Kommentar
Der Oberbürgermeister hat verkündet: Schorndorf solle bis zum Jahr 2035 klimaneutral werden. „Gemeinsam unsere Zukunft gestalten – für ein besseres Klima in unserer Stadt“, so hat er seine Haushaltsrede überschrieben.
Löblich, löblich.
Doch Moment – war da nicht noch was?
Ist nicht seit Monaten die Organisation „GermanZero“ in Schorndorf aktiv mit Demos, Veranstaltungen und dem Sammeln von Unterschriften, weil die Politik „verzagt und völlig unzureichend“ auf die Gefahren des Klimawandels reagiert?
Was ist mit Dörte Schnitzer und Wilhelm Pesch, die diese Aktivitäten koordinieren?
Was ist mit den fast 800 Bürgerinnen und Bürgern, die durch ihre Unterschrift signalisieren, wie wichtig ihnen das Thema ist?
Was ist mit der Fraktion der Grünen im Gemeinderat, die seit Jahrzehnten auf dieses Ziel hinarbeiten?
Warum erwähnt der Oberbürgermeister sie nicht?
Weil das Tradition hat.
Weil Führungspersonen immer noch meinen, sie müssten stets den „starken Mann“ markieren. Der, der alles weiß und alles kann. Alles alleine kann. Keine Hilfe braucht.
Doch das ist eine Illusion.
Kein Mann kann alles wissen, alles können, alles allein machen.
Wir sind alle Menschen. Wir sind keine Götter.
Wenn wir uns freilich zusammentun mit all unseren Fähigkeiten und Gaben, können wir gemeinsam Wunderbares vollbringen.
Es ist eine Win-Win-Situation, wenn der Oberbürgermeister denen, die mit ihm zusammen das Ziel der Klimaneutralität erreichen wollen, öffentlich dankt. Damit bliebe sein Anspruch, Mitarbeiterinnen und Mitstreiter stets wertschätzend zu behandeln, keine hohle Phrase.
Die, die sich mit ihm gemeinsam für das Wohl in der Stadt einsetzen, fühlten sich dadurch bestärkt, stünden auch künftig mit Rat und Tat an seiner Seite.
Der lachende Dritte wäre die ganze Stadt mit allen, die darin leben. Denn je mehr Fähigkeiten und Energien für das angestrebte Ziel eingebracht werden, desto besser.
Ein derart erfreuliches „Betriebsklima“ kostet noch nicht mal Geld – nur Einsicht und ein bisschen guten Willen.