Rückständig

Kom­men­tar
An­dern­orts ver­sucht man, Pro­bleme kon­struk­tiv zu lö­sen. In Ur­bach bei­spiels­weise hat die Ver­wal­tung Zeit­ar­beits­kräfte ein­ge­stellt, um die Kin­der­be­treu­ung zu ge­währ­leis­ten. In Schorn­dorf sieht man sich dazu of­fen­bar nicht in der Lage. Da führt man das Ar­gu­ment „Fach­kräf­te­man­gel“ ins Feld, re­du­ziert ein­fach nur die Be­treu­ungs­zei­ten und wälzt das Pro­blem auf die El­tern ab.

Ja, mehr noch: Wenn El­tern dies nicht klag­los hin­neh­men, son­dern deut­lich ma­chen, dass sie da­durch in große Nöte kom­men, wer­den sie be­han­delt wie un­ge­zo­gene Schü­ler: Man droht. Man droht mit Ab­mah­nung, mit Aus­schluss, mit Kün­di­gung. Man ver­gisst, dass man kei­nes­wegs zu er­zie­hen­den Kin­dern vor sich hat, son­dern er­wach­sene Men­schen, zu­dem noch mit jene, die das Ge­halt der Rat­haus-Be­diens­te­ten durch ihre Steu­er­ab­ga­ben be­zah­len.

Schon längst ist un­be­strit­ten, dass Er­zie­hungs­be­rech­tigte durch Macht­worte und Stra­fen kei­nes­wegs mün­dige Bür­ger her­vor­brin­gen, son­dern – im Ge­gen­teil – nur Wi­der­stand und Ver­druss be­wir­ken. Eine Stadt­ver­wal­tung kann es sich nicht leis­ten, wie ein Haus­va­ter ver­gan­ge­ner Jahr­hun­derte auf­zu­tre­ten, ohne Ge­fahr zu lau­fen, als rück­stän­dig zu gel­ten. Trag­fä­hige Er­geb­nisse sind nur durch Dia­log­be­reit­schaft, Ver­ständ­nis und eine lö­sungs­ori­en­tierte Aus­rich­tung zu er­zie­len.

Tat­säch­lich war ja im Schorn­dor­fer Kon­flikt­fall so­gar ein Kom­pro­miss­vor­schlag von El­tern­seite ge­kom­men: dass näm­lich jene El­tern, die Zeit ha­ben, be­reit seien, die Kin­der de­rer, die noch bei der Ar­beit sind, et­was län­ger zu be­auf­sich­ti­gen, bis diese sie ab­ho­len kön­nen. Lei­der, so sagte die Stadt­ver­wal­tung, sei das je­doch aus „ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Grün­den“ nicht mög­lich. Pri­vat­per­so­nen dürf­ten die Kita nicht für sol­che Zwe­cke nut­zen.

Da kommt man frei­lich ins Grü­beln. Da kommt man so­gar sehr ins Grü­beln. Denn Kin­der in der Grund­schule kön­nen durch­aus noch nach dem Un­ter­richt be­auf­sich­tigt wer­den. Kern­zeit­be­treu­ung nennt man das. Es ist schon ei­gen­ar­tig, dass et­was, das in der Schule mög­lich ist, in Ki­tas nicht ge­hen sollte. Da kann man sich lei­der des Ein­drucks nicht er­weh­ren, dass un­sere Stadt­ver­wal­tung die El­tern zum Nar­ren hält.

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