Mit 27 Ja-Stimmen genehmigte der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung der Verwaltung Mehrkosten von 1,9 Millionen Euro für die neue Bücherei. Mit Nein stimmten die AfD-Räte Lars Haise und Daniel Schmidt, CDU-Frau Kirsten Katz und Matthias Nothdurft (Bürgerstimme).
Neu-Stadtrat Tobias Schmid (Grüne), der im Technischen Ausschuss noch gegen den Antrag gestimmt hatte und – wie seine Fraktionsvorsitzende Friederike Köstlin schon im Juli – die Einholung einer zweiten Meinung bezüglich der Holzschäden an der Meierei begehrte, erklärte nun in der Sitzung, er werde die Mehrkosten „total mittragen“. Die Höhe der angesetzten Kosten, die er zuvor noch kritisiert hatte, waren für ihn nun kein Thema mehr.
Tobias Schmid bedankte sich bei den Bürgermeistern herzlich dafür, dass sie seinem Wunsch, der Gutachter, der die Alte Kelter in Schornbach in Augenschein nimmt, möge auch einen Blick auf die Meierei werfen, nachgekommen waren.
Zwei Tage vor der Sitzung und unmittelbar nach dem gemeinsamen Klausur-Wochenende von Gemeinderat und Verwaltung hatte sich Patrick Pressel von „Holzbau Muny“ aus Kornwestheim zwei Stunden lang die Meierei angesehen – zusammen mit Schmid und einem Vertreter der Firma Schatz.
Patrick Pressel wurde nach Auskunft der Rathaus-Pressestelle „von der Verwaltung als neutraler Gutachter beauftragt. Er ist geprüfter Restaurator im Zimmererhandwerk, Mitglied im Verband der Restauratoren im Zimmererhandwerk“.
Schmid bescheinigt ihm eine „hervorragende Kompetenz“ und meinte, die Firma Schatz habe bei dieser gemeinsamen Begehung „in einer Stunde mehr gelernt als in sechs Monaten zuvor“.
Auch wenn Pressel weniger Hölzer als geschädigt ansah, wie zuvor Gutachter Klaus Hoch, der von rund 60 Prozent sprach, habe er den Abriss und Neuaufbau für sinnvoller gehalten, als nur die befallenen Hölzer auszutauschen. Er habe, laut Klaus Konz vom städtischen Gebäudemanagement, zudem den „Tipp gegeben: alte Balken erhalten und die neue Konstruktion da draufsetzen“.
Sämtliche Hölzer würden mit einer Nummer versehen, um dann auf ihre Wiederverwendung hin untersucht zu werden. Dies geschehe nicht vor Ort, sondern in einer Werkstatt, wohin die Balken transportiert würden.
OB Hornikel betonte, die Firma Schatz habe erklärt, sie könne auch unter diesen neuen Erkenntnissen der „Kostendeckel halten“. Möglicherweise könne sie sogar am Ende unter diesem Preis bleiben. Vereinbart mit der Stadt ist ein „open book“-Verfahren, was bedeutet, dass sie der Firma Zusatzkosten, etwa unerwartete Preissteigerungen, erstattet, wenn diese im Gegenzug dafür ihre Rechnungsbücher offenlegt.
Hornikel sah sich veranlasst, für Schatz „eine Lanze zu brechen“, nachdem er sie „Angriffen“ von Stadtrat Schmid ausgesetzt gesehen hatte. Dieser hatte den Generalübernehmer für die Wahl des Unternehmens, das mit den Holzarbeiten betraut ist, kritisiert, indem er diesem mangelnde Erfahrung unterstellte.
Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Tim Schopf, schloss sich dem Oberbürgermeister an: „Wir können doch wirklich froh sein, dass wir ein Schorndorfer Unternehmen haben, das mit guter Arbeit glänzen will und nicht gegen die Stadt arbeitet.“ Weshalb er dankbar sei, „dass die Firma Schatz sich auf alles einlässt“.
Der AfD-Fraktionsvorsitzende Haise und Kirsten Katz von der CDU, die das gesamte Bauprojekt bereits vor zwei Jahren abgelehnt hatten, verwehrten dem Antrag der Verwaltung ihre Zustimmung. Ebenso Matthias Nothdurft, der erklärte, ihm sei „sauer aufgestoßen“, dass der OB dem Gremium zuvor gedroht hatte, gegen dessen Entscheidung Einspruch einzulegen, falls sie nicht nach seinem Wunsch ausfällt.