
Michael Ballweg sprach gestern als Überraschungsgast auf der Kundgebung der örtlichen Querdenken-Gruppe in Schorndorf.
„Als ich am 18.4.2020 meine erste Demonstration auf dem Schlossplatz in Stuttgart durchgeführt habe, ist keiner meiner Freunde mitgekommen“, erzählte er. „Alle haben gesagt: Das ist in 4 Wochen wieder vorbei und du machst dir zu viele Gedanken. – Jetzt, knapp 9 Monate später leben wir immer noch im Lockdown, die Maßnahmen werden immer härter, und es ist kein Ende in Sicht.“
Er zitierte den ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann: „Die Grundlage der Demokratie ist die Volkssouveränität und nicht die Herrschaftsgewalt eines obrigkeitlichen Staates. Nicht der Bürger steht im Gehorsamsverhältnis zur Regierung, sondern die Regierung ist dem Bürger im Rahmen der Gesetze verantwortlich für ihr Handeln.“ Und der Bürger habe „das Recht und die Pflicht, die Regierung zur Ordnung zu rufen, wenn er glaubt, dass sie demokratische Rechte missachtet“.
Beim ersten Auftritt nach seiner persönlichen Winterpause erklärte der „Querdenken“-Initiator, er sei froh, dass er bereits im April 2020 seinem Bauchgefühl vertraut und Querdenken-711 gegründet habe, denn „ohne die Demonstrationen, auf denen man Gleichgesinnte trifft, wäre diese Zeit nur schwer erträglich.“
Er sei zwar selbst kein Fan von Lockdowns, da er sie für „nicht wirksam“ halte. Um jedoch die wirtschaftlichen Kollateralschäden zu minimieren, fordere „Querdenken“ jetzt einen zeitlich auf zwei Wochen befristeten Mega-Lockdown. Dazu gehöre die „Aussetzung der öffentlichen Verkehrsmittel sowie des Flugbetriebs“, Einstellen des Betriebs der öffentlichen Verwaltung, samt Finanzamt, sowie des Bundestags. „Medien gehen in einen Notbetrieb. Druckerzeugnisse werden für zwei Wochen eingestellt. Die öffentlich-rechtlichen Medien schalten in einen Ein-Sender-Betrieb“.
Nach Ballwegs Erfahrung war „die letzte Woche geprägt durch Zensur in den Sozialen Medien und auf Youtube“, daher freue er sich, „dass unsere Youtube-Alternative tube.querdenken-711.de ab kommenden Montag allen zur Verfügung steht“. Damit löse man sich aus der Abhängigkeit von Youtube, „zumal die Klagen gegen Löschung von Videos und Strikes echt teuer wurden“.
Gleichzeitig ermutigte er, auf Twitter, Facebook und Instagram weiterhin Konten anzulegen, um Bilder von Demos zu posten: „Diese zusätzliche Reichweite geben wir nicht freiwillig auf“, denn so werde „ein Gegengewicht zu der Darstellung in den Leitmedien“ geschaffen.
Politologe Hermann Ploppa, der ebenfalls bei dieser Kundgebung reden wollte, war kurzfristig verhindert und schickte daher eine Audiobotschaft an die (laut Polizeiangaben) 540 Versammelten: Er habe sich im vergangenen Frühjahr strikt an die empfohlenen Schutzmaßnahmen bezüglich Corona gehalten, denn „es versteht sich doch von selbst, dass man als loyaler Staatsbürger bei einer wirklichen Gefahrenansage erst einmal das ernstnimmt.“
Als ihm die Begründung für ständig weitere Freiheitseinschränkungen aber „immer hanebüchener“ erschienen, sei „es für den logischen Verstand nicht mehr länger zu ertragen“ gewesen. Er habe es sich nicht einfach gemacht, von seinem „basalen Grundvertrauen in die Vernunft der politischen Kaste Abschied zu nehmen“, und frage sich: „Um wieviel schwerer fällt dieses schmerzhafte Erwachen rechtschaffenen Bürgern?“
Die behördlichen Auflagen für die gestrige Kundgebung hatte Versammlungsleiterin Brigitte Aldinger ganz zu Beginn bekanntgegeben: Maskenpflicht zusätzlich zu den 1,5 Meter Abständen im Publikum. Gleichzeitig bestehe aber auch ein Vermummungsverbot, „also achtet drauf, dass die Mütze nicht zu tief heruntergezogen ist und die Maske nicht zu hoch.“ Und sie erinnerte daran: „Wir achten die Grundrechte, auch die der anderen. Wir beleidigen niemanden“.
Aus dem Publikum heraus monierte der Landtagsabgeordnete Heinrich Fiechtner lautstark diese Auflagen. Ihm entgegnete Aldinger: „Wenn Ihnen das nicht gefällt, dann machen Sie eine eigene Demo.“ Und an alle Anwesenden gewandt: „Ihr wisst, dass es hier in Schorndorf etwas ganz Besonderes ist, dass wir eine Versammlung durchführen. Und das wollen wir nicht verlieren.“