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„Prüft alles und behaltet das Gute“, empfiehlt der Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die „gottesfürchtigen Griechen und einige vornehme Frauen“ der mazedonischen Küstenstadt Thessaloniki, wie Wikipedia weiß. Diese Stadt hatte der mazedonische König Kassander nach seiner Frau Thessalonika benannt, welche eine Schwester von Alexander dem Großen ist.
Was der Jesus-Jünger um 50 n. Chr. schrieb, hat die „Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen“ zur Jahreslosung für das Jahr 2025 erkoren. Angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl kommt ihr nun auch eine aktuelle politische Dimension zu.
Da jedoch der Apostel in seinem Brief keine weiteren Ausführungen darüber macht, wie eine solche Prüfung in der Praxis erfolgt, sei ersatzweise Albrecht Müller herangezogen, der jahrelang als Wahlkampf-Manger für die SPD tätig war. In seinem Buch „Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst“ plaudert er aus dem Nähkästchen. 144 Seiten hat er da seinem Ziel gewidmet: „Wie man Manipulationen durchschaut“.
Beispielsweise listet er 17 „Methoden der Manipulation“ auf, zu denen er die Wiederholung und Übertreibung der eigenen „guten“ Positionen ebenso zählt, wie das Verschweigen negativer Aspekte, indem man nur die halbe Wahrheit darstellt. Der „gezielte Einsatz von Emotionen“ und stark wertenden Begriffen gehöre ebenso dazu wie das Untermauern der eigenen Stärken bzw. Schwächen der Konkurrenz durch „Experten“.
„Für die eigene Meinungsbildung ist es außerdem gut zu wissen, woher Meldungen, Berichte und Kommentare kommen“, schreibt er auf Seite 17. Denn: „Es gab schon immer Journalisten, die zum Beispiel der NATO eng verbunden waren.“ Dass etwa Redakteure von FAZ, Süddeutscher Zeitung, Zeit und Bild-Zeitung „mit einem atlantischen Netzwerk und damit eng mit der NATO verbunden sind… merkt man auch an ihren Texten.“
Persönlich erlebt habe er zudem im Wahlkampf, dass der Chef eines für die SPD arbeitenden Umfrage-Instituts gefragt habe, „welches Ergebnis wir bei der nächsten unmittelbar anstehenden Umfrage haben wollen“. Entweder ein „eher gutes“, um „den Mitzieh-Effekt auszulösen“, oder ein „eher schlechtes“, um zusätzliche Wähler zu mobilisieren.
Eine „besondere Variante“ der Instrumentalisierung von Umfragen beobachtete Müller bei den Landtagswahlen von 2019 in Brandenburg und Sachsen: „Da wurden die Ministerpräsidenten zu Siegern erklärt, obwohl ihre Parteien kräftig verloren hatten.“
Der Grund: In den Umfragen seien die Verluste noch deutlich größer dargestellt worden, so dass demgegenüber das tatsächliche Ergebnis weniger schlimm wirkte, mithin als Erfolg verbucht wurde.
Umgekehrt kann also auch ein gutes Ergebnis der Konkurrenzpartei im Nachhinein als Niederlagen für diese interpretiert werden, wenn deren Umfragezahlen zuvor höher angesetzt worden waren.
Albrecht Müllers Taschenbuch „Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst – wie man Manipulationen durchschaut“ gibt es beim Thalia-Verlag versandkostenfrei für 10 Euro. Kostenfrei ist das von ihm gegründete Online-Magazin NachDenkSeiten.