Vor 500 Jahren wurde im Remstal ein Kieselstein gefunden mit der Inschrift „Hoch lebe unser Herzog Ulrich“ auf Lateinisch: „Vive dux Ulriche“. Dies berichtet das Landesmuseum Stuttgart, das derzeit eine Ausstellung zum Bauernkrieg vor 500 Jahren vorbereitet.
Es bezieht sich dabei auf die Chronisten Sattler und Pfaff. Ersterer berichtete, dass dieses ominöse Teil in „Heppach bey Schorndorf“ gefunden wurde. Letzterer schrieb vor 200 Jahren noch etwas konkreter, dass er „zwischen Grunbach und Heppach“ auf der Straße gelegen habe. Und es sollen damals sogar mehrere solcher Kieselsteine „vom Himmel gefallen“ sein, wie der Theologe und Landeshistoriker Eugen Schneider weitere 100 Jahre später schrieb.
Wenn man dies auch in den Bereich der Sage einordnen kann, so ist die Existenz des Kieselsteins ein unumstößliches Faktum. Er befindet sich nämlich in der Sammlung des Landesmuseums. Was es genau mit diesem ca. 5 mal 3 Zentimeter großen Fundstück auf sich hat, ist allerdings noch nicht vollständig geklärt.
Es fällt schwer, den Worten der Chronisten zu glauben, die erklärten, dass die Bevölkerung sich damals nach ihrem Herzog sehnte und deshalb solche Steine an einer Schnur um den Hals trugen – als Symbol der Verbundenheit mit dem Fürsten und Erkennungszeichen für Gleichgesinnte.
Denn Herzog Ulrich hatte elf Jahre zuvor zehn Aufständische des „Armen Konrad“ in Schorndorf in einem Schauprozess öffentlich hinrichten und den Kopf des Dautel aus Schornbach zur Abschreckung aufgespießt am Stadttor platzieren lassen.
Wie schon im Aufstand des „Armen Konrad“ anno 1514 ging es im Bauernkrieg immer noch um die Rückgewinnung der kommunalen Selbstverwaltung. Die Entscheidung über die Nutzung der sogenannten Allmende, nämlich Wald, Wild, Bäche und Wiesen, hatte man zuvor in jedem Dorf unter sich geregelt.
Dann aber waren findige Regierungsbeamte auf die Idee gekommen zu behaupten, dies alles sei Besitz des Herzogs, und für dessen Nutzung müssten Abgaben entrichtet werden – vergleichbar mit Parkgebühren in der Innenstadt heutzutage. Der Regent war notorisch knapp bei Kasse, da Kriege wie auch Prestigebauten und ‑feste viel Geld verschlangen. Also führten seine Beamten Gebühren ein, die sie dem Volk abpressten.
In den „Zwölf Artikeln“ haben die Aufständischen ihren Wunsch nach Rückkehr zu den alten Gepflogenheiten schriftlich festgehalten. Das Druckwerk, das eine große Verbreitung erlebte, erinnert ein bisschen an die Rede des Indianerhäuptlings Seattle, der erklärte: „Jeder Teil dieses Landes ist meinem Volk heilig“, und sich fragte, wie es sein kann, dass sich einige wenige zum Besitzer einzelner Teile der Schöpfung aufschwingen.
Vor 500 Jahren klang das so: Dass es „unbrüderlich und dem Wort Gottes nicht gemäß“ sei, dass der arme Mann nicht Vögel und Wild schießen oder angeln dürfe. „Denn als Gott der Herr den Menschen erschuf, hat er ihm Gewalt über alle Tiere, den Vogel in der Luft und den Fisch im Wasser gegeben“.
Die Bauern, Handwerker, Selbstversorger von 1525 forderten, dass ihnen ihre sogenannte Allmende wieder rückübertragen werden: Wälder, Wiesen und Äcker, die zuvor von allen Bewohnern gemeinsam genutzt und gepflegt worden waren, damit etwa „jeder seinen Bedarf an Bau- und Brennholz daraus decken kann“. Von der Obrigkeit wurden diese Forderungen ignoriert und der Aufstand gewaltsam niedergeschlagen.
Nachdem die aufbegehrenden Schwaben damals auch die Leibeigenschaft als nicht gottgewollt befanden, da in der Bibel stehe, „dass wir frei sind und sein wollen“, gelten die „Zwölf Artikel“ als eine erste Art der Menschenrechtserklärung. Die amerikanische „Declaration of Independence“ von 1776 weist Parallelen dazu auf, ebenso Schriften aus der Französischen Revolution 1789.