Kameraden, Krieg und Korruption

Kom­men­tar«
Heute er­schallt es wie­der auf dem Al­ten Fried­hof, wie all­jähr­lich zum Volks­trau­er­tag: das Hohe Lied der Män­ner­freund­schaft, wie sie nur im Krieg mög­lich ist – und just dort so jäh be­en­det wird.

Der Text von „Ich hatt‘ ei­nen Ka­me­ra­den“ stammt üb­ri­gens von dem Tü­bin­ger Dich­ter Lud­wig Uh­land, ver­tont hat ihn Fried­rich Sil­cher aus Schnait.

„Den kom­men­den Ge­schlech­tern zur Mah­nung“ wurde nach dem Ers­ten Welt­krieg auf dem Al­ten Fried­hof in Schorn­dorf eine Ge­denk­stelle ein­ge­rich­tet. Dort fin­det heute ab 11.30 Uhr eine Ver­an­stal­tung mit Re­den, Mu­sik und Kranz­nie­der­le­gung statt.

Ak­tu­ell wer­den sol­che Ge­le­gen­hei­ten frei­lich auch dazu ge­nutzt, zur „Kriegs­tüch­tig­keit“ auf­zu­ru­fen und die Not­wen­dig­keit zu be­to­nen, die Ukraine mit Waf­fen­lie­fe­run­gen zu un­ter­stüt­zen.

Hin­ge­gen ana­ly­sierte jüngst der bri­ti­sche Di­plo­mat Ian Proud, dass die deut­sche Re­gie­rung sich im Ukraine-Krieg in eine Sack­gasse ma­nö­vriert habe. Statt um­zu­keh­ren, pro­pa­giere sie ein „Wei­ter so“ und sta­chele sich ge­gen­sei­tig mit Frank­reichs und Eng­lands Re­gie­rung für ei­nen Krieg mit Russ­land auf.

Je­doch macht es we­nig Sinn, mit un­se­ren Steu­er­gel­dern Waf­fen an ein Land zu lie­fern, das noch vor 2022 als eins der kor­rup­tes­ten der Welt galt.

Und wenn diese Waf­fen nun bei­spiels­weise, wie „El Pais“ be­rich­tete, im Zuge ei­ner Raz­zia in Spa­nien bei der Dro­gen-Ma­fia auf­tau­chen, ist zu be­fürch­ten, dass wir in ein Fass ohne Bo­den lie­fern.

Zu­dem machte die Anti-Kor­rup­ti­ons­be­hörde NABU (Na­tio­nal Anti-Cor­rup­tion Bu­reau of Ukraine), die von der US-Bot­schaft un­ter­stützt wird, nun öf­fent­lich, dass min­des­tens 100 Mil­lio­nen Dol­lar, die der Wes­ten für die Re­pa­ra­tur der ukrai­ni­schen En­er­gie-In­fra­struk­tur über­wie­sen hat, teil­weise gar nicht ih­rem ge­dach­ten Zweck zu­ge­führt wur­den.

Zwar hat der ukrai­ni­sche Prä­si­dent zwei Mi­nis­ter zum Rück­tritt be­wo­gen und sei­nen Geld­ge­bern ma­xi­male Trans­pa­renz bei der Auf­klä­rung ver­spro­chen.

Wenn je­doch Waf­fen und Un­ter­stüt­zungs­gel­der für die Ukraine auf diese Weise ver­si­ckern, ist an­zu­neh­men, dass sie ih­ren Krieg so nie ge­win­nen kann.

Und wo­mög­lich ist das auch gar nicht be­ab­sich­tigt. Schließ­lich eig­net sich so ein Krieg (samt Feind­bild) für un­sere Re­gie­rung her­vor­ra­gend als Be­grün­dung jeg­li­cher Miss­stände in un­se­rem Land – selbst für ei­gene Feh­ler und frag­wür­dige Ab­sich­ten.

In der UN-Charta der Men­schen­rechte steht, dass sich die un­ter­zeich­ne­ten Völ­ker darum be­mü­hen wol­len, „künf­tige Ge­schlech­ter vor der Gei­ßel des Krie­ges zu be­wah­ren“. Man möchte hin­zu­fü­gen: …und von der Gei­ßel kriegs­lüs­ter­ner Po­li­ti­ker.

Denn nicht zu­letzt wa­ren es diese, die in jüngs­ter Ver­gan­gen­heit so „un­sag­ba­res Leid über die Mensch­heit ge­bracht“ ha­ben, wie es dort heißt – erst recht, wenn dies aus dem oben ge­nann­ten Grund er­folgte, näm­lich um sich eine bil­lige Ent­schul­di­gung für das ei­gene Ver­sa­gen zu ver­schaf­fen.

Wir wis­sen nicht, was OB Hornikel heute bei der Ge­denk­ver­an­stal­tung am Kriegs­mahn­mal in sei­ner Rede zur sa­gen wird.

Bei der Mahn­wa­che für die Op­fer des Atom­bom­ben-An­griffs der USA auf Hi­ro­shima anno 1945 sagte der OB die­ses Jahr auf dem Markt­platz: „Möge von Schorn­dorf heute ein Zei­chen aus­ge­hen: An die Ver­ant­wort­li­chen in al­ler Welt – stoppt das Wett­rüs­ten. An un­sere Mit­men­schen – er­hebt eure Stimme für den Frie­den.“

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