Die Jahreslosung für 2025

© Ste­fa­nie Bah­lin­ger

„Prüft al­les und be­hal­tet das Gute“, emp­fiehlt der Apos­tel Pau­lus in sei­nem ers­ten Brief an die „got­tes­fürch­ti­gen Grie­chen und ei­nige vor­nehme Frauen“ der ma­ze­do­ni­schen Küs­ten­stadt Thes­sa­lo­niki, wie Wi­ki­pe­dia weiß. Diese Stadt hatte der ma­ze­do­ni­sche Kö­nig Kas­san­der nach sei­ner Frau Thes­sa­lo­nika be­nannt, wel­che eine Schwes­ter von Alex­an­der dem Gro­ßen ist.

Was der Je­sus-Jün­ger um 50 n. Chr. schrieb, hat die „Öku­me­ni­sche Ar­beits­ge­mein­schaft für Bi­bel­le­sen“ zur Jah­res­lo­sung für das Jahr 2025 er­ko­ren. An­ge­sichts der be­vor­ste­hen­den Bun­des­tags­wahl kommt ihr nun auch eine ak­tu­elle po­li­ti­sche Di­men­sion zu.

Da je­doch der Apos­tel in sei­nem Brief keine wei­te­ren Aus­füh­run­gen dar­über macht, wie eine sol­che Prü­fung in der Pra­xis er­folgt, sei er­satz­weise Al­brecht Mül­ler her­an­ge­zo­gen, der jah­re­lang als Wahl­kampf-Man­ger für die SPD tä­tig war. In sei­nem Buch „Glaube we­nig, hin­ter­frage al­les, denke selbst“ plau­dert er aus dem Näh­käst­chen. 144 Sei­ten hat er da sei­nem Ziel ge­wid­met: „Wie man Ma­ni­pu­la­tio­nen durch­schaut“.

Bei­spiels­weise lis­tet er 17 „Me­tho­den der Ma­ni­pu­la­tion“ auf, zu de­nen er die Wie­der­ho­lung und Über­trei­bung der ei­ge­nen „gu­ten“ Po­si­tio­nen ebenso zählt, wie das Ver­schwei­gen ne­ga­ti­ver Aspekte, in­dem man nur die halbe Wahr­heit dar­stellt. Der „ge­zielte Ein­satz von Emo­tio­nen“ und stark wer­ten­den Be­grif­fen ge­höre ebenso dazu wie das Un­ter­mau­ern der ei­ge­nen Stär­ken bzw. Schwä­chen der Kon­kur­renz durch „Ex­per­ten“.

„Für die ei­gene Mei­nungs­bil­dung ist es au­ßer­dem gut zu wis­sen, wo­her Mel­dun­gen, Be­richte und Kom­men­tare kom­men“, schreibt er auf Seite 17. Denn: „Es gab schon im­mer Jour­na­lis­ten, die zum Bei­spiel der NATO eng ver­bun­den wa­ren.“ Dass etwa Re­dak­teure von FAZ, Süd­deut­scher Zei­tung, Zeit und Bild-Zei­tung „mit ei­nem at­lan­ti­schen Netz­werk und da­mit eng mit der NATO ver­bun­den sind… merkt man auch an ih­ren Tex­ten.“

Per­sön­lich er­lebt habe er zu­dem im Wahl­kampf, dass der Chef ei­nes für die SPD ar­bei­ten­den Um­frage-In­sti­tuts ge­fragt habe, „wel­ches Er­geb­nis wir bei der nächs­ten un­mit­tel­bar an­ste­hen­den Um­frage ha­ben wol­len“. Ent­we­der ein „eher gu­tes“, um „den Mit­zieh-Ef­fekt aus­zu­lö­sen“, oder ein „eher schlech­tes“, um zu­sätz­li­che Wäh­ler zu mo­bi­li­sie­ren.

Eine „be­son­dere Va­ri­ante“ der In­stru­men­ta­li­sie­rung von Um­fra­gen be­ob­ach­tete Mül­ler bei den Land­tags­wah­len von 2019 in Bran­den­burg und Sach­sen: „Da wur­den die Mi­nis­ter­prä­si­den­ten zu Sie­gern er­klärt, ob­wohl ihre Par­teien kräf­tig ver­lo­ren hat­ten.“

Der Grund: In den Um­fra­gen seien die Ver­luste noch deut­lich grö­ßer dar­ge­stellt wor­den, so dass dem­ge­gen­über das tat­säch­li­che Er­geb­nis we­ni­ger schlimm wirkte, mit­hin als Er­folg ver­bucht wurde.

Um­ge­kehrt kann also auch ein gu­tes Er­geb­nis der Kon­kur­renz­par­tei im Nach­hin­ein als Nie­der­la­gen für diese in­ter­pre­tiert wer­den, wenn de­ren Um­fra­ge­zah­len zu­vor hö­her an­ge­setzt wor­den wa­ren.

Al­brecht Mül­lers Ta­schen­buch „Glaube we­nig, hin­ter­frage al­les, denke selbst – wie man Ma­ni­pu­la­tio­nen durch­schaut“ gibt es beim Tha­lia-Ver­lag ver­sand­kos­ten­frei für 10 Euro. Kos­ten­frei ist das von ihm ge­grün­dete On­line-Ma­ga­zin Nach­Denk­Sei­ten.

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