jetzt aber langsam aufpassen, dass das mit solchen Preisen nicht überhandnimmt. Denn es zieht ja unweigerlich Folgekosten nach sich.
Je mehr solcher Trophäen Schorndorf erringt, umso größer wird der Druck, sie auch angemessen aufzubewahren. Da juckt es doch einen Englert schon wieder in den Fingern, etwas Neues zu bauen: einen Tempel, in dem sie dem Publikum zur Bewunderung präsentiert werden können.
Darum, liebe Rathaus-Angestellte: Haltet euch ein bisschen zurück mit der Teilnahme an solchen Wettbewerben. Setzt eure sprudelnde Energie einstweilen beim Abarbeiten jener Aufgaben ein, die über das Wettbewerbs-Projekt liegengeblieben sind. Wie etwa die Hilferufe von Rathaus-MitarbeiterInnen, deren PC Probleme macht.
Ach, da ist gar nichts liegengeblieben? Na, umso besser! Dann bitte gleich beim Personalamt melden, damit man dort weiß, an welchen Stellen angesetzt werden kann, um die hohen Personalausgaben zu senken.