
Am morgigen Montag fliegt OB Hornikel in Schorndorfs US-Partnerstadt Tuscaloosa. Anlass ist die nachgeholte Feier zum 25-jährigen Bestehen dieser Partnerschaft, die im Jahr 1996 begründet wurde. Mit an Bord sind Hornikels Lebensgefährtin Jil Rieth sowie Franziska Starz (Sachgebietsleitung „Kommunales und Repräsentationen“ im Rathaus) sowie als Vertreter des Gemeinderats die Vorsitzenden der beiden größten Fraktionen, Hermann Beutel (CDU) und Tim Schopf (SPD).
Stadträtin Kirsten Katz (Grüne) kritisiert dieses Auswahlkriterium, weil dadurch nur Männer den Gemeinderat repräsentierten. Zudem fragt sie sich, wie man im Rathaus einerseits viele Steuergelder für den Klimaschutz investiert, aber andererseits der CO2-Fußabdruck einer Flugreise von über 7.000 km Länge keine Rolle zu spielen scheine. Dass diese durch ein CO2-Zertifikat kompensiert wird. hält sie für Augenwischerei. Mit ihrer Kritik steht sie nicht allein da.
In Freiburg schrieben kürzlich die „Freien Wähler“ wegen einer vergleichbaren Reise in deren amerikanische Partnerstadt Madison einen offenen Brief an ihren OB: „Unsere Fraktion unterstützt ausdrücklich die Pflege bestehender Städtepartnerschaften, rät jedoch eindringlich von der geplanten Reise, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt ab.“ Denn „vor allem in Zeiten eines Krieges in Europa“ sei es den Menschen nicht vermittelbar, dass Vertreter von Verwaltung und Gemeinderat solch eine „Teil-Vergnügungsreise“ machten. Dies lasse „jeglichen politischen Instinkt vermissen.“
Ein Aspekt sei dabei der CO2-Verbrauch, ein anderer, dass die Reise „zum Teil mit städtischen Mitteln finanziert“ werde. Wenn angesichts steigender Lebenshaltungskosten in manchen Familien der Urlaub gestrichen werden muss, hält auch Schorndorfs Stadtrat Lars Haise (AfD) einen solchen Flug, der aus Steuergeldern bezahlt wird, nicht für klug: „Es ist schon komisch, dass immer nur bestimmte Leute, also die Bürger, den Gürtel enger schnallen müssen. Sie haben keine Wahl.“
Tim Schopf erklärt, dass diesen Aspekten bereits Rechnung getragen werde, indem es nur eine „Mini-Delegation“ sei, die in die USA fliege. In früheren Jahren habe eine solche stets viel mehr Personen umfasst. Städtepartnerschaften sieht er als wichtiges Instrument zur Völkerverständigung an. Deshalb versteht er auch nicht, dass Landrat Sigel die Partnerschaft zwischen Rems-Murr-Kreis und dem russischen Bezirk Dmitrov sofort eingefroren hat, als der Ukraine-Krieg begann: „Das ist genau das falsche Signal.“
Thomas Röder und Ralf Beck vom Partnerschaftsverein sind bereits am gestrigen Samstag mit ihren Ehefrauen in die USA geflogen. Sie treffen am Mittwoch in Tuscaloosa auf die Rathaus-Delegation, die zuvor in Atlanta eine Sightseeing-Tour gemacht haben wird. Gemeinsam sollen dann das Daimler-Werk, die Universität und das Raketenzentrum in Huntsville besichtigt werden. Am Mittwochabend findet die offizielle Jubiläumsfeier statt. Während die Stadträte Beutel und Schopf anschließend wieder heimfliegen, verlängert der OB seinen Aufenthalt in den USA noch.