„Politik ohne Frauen ist unmenschlich“

Ge­denk­tag
Zum heu­ti­gen Welt­frau­en­tag emp­feh­len wir die Kurz­doku „Frauen in der Po­li­tik“ aus dem Jahr 1963. Der acht Mi­nu­ten lange Film des SDR-Fern­se­hens zeigt auf, wie weib­li­cher Ein­satz für das Ge­mein­wohl vor 60 Jah­ren aus­sah. Dazu wur­den sämt­li­che der da­mals in den Stutt­gar­ter Land­tag ge­wähl­ten Frauen vor­ge­stellt, un­ter ins­ge­samt 121 Ab­ge­ord­ne­ten vier an der Zahl: Lena Mau­rer, die Pa­zi­fis­tin Ste­fie Restle und Else Berk­mann (alle von der SPD) so­wie als ein­zige Frau in der CDU-Frak­tion die Che­mi­ke­rin Dr. Hed­wig Joch­mus.

„Vor al­lem der Man­gel an Pfle­ge­per­so­nal“ in Kran­ken­häu­sern, so er­klärt da die Stimme aus dem Off, sei „ge­wiss ein Thema, wozu eine Frau ei­ni­ges zu sa­gen hat“. Kul­tur, Er­zie­hung, Ju­gend, Bil­dung sind wei­tere Be­rei­che, die von den Po­li­ti­ke­rin­nen selbst als vor­ran­gig in ih­rem En­ga­ge­ment ge­nannt wer­den. Und so zieht der Kom­men­ta­tor das Fa­zit, diese Frauen lie­ßen die An­sicht, dass Po­li­tik „Män­ner­sa­che“ sei, doch „recht frag­wür­dig er­schei­nen“.

Ein­zig Ste­fie Restle war ge­bür­tige Schwä­bin, die an­de­ren ka­men in Mün­chen, It­ze­hoe und Kas­sel zur Welt. Ihre Vä­ter wa­ren Bä­cker, Förs­ter, Bür­ger­meis­ter. Mit 4% Frau­en­an­teil wies der ba­den-würt­tem­ber­gi­sche Land­tag im Jahr 1963 den zweit­schlech­tes­ten Wert al­ler Bun­des­län­der auf (vor Schluss­licht Saar­land). Im Bun­des­tag sa­ßen zu die­ser Zeit 10% weib­li­che Volks­ver­tre­ter.

Als Grund da­für nannte Hed­wig Joch­mus vor al­lem Zeit­man­gel. Wenn eine Frau für ih­ren Mann und Kin­der sor­gen müsse, so­wie wo­mög­lich noch ei­nen Be­ruf aus­übe, bliebe schlicht keine Zeit für ein po­li­ti­sches Amt. Sie meinte, dass Ehe­män­ner den „po­li­ti­schen Wit­wer­stand“ we­ni­ger ak­zep­tier­ten, als Ehe­frauen diese häu­fige Ab­we­sen­heit ei­nes Po­li­ti­kers von da­heim hin­näh­men. Gleich­wohl er­klärt die Stimme aus dem Off am Schluss, dass das Frau­en­wahl­recht der weib­li­chen Be­völ­ke­rung „auch Pflich­ten“ auf­er­legt habe, die sie durch ak­tive Be­tei­li­gung zu er­fül­len hät­ten.

Else Berk­mann sagte 1990 rück­bli­ckend auf ihr Tun: „Meine Auf­gabe war, Frauen für die Po­li­tik zu in­ter­es­sie­ren, denn Po­li­tik ohne Frauen ist un­mensch­lich.“ Au­ßer der Er­nen­nung zur Eh­ren­vor­sit­zen­den der „Ar­beits­ge­mein­schaft so­zi­al­de­mo­kra­ti­scher Frauen“ hat sie sämt­li­che an­de­ren Eh­run­gen „han­sea­tisch“ aus­ge­schla­gen. Nach ih­rer Par­tei­ge­nos­sin Lena Mau­rer hin­ge­gen wurde ein Platz in Mann­heim-Schönau be­nannt, und im Hei­del­ber­ger Stadt­teil Kirch­heim er­in­nert eine Hed­wig-Joch­mus-Straße an de­ren po­li­ti­schen Ein­satz.

Die erste Frau in Schorn­dorfs Kom­mu­nal­po­li­tik ist Thema ei­nes Vor­trags im Stadt­mu­seum am Mitt­woch, 22. März, un­ter dem Ti­tel: „Klara Palm: Pio­nie­rin oder Quo­ten­frau?“. Die Apo­the­kers­witwe zog 1922 als erste Frau in den hie­si­gen Ge­mein­de­rat ein.
(mehr Info dazu folgt)

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