Der Barbara-Künkelin-Preis 2023 soll der 59-jährigen Ärztin Lisa Federle aus Tübingen verliehen werden, wie die Jury jetzt bekanntgab. Zu Federles öffentlichem Sozial-Engagement zählt unter anderem, dass sie im Jahr 2015 begann, mit ihrer Arztpraxis in einem Wohnmobil Flüchtlinge medizinisch zu versorgen. Später wurde daraus eine mobile Teststation.
Als Impfärztin habe sie, wie sie berichtet, ihre PatientInnen stets vorab über mögliche Nebenwirkungen aufgeklärt. Inzwischen setzt sich Dr. Lisa Federle dafür ein, dass die Meldung von schweren Impfschäden an das Paul-Ehrlich-Institut nicht mit einem Riesenaufwand verbunden ist. Bislang brauche man über eine Stunde, um das Formular auszufüllen, berichtet sie, was viele Ärzte abschrecke, da diese „für so etwas keine Zeit haben“. Ihre Forderung: „So etwas muss unkompliziert gehen.“
Am 1. Oktober 2022 hat Bundespräsident Steinmeier Dr. Lisa Federle – wie auch Dr. Christian Drosten – mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Sie handele „immer wieder vorausschauend, um anderen zu helfen“, lobte er. So habe sie bereits vor vielen Jahren „einen eigenen Pandemieplan erstellt“.
Gleichwohl hält sie mit Kritik an der Politik nicht zurück und nennt das Pandemiegesetz als „in der Not zusammengeschustert, um der Bevölkerung irgendein Konzept vorzulegen“. Und: „Ich glaube auch, dass wir mit unseren Daten offener, klarer und ehrlicher hätten umgehen müssen, gerade was das Impfen angeht. Deshalb finde ich es auch gut, dass die Impfpflicht gescheitert ist.“
Lisa Federle kam 1961 in Tübingen zur Welt und hat als Jugendliche zwei Kinder geboren, weshalb sie ihre Schulausbildung abbrach, zumal ihre Mutter sie nicht unterstützte. 1990 holte sie das Abitur am Abendgymnasium nach und promovierte 1998 mit 37 Jahren als Ärztin. Inzwischen hat sie vier Kinder, ist geschieden, und war zehn Jahre lang mit Rezzo Schlauch (Grüne) liiert. Sie ist Mitglied der CDU, war Gemeinderätin und ist seit 2014 Kreisrätin. In Schorndorf wurde sie unter insgesamt 15 Vorschlägen für den Preis ausgewählt, wie Jury-Mitglied Silvia Wolz erklärt.
Wer nicht bis zur Preisverleihung am Sonntag, 19. März, warten will, um Dr. Lisa Federle näher kennenzulernen, kann ihre Autobiografie lesen. Das Buch mit dem Titel „Auf krummen Wegen geradeaus – Was mich bewegt und antreibt“ hat sie eigenhändig, ohne Ghostwriterin, geschrieben. Die gebundene Ausgabe kostet 20 Euro, das E‑Book 17,99 Euro.