Als „Premiere“ bezeichnete Bürgermeister Englert den Umstand, dass der Gemeinderat einer Ausgaben-Streichliste für den städtischen Haushalt zustimmen musste, damit das Regierungspräsidium (RP) ihn genehmigte. Gleichwohl betonte er: „Wir haben alles richtig gemacht!“ und ließ sich sogar zu einem „wunderbar!“ hinreißen, weil er ab August wieder „Investitionen tätigen“ kann.
Diese Ausgaben könne sich die Stadt „eigentlich nicht mehr leisten“, hatte er bereits in seiner Haushaltsrede Mitte Februar erklärt.
Und als die „Botschaft“ vom RP am 1. Juli im Rathaus einging, dass es den Haushalt so, wie er vom Gemeinderat beschlossen worden war, nicht genehmigen könne, habe er „sofortige Kürzungen“ in die Wege geleitet und für das laufende Jahr geplante Pflichtaufgaben in Höhe von knapp 4,5 Millionen Euro und 7,4 Millionen Euro für 2026 gestrichen.
Darunter finden sich Straßenausbesserungen ebenso wie Kinderspielplätze, die Fachwerksanierung des Stadtmuseums und Baumpflanzungen.
Nicht jedoch hingegen Radwege und rund eine halbe Million Euro für die Umgestaltung des „Büchereiumfelds“ auf dem Spitalhof.
Auch sei es für ihn eine „ganz schmerzhafte Entscheidung“ gewesen, bei Schulen zu kürzen und die notwendige KiTa in Weiler nicht zu bauen.
Steffen Krötz (CDU) nannte den Beschluss „alternativlos“, meinte jedoch, „ganz überraschend“ sei die Rüge des RP nicht gekommen. Ob die finanzielle Schieflage selbstverschuldet sei oder durch ein kostspieliges Mehr an Aufgaben von Land und Bund verursacht sei, beantwortete er sich selbst mit einem „die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.“
Tim Schopf, SPD-Fraktionsvorsitzender, meinte hingegen: „Wir haben bestimmt nicht alles richtig gemacht“, doch die Wahrheit läge keinesfalls „in der Mitte“, da die Stadt einen „Sanierungsstau abgearbeitet“ habe.
Ganz entschieden widersprach sogar Gerhard Nickel (FDP/FW) seinem Ratskollegen Krötz: „Ich glaube, dass wir überhaupt keine Verantwortung für diese Misere haben.“
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Friederike Köstlin, befand: „Sparen ist hart, aber es schärft vielleicht auch den Blick für das wirklich Wichtige.“ Und wollte in diesem Zusammenhang an den Klimaschutz „erinnern“.
Die Streichliste der Verwaltung wurde vom Gemeinderat einstimmig abgesegnet.
Zuvor hatte OB Hornikel stolz verkündet, dass „unsere Stadt als erste in Baden-Württemberg“ derzeit eine Wander-Ausstellung des Verbands Region Stuttgart im Rathaus-Foyer präsentiert.
Unter der Überschrift „Stimmen für Demokratie und Vielfalt“ werden da Zitate von Menschen aus der Region gezeigt: neben Friedrich Schiller und ehemaligen Bundespräsidenten auch Vorsitzende von Fußball‑, Basketball- und Migrantenvereinen.
Unter insgesamt 16 Männern finden sich dabei 5 Frauen. Eine von ihnen ist die Pazifistin und Landtagsabgeordnete Anna Haag, die von 1888 bis 1982 lebte.
Sie wird zitiert mit: „Zuweilen habe ich den Eindruck, als ob ein Massenwahnsinn das deutsche Volk ergriffen habe und als ob ein Gehirnschwund in großem Ausmaß um sich fräße.“
OB Hornikel erklärte: „Das ist, glaub ich, ein starkes Zeichen. Gerade jetzt.“